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0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

Titel: 0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus
Autoren: Wir zogen ihm den Schafspelz aus
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das war mir klar. Nur ein irres Gehirn konnte auf solch eine scheußliche Idee kommen, Kinder mit in eine Schießerei zu ziehen. Aber ich ging auf seinen Wunsch ein, ich wollte Zeit gewinnen.
    Ich warf deutlich sichtbar meine Automatic weg und hob beide Hände.
    »Komm’ her zu mir, Cotton«, gellte Vetra. »Beeil’ dich, mein Junge. Du sollst sehr viel Freude an mir haben.«
    Ich marschierte langsam auf ihn zu.
    Die beiden verschüchterten Kinder wimmerten und weinten. Sie standen verkrampft vor Vetra, der ihre Haare erfasst hatte, damit sie ihm nicht entwischen konnten. Sie sahen mich aus großen verängstigten Augen an und ahnten wohl im Unterbewusstsein, dass der Tod hinter ihnen stand, ein Tod, der sehr grausam sein würde.
    »Versucht nicht, mich aus dem Hinterhalt abzuschießen«, schrie Vetra in die anwachsende Menge, die sich um den Spielplatz versammelte. »Versucht es besser nicht, sonst nehme ich die beiden Kinder mit, darauf könnt ihr euch verlassen.«
    Er fuchtelte gefährlich fahrlässig mit seinem Revolver herum, und ich bedauerte es, ihn nicht schon im Korridor niedergeschossen zu haben.
    Nun hatte ich Vetra erreicht. Schaum stand vor seinem Mund. Sein Gesicht war unnatürlich bleich, die Augen groß und brennend.
    »Dich Cotton, werde ich mitnehmen«, sagte er gehässig. »Du hast mich gehetzt und du warst mir auf der Spur.«
    »Du warst eben zu sehr in dein Parfüm verliebt«, sagte ich. »Du hast gerochen wie ein ganzer Parfümerieladen.«
    Ich wollte ihn von den Kindern ablenken. Er musste die Existenz dieser beiden Geisel ganz vergessen. Sein Hass musste brennender werden. Ich wollte ihn so lange reizen, bis er tatsächlich schoss.
    »Du bist ein dreckiger Bursche, trotz deines Parfüms«, sagte ich leise, aber sehr deutlich. »Du bist nie ein Mann gewesen, Vetra. Das beweist schon das Gift, das du bei Welton angewendet hast. Du bist ein dreckiger, kleiner Schmierendarsteller. Ohne Format und ohne Eingebung…«
    Er kochte vor Wut. Und er vergaß die beiden Kinder. Er ließ sie los, aber die beiden Kleinen wagten nicht, sich vom Fleck zu rühren. Vielleicht war das auch gut so.
    »So, das denkst du also von mir«, sagte Vetra, und sein Atem pfiff. »Dreckig bin ich, kein Mann…? Ich werde es dir gleich zeigen. Ich weiß, dass ihr mich eingekesselt habt. Ich werde sterben, aber ich werde dich mit in die Hölle nehmen.«
    Ich sah an Vetra vorbei, der sich abduckte. Alles in ihm spannte sich, er stand dicht vor dem tödlichen Schuss.
    Schweiß perlte mir über die Stirn.
    Dort drüben auf den Wegen ballten sich die Passanten zusammen. Ich sah meine Kollegen, einige uniformierte Cops. Sie alle lauerten auf den richtigen Moment, um Vetra niederschießen zu können. Aber sie durften ihre Waffen nicht gebrauchen.
    Da standen die beiden kleinen Jungs und heulten vor sich hin. Hinten am Weg schrie eine Frau laut auf, Stimmen erhoben sich, die ersten Verwünschungen waren zu hören.
    »Haut ab«, sagte ich zu den Kleinen, »hier reden Männer und keine Kinder…«
    Besaß Vetra doch noch einen Funken von Ehrgefühl?
    Tatsächlich, er hob den Lauf seiner Waffe und bedrohte nicht weiter die beiden Kinder. Die Kleinen duckten sich und rannten dann eilig auf die Menschenmenge zu, die plötzlich still geworden war.
    »Wir wollen Schluss machen«, sagte ich zu Vetra. »Du machst dich ziemlich lächerlich, mein Lieber. Auf der Bühne bis du sogar noch besser als im Leben. Dort hättest du wenigstens laut Drehbuch längst geschossen.«
    »Ich werd’s dir zeigen«, flüsterte er und riss die Waffe hoch.
    Im gleichen Moment brachen zwei Schüsse los, aber sie waren nicht von Vetra abgefeuert worden. Meine beiden Kollegen vom FBI hatte sich bemerkbar gemacht.
    Es waren zwei Schüsse, die meisterhaft angebracht worden waren. Vetras Arme fielen herunter, er war nicht mehr fähig, sie zu erheben.
    Und dann brandete eine Sturzflut auf uns zu. Die aufgebrachten Menschen stürmten auf Vetra ein und machten ihm klar, wie sie über ihn dachten. Meine Kollegen und ich konnten Handgreiflichkeiten einfach nicht verhindern. Wir hatten Mühe und Not, Vetra vor dem Lynchen zu bewahren. Man richtete ihn aber so her, dass er drei Monate Krankenhausaufenthalt benötigte, bis man ihm den Prozess machen konnte.
    ENDE
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