Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

Titel: 0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus
Autoren: Wir zogen ihm den Schafspelz aus
Vom Netzwerk:
den Blick auf einen Safe frei.
    Der flache Schlüssel, den ich erbeutet hatte, passte. Wenige Sekunden später konnte ich in den Safe greifen und einige Akten hervorziehen. Nachdem ich mich vergewissert hatte, nichts liegen gelassen zu haben, schloss ich das Fach und ließ den Bareinsatz wieder zuschnappen. Dann setze ich mich in einen Sessel und warf einen Blick in die drei Schnellhefter. Sie hatten es in sich.
    Eine Akte, die mit Fotos versehen war, befasste sich mit einem Filmschauspieler, der gerade ganz groß im Kommen war. Er hatte bisher in drei Filmen mitgewirkt und stand vor einer großen Karriere. Climax hatte ihn irgendwo am Meer belauert. Der junge Schauspieler flirtete dort am Strand mit einem Mädchen herum. Hinzu kamen dann Fotokopien von Quittungen, Hotelrechnungen und von einigen Briefen. Alles in allem ein ganz nettes Material, um der sensationshungrigen Leserschaft des Skandalmagazins Appetit zum Kauf zu machen.
    Die zweite Akte befasste sich mit einem Bauskandal. Ein Unternehmer schien ordentlich geschmiert zu haben. Es existierten einige Fotos, die wohl belastend waren, mit denen ich aber jetzt noch nichts anzufangen wusste. Dann eine Reihe von Firmenadressen und schließlich das Bild einer schwarzhaarigen, jungen Frau, die einen sehr zweifelhaften Eindruck auf mich machte.
    Der dritte Schnellhefter war interessanter.
    Ich fand hier nämlich den Namen eines gewissen Matt Winston, der uns als Boss einer Gangsterbande bekannt war. Matt Winston hatte lange gesessen und sich nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus nicht mehr gerührt. Dieser Matt Winston hatte in der Erpresserbranche gearbeitet, bis man ihm ein Bein hatte stellen können.
    Auch die Akte Winston enthielt die obligaten Fotos, auf denen er zusammen mit verschiedenen Frauen zu sehen war. Dann gab es wieder einige Fotokopien von Briefen, die Winston geschrieben haben musste. Er bat in diesen Briefen verschiedene Frauen um kurzfristige Darlehen, deren Höhe erstaunlich war.
    Schließlich existierte dann noch eine Einzelquittung, auf der Winston den Empfang von 2000 Dollar bestätigte, erhalten vom Herausgeber des Skandalmagazins, Red Welton.
    Ich nickte zufrieden, als ich die drei Akten zusammenlegte und sie mir unter den Arm klemmte. Ich hatte eine Verbindung zwischen Welton und der Unterwelt feststellen können. Verflixt viel für den Anfang. Wie der ermordete Climax an die Akten gekommen war, konnte ich mir noch nicht erklären. Hatte er hier eine eigene Suppe kochen wollen, oder handelte es sich um Redaktionsakten? Climax war außer dieser Ginger Punding, der Erbin und neuen Herausgeberin des Magazins, der einzige fest angestellte Reporter des Hauses gewesen.
    ***
    Als ich gehen wollte, erinnerte ich mich der flatternden Gardine. Misstrauisch, wie ich nun einmal in solchen Fällen bin, nahm ich mir vor, wachsam zu sein. Ich hatte keine Lust, beim Verlassen des Hauses erschossen und ausgeraubt zu werden.
    Aber Moment mal. Würden etwaige Angreifer auf mich unten vor dem Haus warten? War nicht wahrscheinlicher, dass sie bereits Stellung im Korridor bezogen hatten?
    Schlagartig hatte ich das Gefühl, in einer Falle zu stecken. Ich konnte mich auf meinen Instinkt verlassen. Ich ahnte, dass man etwas gegen mich geplant hatte.
    Als ich den Hörer aus der Gabel hob, wusste ich Bescheid. Sie hatten die Telefonleitung lahmgelegt. Wahrscheinlich saß irgendein Gangster in der Vermittlungszentrale des Hauses und blockierte die Gespräche.
    Ich hätte das Fenster öffnen und einige Schüsse in die Gegend abfeuern können. Das hätte bestimmt alarmierend gewirkt. Aber ich wollte mir diese Blöße nicht geben. Ganz abgesehen davon, dass mir nicht daran lag, einfach wegzulaufen. Ich wollte soviel wie möglich erfahren und dazu benötigte ich Menschen, die redeten.
    Plötzlich schrillte die Türklingel.
    Ich entsicherte meine Waffe und ging zum Korridor. Aber ich baute mich dort so auf, dass ich nicht getroffen werden konnte, falls man durch die Türfüllung schießen sollte.
    »Hallo, was ist?«, rief ich.
    »Cotton?«
    »Was liegt an?«, fragte ich noch einmal, etwas verwundert, dass man meinen Namen bereits kannte.
    »Wir brauchen die Akten aus dem Wandschrank«, erwiderte die Stimme leise aber deutlich. »Schieben Sie sie durch den Briefschlitz.«
    »Aber sonst sind Sie noch gesund, wie?«, fragte ich zurück. Ich musste über soviel Naivität doch lächeln. Sie wollten es sich sehr einfach machen.
    »Und ob wir gesund sind«, sagte die Stimme.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher