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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge
Autoren: Dieter Saupe
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oder schon tot war.
    Das Grauenvolle an dem Bild aber war der Anblick eines jungen Mädchens, das über den scheinbar Toten gebeugt war.
    Von der ersten Sekunde an gab es keinen Zweifel für Zamorra. Er sah das Blut aus dem Hals und der Brust des Mannes fließen. Und er erkannte zwei dünne rote Spuren um den Mund des Mädchens.
    Dieses blühende junge Leben, fast ein Kind noch, war eine Vampirin!
    Sie schien ihre grausige Mahlzeit gerade beendet zu haben. Mit gierigen Blicken sah sie noch einmal auf ihr Opfer. Dann wandte sie sich ab und ging auf die Tür des Krankenzimmers zu.
    Zamorra hängte sich das Amulett, das an einer dünnen Kette befestigt war, um den Hals. Dann schloß er die Augen.
    Er wollte zunächst nicht an diese gräßliche Vision glauben. Aber die Bilder vor ihm wurden immer stärker, verdichteten sich zu einem Gemälde von Hexenwahn und Dämonie, wie die stärkste Fantasie eines Malers der mittelalterlichen Hexenprozesse es nicht hätte erfinden können.
    Zamorras rechte Hand war zur Faust geballt, um das Amulett gepreßt, das jetzt zu glühen schien.
    Noch dichter preßte er die Augen zusammen, um nichts mehr von seiner Umgebung zu sehen.
    Aber der Alptraum am hellen, lichten Tage, der ihn überfallen hatte, war nicht abzuschütteln.
    Zamorra sah das Bett mit dem Kranken. Er sah, wie der Mann sich aufbäumte, zweimal, dreimal kurz hintereinander. Dann sah er, wie die Lippen des Mannes sich öffneten, und er konnte den Schrei in Gedanken hören, der unheimlich und grell durch das fremde weiße Haus hallen mußte.
    Es war der Todesschrei des Mannes. Zamorra sah, wie der Fremde sich noch einmal aufbäumen wollte und auf seinem Lager zusammenbrach.
    Ein junges, unbekanntes Mädchen, ein Kind, wie Schnee und Blüten weiß und rein, hatte dem Fremden mit dem Blut das Leben aus den Adern gesogen.
    Zamorra preßte die Luft aus seinen Lungen, atmete schnell wieder ein.
    Konnte seine Vision wirklich die Übertragung eines echten Geschehens sein?
    Oder narrten ihn seine Sinne?
    Ein Mädchen, ein zierliches junges Mädchen, und eine Dämonin?
    Ein kaum erwachsenes Kind als Vampir?
    Zamorra konnte sich nicht entsinnen, jemals in der phantastischen und schon gar nicht in der historisch belegten Literatur über Vampirismus etwas Derartiges gelesen zu haben.
    Da erwachte das Fieber in ihm. Das Fieber, das ihn auf Dämonenjagd trieb.
    Und er wußte, daß es sich um einen ganz verteufelten Fall von Blutdurst und Schändlichkeit handeln würde.
    Seine Hand zuckte auf, in der das Amulett lag. Er sah das Mädchen aus dem fremden weißen Haus kommen. Es ging auf den Wald mit den seltsamen Bäumen zu und verschwand für kurze Zeit.
    Bald darauf sah und hörte er etwas, was er bisher für unglaublich gehalten hatte.
    Nicole Duval war inzwischen ein paar Schritte näher gekommen.
    Auch Bill Fleming folgte ihr, auch wenn er nicht wie Nicole und ihr Chef einem neuen, unheimlichen Mysterium auf der Spur zu sein glaubte.
    Bill Fleming war noch immer der alte Skeptiker. Zwar hatte ihm der Professor schon mehrmals von der Realität des Dämonentums Beweise geben können. Aber im Anfang eines jeden Falles blieb der Amerikaner unbeeindruckt. Er sah nur die Fakten eines Falles. Er glaubte nicht uneingeschränkt an das Vorhandensein von Dämonen, Vampiren, Hexen und anderen Unwesen, die den Menschen in ihren unheimlichen Bann ziehen.
    Hätte er in diesem Augenblick erleben können, was Zamorra sah und hörte, wäre er wohl anderer Ansicht gewesen.
    ***
    »Was ist, Professor?« kam leise die Stimme Nicole Duvals durch den Saal. Aber sie schien das Ohr des Professors nicht zu erreichen.
    Er reagierte nicht im geringsten auf diese Frage. Mit keiner Bewegung, mit keiner Antwort.
    Die Bewegungen, die Stimmen, die Bilder, die er mit geschlossenen Augen sah, erregten ihn viel zu sehr. Von seiner unmittelbaren Nachbarschaft nahm er nichts mehr wahr.
    Da war wieder das Mädchen vor ihm, Weiß wie Schnee ihr Kleid, bleich wie der Tod ihr Gesicht jetzt.
    Sie betrat einen Waldweg neben dem fremden weißen Haus.
    Plötzlich setzten die Trommeln ein. Ganz schwach zuerst, ganz leise, wie die Geräusche eines Holzstabs in einem Gefäß.
    Dumpf kamen zuerst kleine Wirbel, aber dann brach es los wie ein Inferno aus der Tiefe der Hölle. Die Erde bebte, und heulend erklangen aus dem Inneren des Erdballs gräßliche Laute.
    Zamorra verlor das Mädchen aus den Augen, sah es jedoch bald wieder. Aber diesmal schemenhafter. Dann verschwand die weiße
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