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0029 - Die Flotte der Springer

0029 - Die Flotte der Springer

Titel: 0029 - Die Flotte der Springer
Autoren: Kurt Mahr
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hätten!"
    Das änderte die Situation. Tiff gab allgemeines Redeverbot. Wenn jemand etwas zu sagen hatte, dann sollte er es möglichst durch Gesten bekanntgeben. Gesprochen wurde nur noch in eiligen und wichtigen Fällen.
    Denn wenn der Unbekannte nicht durch Zufall dort im Norden gelandet war, sondern deswegen, weil er RB-013 geortet hatte, dann würde er jetzt damit beschäftigt sein, das Hochfrequenzband abzusuchen und ihre Gespräche zu belauschen.
    Die Helmsender arbeiteten im Augenblick zwar mit minimaler Energie, im sogenannten Direkt-Sprechverkehr, aber mit einem geeigneten Empfänger könnte man auch solche Sendungen über mehrere Kilometer hinweg empfangen. Tiff überlegte fieberhaft. Wenn die Fremden - er erinnerte sich, daß die linsenförmigen Beiboote zweisitzige Fahrzeuge waren - RB-013 geortet hatten, dann würden sie über kurz oder lang herankommen und ihre ehemaligen Gefangenen wieder einfangen wollen. Bis dahin brauchte Tiff einen Plan.
     
    *
     
    „Sie rühren sich nicht", sagte Paradicsom verwundert. Er starrte auf den Lichtfleck. „Wenn sie es überhaupt sind", gab Mernök zu bedenken. Paradicsom grunzte. „Wer sollte es sonst sein? Der Punkt liegt genau auf der Verlängerung ihrer Spur!" Mernök lachte. „Und wer von ihnen besteht aus Metall?"
    Paradicsom runzelte die Stirn. „Vielleicht tragen sie einen Metallbehälter mit sich herum!" Paradicsom dachte noch eine Weile nach. Dann entschloß er sich. „Wir fliegen hin!" knurrte er.
     
    *
     
    RB-013 erwachte aus seiner Starre. „Bewegung!" schnarrte er. Weiter sagte er nichts. Das Wort war unverfänglich, und jeder durfte es hören.
    Tiff stand auf und ging zu dem Robot. RB-013 hatte sich vornübergebeugt und zeichnete ein Koordinatensystem mit breiten Furchen in den Schnee. An den Ortsvektor schrieb er den Betrag der augenblicklichen Entfernung, an die beiden Winkel die Richtungen.
    Tiff verstand, daß das Beiboot auf ihren augenblicklichen Standort zukam. Es würde nur ein paar Augenblicke brauchen, bis es hier war. Und er hatte noch keine Idee! Er befahl RB-013 ihm die Topographie der näheren Umgebung zu beschreiben, und im Augenblick kümmerte es ihn wenig, wer seine Worte abhören konnte. Es war ihnen ohnehin nichts zu entnehmen.
    RB-013 lieferte seine Beschreibung eilig, mit wenigen Worten und um so mehr leicht verständlichen Zeichnungen im Schnee.
    Im Süden, etwa drei Kilometer entfernt, gab es eine mittelmäßige Bodenerhebung, einen Hügel von etwa fünfzig Metern Höhe, mit sanften Hängen nach Osten, Norden und Westen. Der Hügelgrat war jedoch unregelmäßig gezackt, so, daß RB-013 vermutete, daß der Hügel nach Süden hin wesentlich schroffer abfiel.
    Und dann hatte Tiff plötzlich seine Idee.
    Sie hatte nur einen einzigen Fehler: Sie baute darauf, daß das Beiboot nicht allzu hastig angriff. Wenn es das nicht tat, würde die Idee Erfolg bringen.
     
    *
     
    Paradicsom hatte das Steuer übernommen. Er hielt Mernök, ohne, daß er es zugab, für zu unentschlossen, als, daß er ihm in dieser Lage, die Lenkung der Maschine hätte überlassen mögen.
    Mernök beobachtete statt dessen Orter- und Tasterbildschirme. Paradicsom brachte den größten Teil der Strecke, die sie noch von den Flüchtlingen trennte, in wenigen Augenblicken hinter sich. Er wäre in demselben Tempo weitergeflogen, hätte er nicht in diesem Augenblick einen Anruf von Kapitän Orlgans bekommen, der ihm auftrug, so vorsichtig wie möglich zu sein.
    Paradicsom nahm an, daß der Kapitän einen guten Grund für seine Warnung habe, und da er selbst zwar ein Draufgänger, aber keineswegs tollkühn um jeden Preis war, nahm er sich Orlgans Anruf zu Herzen, bog von seinem bisherigen Kurs ab und ging, nur noch tausend Meter von dem metallischen Gegenstand entfernt, aufs neue in Wartestellung.
    Er fragte sich zwar, wie er auf diese Weise jemals herausfinden solle, ob er die Flüchtlinge ohne besondere Vorsichtsmaßnahme werde angreifen können. Aber schließlich verließ er sich doch darauf, daß ihm, oder notfalls auch Mernök, beizeiten eine brauchbare Idee kommen werde.
     
    *
     
    „Schneller!" knurrte Tiff. „Wir haben keine Sekunde zu verlieren!"
    Auch die beiden Mädchen halfen mit. Das Loch im Schnee wurde tiefer. RB-013 leistete den Löwenanteil der Arbeit.
     
    *
     
    Eine Viertelstunde verging, ohne, daß Paradicsom der erhoffte, brauchbare Gedanke kam. Ein wenig mürrisch fragte er Mernök, ob ihm etwas eingefallen sei, aber Mernök gab zunächst
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