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0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

Titel: 0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus
Autoren: Wir zogen ihm den Schafspelz aus
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bis ich endlich im Zuschauerraum stand.
    Die Bühne war hell erleuchtet. Die Schauspieler waren bei der Stellprobe und trugen noch ihre Privatkleider. Über den Orchesterraum hatte man eine Brücke gelegt, und in der ersten Bankreihe saß Nebcome vor einem Regiepult. Er blätterte gerade sehr angeregt in einem dicken Buch herum und ließ sich von einem Mann eine Menge ins Ohr sagen. Sie beratschlagten wohl über irgendein Regieproblem.
    Erst als ich vor dem Pult stand, hob Nebcome den Kopf. Er brauchte einige Zeit, bis er etwas mit mir anfangen konnte. Dann allerdings sprang er hoch und schickte den jungen Mann auf die Bühne.
    »Ich störe, wie?«, fragte ich.
    »Wir sind mitten in der Probe«, sagte Asach Nebcome, »aber Ihre Dinge haben nun einmal Vorrang.«
    »Ich werde nicht lange stören«, sagte ich. »Haben Sie für längere Zeit das Theater hier verlassen?«
    »Ich bin seit drei Stunden bei der Arbeit und war zweimal auf der Toilette«, sagte er und lächelte ironisch.
    »Wahrscheinlich haben Sie Zeugen dafür, ja?«
    »Natürlich. Sie können fragen, wen Sie wollen.«
    »Haben Sie spezielle Freunde, die Ihnen gern etwas am Zeug flicken wollen?«
    »Wie soll ich diese Frage verstehen?«
    »Ihr Wagen wurde gestohlen und von dem mutmaßlichen Mörder Weltons benutzt, um Morland zu erschießen.«
    »Nein…«
    »Doch es war eindeutig Ihr Wagen, der von dem Täter benutzt wurde.«
    »Wenn ich den Kerl erwische, der mir da Schwierigkeiten bereiten will, drehe ich ihm den Hals um.«
    »Mit solchen Äußerungen sollten Sie aber vorsichtiger sein«, warnte ich ihn. »Wie leicht kann was passieren, und dann sagt alle Welt, Sie hätten so etwas ohnehin vorgehabt.«
    »Ich bin nervös«, entschuldigte er sich. »Ist dieser verrücke Mordfall Welton denn nicht endlich überstanden?«
    »Nur keine Sorge, wir werden uns noch heute den Mörder kaufen«, versicherte ich ihm. »Sie müssen zugeben, dass das schnell geklappt hat. Überlegen Sie mal, wann der Mord an Welton geschehen ist.«
    »Ich bin froh, wenn ich das alles hinter mir habe«, sagte er.
    »Und wir erst. Lassen Sie sich jetzt nicht weiter stören, Nebcome, wann soll denn Premiere sein?«
    »In acht Tagen. Und nichts klappt bisher. Das wird eine tolle Katastrophe werden.«
    Ich ließ ihn zurück ans Regiepult treten und verließ das Theater. Mir ging es darum, noch einmal so etwas wie eine Bestandsaufnahme zu machen, dann wollte ich mir gegen Abend den Mörder Weltons vornehmen. Ja wirklich, ich ahnte, wer es war, nur musste ich noch einige Beweise sammeln.
    Ich wollte gerade mein neues Ziel ansteuem, nämlich die Redaktion des Skandalmagazins, als ich einen Anruf erhielt. Der Summer meiner Funksprechanlage meldete sich, und ich hob den Hörer aus der Gabel.
    Meine Dienststelle teilte mir mit, Kim Poltac habe angerufen und durchgegeben, überfallen worden zu sein.
    Ich übernahm sofort diesen Fall, bat aber darum, mir doch einige Beamte herauszuschicken. Dann drückte ich aufs Gaspedal und fuhr mit heulender Sirene durch den Verkehr. Die disziplinierten Autofahrer schufen mir eine Piste, über die ich mit großer Geschwindigkeit fahren konnte.
    ***
    So erreichte ich es auch, sehr schnell zu dem Haus zu kommen, in dem Kim Poltac wohnte. Ich stürzte nach oben und fand-VernonVetra in der geöffneten Wohnungstür. Erleichtert begrüßte er mich.
    »Gut, dass Sie kommen, Agent«, sagte er. »Kim ist überfallen worden, man wollte sie ermorden.«
    »Lebt sie noch?«
    »Sie ist niedergeschlagen worden«, sagte er nervös. »Ich glaube, dass sie jetzt einen Schock hat. Sie ist völlig aus dem Häuschen.«
    Ich ging an ihm vorbei in die Wohnung und befasste mich mit Kim Poltac.
    Sie lag mit geschlossenen Augen auf der Couch und weinte. Ihre Schultern bebten, und sie reagierte überhaupt nicht, als ich sie anredete. Ich ließ sie liegen.
    »Wann sind Sie gekommen, Vetra?«, fragte ich den Schauspieler.
    »Vor ein paar Minuten«, sagte er, »ich war beim Arzt. Sie können ihn anrufen und sich nach mir erkundigen. Ich habe mich entschlossen, eine Entwöhnungskur mitzumachen, freiwillig. Ich will endlich von dem Gift loskommen.«
    »Prächtig, prächtig«, sagte ich, »so eine Kur ist genau das, was Sie brauchen, Vetra… Miss Poltac…«
    Sie hatte die Augen geöffnet und starrte mich an. Sie fuhr sich über die Stirn und schluchzte.
    »Was ist denn nun eigentlich geschehen?«, fragte ich sie. »Sie können ganz beruhigt sein, Miss Poltac, Ihnen wird nichts mehr
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