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0031 - Wir durchschauten seine Maske

0031 - Wir durchschauten seine Maske

Titel: 0031 - Wir durchschauten seine Maske
Autoren: Wir durchschauten seine Maske
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befreien. Dann ließ ich sie wieder in meine Rocktasche gleiten.
    »Rauchen Sie, Duff?« fragte ich, als ich wieder am Tisch saß.
    »Hin und wieder«, erwiderte er, »nicht sehr viel.«
    Ich legte die Packung auf den Tisch, wobei ich sie nur an der oberen Kante berührte.
    »Bedienen Sie sich«, sagte ich und trank mein Glas aus. Aus den Augenwinkeln sah ich, daß er die Packung in die Hand nahm und sich eine Zigarette herausfischte.
    Ich gab ihm höflich Feuer. Während er die Zigarette an die Flamme meines Feuerzeugs hielt und ziemlich ungeübt anrauchte, ließ ich die Packung wieder verschwinden.
    Mich traf ein Blick aus Phils Augen. Er hatt nämlich sofort kapiert, was das ganze Manöver bezweckte.
    »Kennen Sie Brownie?« fragte ich den jungen Postbeamten, um irgendein Gesprächsthema zu haben.
    Er nickte. »In unserem kleinen Dorf kennt jeder jeden.«
    »Was ist das für ein Mensch?«
    »Oh, ich finde ihn eigentlich ganz nett. Er ist eben ein Draufgänger, wissen Sie? Man munkelt, daß er etwas mit der Frau von Bat Quire hätte, aber wer weiß, ob daran etwas Wahres ist.«
    »Mit der Frau von Bat Quire? Das ist doch der Bürgermeister, nicht wahr?«
    »Ja, er ist ja den ganzen Tag über in New York. Sie wissen vielleicht, daß er Redakteur beim ,Herald‘ ist.«
    »Ja, es wurde uns erzählt. Was ist denn mit seiner Frau los?«
    »Oh, sie ist sehr hübsch. Und ich glaube, sie hat keine Lust, in einem Dorf zu leben. Sie stammt aus Chicago, und sie macht keinen Hehl daraus, daß es ihr in Green Woods nicht gefällt.«
    »Und man munkelt, Bird Brownie hätte irgend etwas mit ihr?«
    »Ja. Weil er nämlich stundenlang bei ihr herumsitzt, wenn Bat nicht da ist. Aber er ist ja nicht der einzige.«
    »Wieso?«
    »Tom Raller ist auch hinter der Frau her.«
    »Wer ist Tom Raller?«
    »Ein Farmer hier aus der Gegend. Er ist nicht gerade reich, aber er hat eine ziemlich große Farm, die gut ihren Mann ernährt. Allerdings scheint er bei Mrs. Quire wenig Chancen zu haben.« Zufällig sah ich, daß sich Bird Brownie an der Theke von den anderen Männern verabschiedete und das Lokal verließ.
    Duff Eal sah es auch und grinste: »Vermutlich geht er jetzt zu ihr. Bat kommt nie vor elf Uhr abends nach Hause.«
    »Weiß denn Bat Quire nichts davon?«
    »Von der Geschieht mit seiner Frau und Brownie? Ich glaube, nicht. Wer soll es ihm schon erzählen? Richtige Freunde hat er nicht im Dorf, und man mischt sich ja auch nicht gern in solche Dinge, nicht?«
    »Ja, ja, natürlich.«
    »Sagen Sie, wovon lebt dieser Brownie eigentlich?« fragte ich ziemlich plump und direkt.
    »Da fragen Sie mich zuviel. Das weiß kein Mensch im Dorf. Er spricht auch nicht darüber.«
    »Jedenfalls scheint er gut bei Kasse zu sein. Als er heute kam, spendierte er gleich eine ganze Runde fürs Lokal.«
    »Seit ein paar Tagen tut er das jeden Abend. Er muß plötzlich zu Geld gekommen sein. Bis vorige Woche ging’s ihm nämlich ziemlich dreckig. Er hatte eine Menge Schulden, und bei O’Brien bekam er schon nichts mehr auf Kredit, weil seine Rechnung dort zu groß geworden war. Und am Freitag hat er auf einmal alles bezahlt, gleich auf einen Schlag.«
    »So? Na, vielleicht hat er eine Erbschaft gemacht.«
    »Das kann nicht gut sein. Brownie erzählte immer, er hätte keine Verwandten mehr. Woher sollte er also etwas erben?«
    »Es muß ja nicht eine Erbschaft sein. Vielleicht hat er beim Spiel gewonnen oder sonst etwas Ähnliches.«
    Duff Eal nickte. »Sicher«, sagte er, »so kann es gewesen sein.«
    Man konnte ihm anhören, daß er anderer Meinung war. Aber er schien nicht darüber sprachen zu wollen. Und ich wollte nicht allzu neugierig fragen, um ihn nicht zurückzustoßen.
    »Sie wohnen doch jetzt in dem Haus, wo Martens gewohnt hat, nicht wahr?« fragte Duff nach einer Weile.
    »Ja, warum?«
    »Ach, ich frage nur so. Ist es für Sie nicht ein bißchen langweilig in so einem kleinen Dorf?«
    »Ach, es geht.«
    »Wissen Sie, ich frage eigentlich, weil ich nicht weiß, was ich mit den Zeitschriften machen soll, die Mr. Martens abonniert hatte. Er bekam jeden Monat einige Zeitschriften durch die Post, weil wir ja keine Zeitschriftenhandlung im Ort haben.«
    »Bestellen Sie die Dinger ab«, sagte ich. »Wir haben genug von Zeitungen, seit wir selbst für Zeitschriften arbeiten.«
    Duff hielt das für einen Witz und amüsierte sich. Aber sein Lachen klang sehr gekünstelt.
    »Na, Sie werden ja sicher auch noch ein ganzes Paket alter Zeitschriften
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