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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge
Autoren: Dieter Saupe
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zu. Nur einmal. Es war wie ein Karateschlag.
    Blut strömte aus dem Hals, dort, wo die Alte getroffen hatte. Das Mädchen in Weiß aber brach unter diesem Hieb zusammen und regte sich nicht mehr.
    Eine halbe Sekunde später löste sich der Spuk auf.
    Zamorra aber wußte, daß es mehr als ein Spuk gewesen war.
    Langsam öffnete er die Augen.
    »Was war das?« fragte Nicole Duval, die noch dicht neben ihm stand.
    »Das war ein Auftritt des Teufels«, gab der Professor zur Antwort.
    »Und es war die jüngste und seltsamste Teufelin, die ich beobachtet habe.«
    »Ich fürchte, wir fahren nicht nach Ibiza«, meinte Nicole.
    »Sie fürchten richtig«, gab Zamorra zurück. Dann wandte er sich an Bill Fleming und sagte: »Und du darfst dich glücklich schätzen, Bill.«
    »Warum?«
    »Ibiza ist aus«, sagte Zamorra. »Aus, vorbei, tabu. Wir fliegen ins Land der Korkeichen. Das heißt: ich fliege. Aber ich werde den Wagen brauchen. Da wirst du mit Mademoiselle Duval eine schöne Fahrt durch halb Frankreich und ganz Spanien haben.«
    »Korkeichen?« war Bill Flemings Frage. »Wo gibt es denn so was?«
    »Ich nehme an, daß es so etwas zum Beispiel auf Madeira gibt. Aber die klassischen Korkeichenwälder stehen dort, wo der echte Portwein wächst. An den Ufern des Douro.«
    »In Portugal?« fragte Nicole.
    »In Portugal«, bestätigte der Professor mit einem Kopfnicken.
    »Und wozu das Auto?« fragte Bill Fleming.
    »Damit wir beweglich sind. In Portugal fängt man heute gerade erst an, fortschrittlich zu sein. Da kann es dir geschehen, daß du auf hundert Kilometer kein Taxi bekommst. Und das Land um die schö- ne Wein- und Hafenstadt Porto ist größer, als man gemeinhin annimmt.«
    »Und du fliegst voraus?«
    »Ja«, sagte Zamorra. »Nicole, bitte buchen Sie mir einen Platz in der nächsten Maschine nach Lissabon. Und dann rauschen Sie mit meinem Freund, dem Skeptiker, schon ab. Sie haben eine lange Fahrt vor sich.«
    ***
    Als das Mädchen in dem weißen Kleid aus ihrer Ohnmacht erwachte, war die Flammenwand fast völlig verglüht. Nur einzelne kleine Flammen zuckten noch über den Boden hin, wo sie ein paar trockene Äste als Nahrung für ihre feurigen Zungen fanden.
    Was in der Folge geschah, konnte Professor Zamorra nicht mehr wahrnehmen. Um diese Zeit saß er längst in der Maschine, deren Turbinen gleichmäßig brummten. Unter ihnen lag die kluftige Kette der Pyrenäen…
    Die einäugige Hexe trat an das Mädchen heran, das auf dem Boden lag. Es wimmerte leise, wußte nicht, was mit ihm geschehen war. Es hatte keine Ahnung, wie sehr es im Banne der alten Hexe stand.
    Der Name der Einäugigen war La Zanuga. Niemand wußte etwas über ihr Alter zu sagen. Bekannt war nur, daß ihre Behausung eine Höhle war. Weit weg von hier. Eine Höhle auf der Insel Ibiza, hoch über dem Meer.
    Nun war im Bezirk der Stadt Porto vor zwei Jahren ein aufsehenerregender Fall von Vampirismus über die erschreckte Bühne gegangen.
    Niemand hatte bis dahin mehr an die Existenz von blutsaugenden Dämonen geglaubt. Bis dann, am Rande eines mächtigen Eichenwaldes, ein junger Mann tot aufgefunden wurde. Sein Hals und seine Brust waren aufgerissen und arg zugerichtet.
    Zuerst hatte man an den Überfall durch ein wildes Tier gedacht.
    Aber die medizinischen Untersuchungen ergaben bald einwandfrei, daß die gräßlichen Bisse nur von einem Menschen stammen konnten.
    Wie ein Lauffeuer war die Nachricht des Entsetzens durch das ganze Land geeilt.
    »Es gibt keinen Wolf mehr«, raunten sich die Leute im Gebirge und in den Tälern zu.
    »Aber es ist ein Mensch da, der die Menschen reißt wie ein Wolf«, sagte der Kapitän Idor Capoa, der die Mordkommission in Porto leitete und mit dem unheimlichen Fall beauftragt wurde.
    Und dann war La Zanuga gekommen. Die einäugige Zigeunerin aus Ibiza.
    Stammesbrüder, die singend und spielend durch die Länder zogen, hatten die Kunde von dem Vampir in Portugal bis nach Ibiza gebracht.
    Da hatte die Alte kurzerhand ihre erbärmliche Höhle verlassen und war zum Festland gefahren, und von dort hatte sie den weiten Weg quer durch Spanien und den Norden Portugals hinter sich gebracht.
    Drei Wochen zu Fuß, und manchmal auf dem Karren einer Zigeunergruppe.
    Eines Tages stand sie vor der Präfektur des Kapitäns Idor Capoa.
    Sie wartete auf ihn, und sie erkannte ihn, als sei er ihr längst bekannt.
    Der Kapitän war kein furchtsamer Mann. Aber als er an jenem Morgen zum Dienst kam und diese schwarzhaarige, wild
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