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0029 - Ich, das Gift und Mister X

0029 - Ich, das Gift und Mister X

Titel: 0029 - Ich, das Gift und Mister X
Autoren: das Gift und Mister X Ich
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richtete sich nach meinem Spruch plötzlich kerzengerade auf.
    »Hören Sie mal, Cotton. Wenn mich jemand besucht, frage ich ihn nicht erst, ob ihr hinter ihm her sein, klar? Jones hat darüber nicht geredet, und seinen Steckbrief habt ihr mir auch nicht geschickt. Er wollte mal anfangen, von Geschäften zu quasseln, aber ich steckte ihm gleich den richtigen Bescheid. Ich will meine Ruhe haben, und basta. Wenn Jones kam, haben wir Karten gespielt und uns einen auf die Lampe gegossen. Das ist alles, was ich darüber sagen kann, Cotton!«
    »Sehr schade! Ich hatte wirklich gehofft, Sie würden uns etwas über seine Geschäfte erzählen können.«
    »Sie glauben doch selbst nicht, dass ich jemanden verpfeifen würde, Cotton?«
    »Wir kennen Sie ja, Di, aber diesmal hatte ich mit Ihnen bestimmt nicht gerechnet. Sie würden damit nicht nur uns geholfen haben… wenn es auch Trowe selbst nichts mehr genützt hätte. Wir haben Trowe zwar bekommen, aber nur noch als Leiche, Di!«
    ***
    Eine Weile herrschte Stille.
    Poker-Di war wieder in seinen Sessel zurückgesunken. Ich sah, dass seine Rechte zitterte, als er das Glas wieder an die Lippen brachte. Er trank es mit einem einzigen Zug leer, ließ es auf den Rauchtisch klirren und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Stirn. Er sah mich an, aber sein Blick ging durch mich hindurch.
    »Jones ist tot?«, murmelte er abwehrend. »Ihr habt ihn…?«
    »Nicht wir, Di! Die Leute, mit denen er seine Geschäfte machte! Jones Trowe wurde ermordet, Di!«, sagte ich rau.
    »Ermordet«, wiederholte Orlesville flüsternd. »Ermordet also… Diese gemeinen Schweine!«
    »Er kam immer alleine, ja?«
    »Immer!«
    »Glauben Sie, dass er sich irgendwie bedroht fühlte?«
    »Nein, nein, ausgeschlossen. Er hatte bestimmt keine Ahnung. Er war… nein, ich kann mir nicht denken, dass er wusste, was sie mit ihm vorhatten!«
    »Und Sie wissen wirklich nicht, womit er sich hier beschäftigt hat?«
    »Nein ich weiß es nicht, Cotton! Verdammt, wenn ich es wüsste, jetzt würde ich es Ihnen sagen!«
    Ich glaubte ihm aufs Wort. Wäre Trowe unter den Kugeln aus Polizeirevolvern gefallen, dann hätte sich Poker-Di drüber längst nicht so aufgeregt. Jeder, der sich außerhalb der Gesetze stellt, muss früher oder später mit diesem Ende rechnen. Aber Trowe war von Leuten seines Schlages getötet worden, und damit fand sich Dwight Orlesville nicht so leicht ab.
    »Wissen Sie, dass Trowe Morphinist war, Di?«, fragte Phil von der Seite her.
    Der Kopf des Gangsters fuhr herum. Einen Moment musste Orlesville die Sprache verloren haben. Er bewegte die Lippen, aber er brachte nichts hervor. Er war schneeweiß geworden, und sein Blick flackerte. Nach langen Sekunden fasste er sich dann und keuchte nervös: »Das ist doch wieder so ein Trick von euch?«
    »Er ist die Wahrheit, Di«, sagte ich ernst. »Jones Trowe war Morphinist.«
    »Zum Teufel, das… das ändert alles!«
    »Ich schätze, dass Sie jetzt dasselbe denken, wie wir«, sagte Phil nüchtern.
    »Ich hab’s mir angewöhnt, manchmal lieber gar nichts zu denken, Decker. Wenn man über gewisse Sachen nicht nachdenkt, gerät man nicht in Gefahr, sich irgendwie zu verraten. Das hier ist so ein Fall.«
    »Sie werden uns also nicht helfen, Di?«
    Ich bekam keine Antwort.
    »Jones Trowe war Ihr Freund, nicht wahr? Sie kannten ihn schon als Jungen und…«
    »Ich bin fünfzig Jahre alt geworden, und für unsereinen ist das schon ein Greisenalter, Cotton«, sagte Poker-Di schwer. »Wenn mich mein Herz nicht im Stich lässt, kann ich noch ein Weilchen leben… aber nur, wenn ich mich nicht um Dinge kümmere, die mich nichts angehen. Sie haben selbst gesagt, dass es Jones nichts nützen würde, wenn ich mich auf Ihre Seite stelle.«
    Das war deutlich genug. Wir brauchten uns also keine Hoffnungen zu machen, dass Dwight Orlesville seine Verbindungen spielen lassen würde. Ich bezweifelte nicht, dass er noch irgendeinen Kontakt zu irgendwelchen Leuten in Chicago hatte, aber er würde das nicht ausnützen.
    Er glaubte wirklich dasselbe wie wir. Er ahnte, dass Jones Trowe zu dem Rauschgift-Ring gehört hatte, und das war eine Organisation, mit der er nichts zu tun haben wollte. Er hätte uns geholfen, wenn es gegen einen einfachen Rakettgang gegangen wäre, aber er würde keinen Finger rühren… jetzt, nachdem er glauben musste, dass Trowe zu den Schmugglern gehört hatte.
    Wir redeten dann noch ein Weilchen über das Wetter, über das Angeln und über
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