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0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

Titel: 0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus
Autoren: Wir zogen ihm den Schafspelz aus
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»Ein Kollege von mir sitzt in einer Nebenwohnung und wartet auf mein Stichwort. Falls es kommt, wird er einem Mädchen kräftig das Gesicht zerkratzen.«
    Ich sog heftig an der Zigarette.
    Sie hatten mich da ganz raffiniert in die Enge getrieben. Ich traute den Gangstern solch eine Brutalität durchaus zu. Allerdings konnte ich eine Behauptung nicht nachprüfen. Man konnte mich auch bluffen wollen. Sie wussten, dass ich in der Bude hockte, ohne mich auf normale Art mit der Außenwelt verständigen zu können.
    »Viel Zeit können wir ihnen nicht geben, Cotton«, redete die Stimme weiter, »in genau einer Minute möchte ich die Akten sehen, klar?«
    »Sie sind wertlos, ich kenne sie bereits.«
    »Das spielt keine Rolle, Cotton!«
    »Geht zum Teufel«, sagte ich und verließ den Korridor. Nein, ich wollte nicht den Kopf in den Sand stecken. Aber mir war ein Fenster eingefallen, das ich als Notausgang benutzen wollte. Ich wusste, dass sie mir mehr als nur eine Minute geben würden. Ihnen ging es nicht um das Mädchen, das sie möglicherweise als Druckmittel verwendeten, sie wollten die Akten haben.
    Ich ging hinüber ins Badezimmer und öffnete vorsichtig das kleine, viereckige Fenster, an das ich mich erinnert hatte. Um hinaussehen zu können, musste ich auf den Rand der Badewanne steigen. Was ich dort entdeckte, war nicht gerade erfreulich.
    Das Fenster war zwar groß genug, dass ich hindurchschlüpfen konnte, aber damit begannen erst die Probleme. Unter mir befand sich nichts als eine glatte Wand und weiter unten ein enger, lichtloser Hof, auf dem Mülltonnen herumstanden.
    Direkt gegenüber gab es ein zweites Fenster in normaler Größe. Wie ich erkennen konnte, handelte es sich um ein Korridorfenster.
    War die Entfernung mit einem Sprung zu schaffen? Ich maß mit den Augen, schüttelte jedoch mit dem Kopf. Das Badezimmerfenster war zu klein. Ich konnte mich nicht aufrichten, um einen Sprung zu riskieren. Und hinübergreifen kam wegen der Entfernung auch nicht in Betracht. Und das, obwohl die Distanz wirklich nicht sonderlich groß war.
    Das alles schoss mir in Sekundenschnelle durch den Kopf.
    Ich erinnerte mich aber auch der Bücherbretter im Wohnzimmer. Ich ging zurück in das erste Wohnzimmer und räumte die Bücherbretter leer. Ich schaffte es, zwei hübsche, solide, lange Bretter an Land zu ziehen. Im Eiltempo trug ich sie in den Baderaum und kletterte wieder auf den Rand der Wanne.
    Sie reichten dicke aus, die tiefe Hausschlucht zu überbrücken. Wenn ich vorsichtig war und darauf achtete, dass sie nicht abrutschten, konnte ich über sie in den Korridor klettern.
    Ich schob die beiden Bretter auf die Fensterbank des gegenüberliegenden Fensters. Meine einzige Sorge war, dass einer der Gangster dort auf mich lauerte und mich abschoss, während ich über die Bretter kroch.
    Ich schob mich durch das kleine Viereck und hatte die Pistole zwischen die Zähne genommen. Die Bretter waren gar nicht so solide, wie ich angenommen hatte. Sie bogen sich beängstigend durch und zu allem Übel entdeckte ich noch vor meinen Augen ein solides Astloch, das die Tragfähigkeit eines der Bretter erheblich verminderte.
    Ich konnte nur ganz vorsichtig kriechen und musste noch aufpassen, dass die Bretter nicht in Schwingung gerieten. Ich ging wie eine Katze nur auf Händen und Füßen. Den Leib legte ich nicht auf diese improvisierte Rutschbahn. Ich wusste ja sehr gut, wie knapp die Bretter auf dem Badezimmersims auflagen.
    Der Schweiß rann mir von der Stirn.
    Ich vergaß die Möglichkeit, dass ich abgeschossen werden konnte. Ich starrte nur wie hypnotisiert auf das verflixte Astloch, das zu zerreißen begann, das heißt, eine dünne Linie kroch von dort aus zum Rand des Brettes. Das sah kräftig nach Bruch aus.
    Der feine Haarriss im linken Brett klaffte weiter auf, es war eine Frage von Sekunden, bis das Brett nachgab und zerbarst.
    Da setzte ich alles auf eine Karte. Eine andere Möglichkeit blieb mir einfach nicht. Ich verlagerte mein Gewicht auf die Füße, richtete mich auf und schnellte mich einfach ab.
    Für Bruchteile von Sekunden hingen meine Hände hilflos in der Luft. Die Bretter rutschten vom Sims. Ich hörte das Scharren an der Hauswand, das Klatschen und das Sirren, als sie nach unten segelten.
    Dann legten sich meine Finger schon um die Wulst der Fensterbank. Weich fing ich meinen Körper ab, legte die ganze Kraft in die Fingerspitzen, die mein Gewicht tragen mussten.
    Dann schlug mein Gewicht gegen die Wand, ich
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