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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
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unsere Namen nicht wußte. Andererseits schien ihm die Tatsache, daß auch wir einen Kahn im Vergnügungshafen von Paris liegen hatten, zu genügen, um uns einzuladen.
    »Gut, daß wir die Smokings mitgenommen haben«, sagte Phil. »Der 17. ist bereits morgen. Es wäre schwer gewesen, bis dahin Smokings zu leihen.«
    ***
    Wir hatten wohl den nächsten Weg von allen Eingeladenen, und so konnten wir es uns leisten, am anderen Abend auf die letzte Minute zu gehen. Wir hatten, schon im Smoking, zwei Sessel in den Leitstand geholt und beobachteten die anrollenden Wagen und die Gäste, die ausstiegen. Wir taten es nicht nur aus reiner Neugier oder aus Interesse an den schönen Kleidern der Frauen. Heute morgen hatten wir einen Rohrpostbrief erhalten, dessen Text lautete:
    »Interessieren Sie sich für die Teilnehmer am Bordfest der ›Serenite‹, wenn möglich, versuchen Sie Kontakt zu diesem Personenkreis aufzunehmen.«
    Interpol hatte offensichtlich nicht zu hoffen gewagt, -aß wir selbst eingeladen werden würden. Wir waren ziemlich stolz darauf, daß wir anscheinend einen besseren Eindruck machten, als unsere Chefs erwarteten.
    Punkt acht Uhr verließen wir die ›Gundula‹ und gingen zur ›Serenite‹ hinüber. Zu diesem Zeitpunkt war der Kai schon vollgestopft mit Wagen aller Größenklassen. Oben auf der Straßenmauer hatte sich eine beachtliche Schar von Neugierigen gesammelt, die der glanzvollen Auffahrt offenbar sehr reicher Leute mit Genuß und einer Menge von Bemerkungen zusahen, die sich nicht nur auf die Kleider und den Schmuck, sondern auch häufig genug auf die Figuren der weiblichen Gäste von Mr. John F. Starp bezogen.
    Ich warf einen Blick zu diesem Wall von Gesichtern hoch, die von dort oben auf den Kai hinunterblickten. In der vordersten Reihe sah ich ein dickliches Gesicht mit leichten Hängebacken und einer randlosen Brille auf einer stumpfen Nase. Unsere Blicke trafen sich, und wir wußte beide, daß wir uns wiedererkannt hatten, obwohl er heute nicht an seinen Hut griff.
    »Der seltsame Kauz von gestern nacht sieht auch heute wieder zu«, sagte ich leise zu Phil.
    »Wo?« fragte er, aber ich faßte seinen Arm und zog ihn mit.
    »Laß nur«, sagte ich. »Heute hat er ja einen Grund, zuzusehen.«
    Das Deck der ›Serenite‹ ragte ein paar Fuß über die Kaihöhe hinaus, und man hatte eine breite Gangway angebracht, die mit einem roten Läufer belegt war. Vor uns ging eben ein Ehepaar über die Gangway. Die Dame trug ein leicht rosa Abendkleid, das irgendwo in der Magengegend anfing, aber dafür trug sie oben herum außer einem Nerzcape noch ein paar Pfund Perlen.
    Der Gatte, der im weißen Smoking vor ihr hertänzelte, war bedeutend älter und bedeutend weniger beeindruckend als sie.
    Am Ende der Gangway empfing sie ein gestriegelter Mensch im schwarzen Smoking mit einer tiefen Verbeugung und dirigierte sie mit ein paar Handbewegungen zum Achterdeck, von wo bereits Musik erscholl.
    Als der Gestriegelte aus der Verneigung vor uns wieder auftauchte, sah er uns fragend an, aber er war erfahren genug, uns gleich richtig einzuschätzen, und erkundigte sich auf Englisch: »Mit wem habe ich die Ehre?«
    Ich gab ihm die Einladungskarte.
    »Die Schiffseigner von MS ›Gundula,«‹ sagte ich.
    Er verbeugte sich sofort noch einmal.
    »Entschuldigen Sie vielmals, Mr. Cotton und Mr. Decker«, sagte er, »daß ich die dumme Formulierung wählte, aber als Mr. Starp gestern sehr spät den Wunsch äußerte, seine neuen Schiffsnachbarn auch einzuladen, konnte ich leider nicht mehr Ihre Namen in Erfahrung bringen.«
    »Und woher wissen Sie sie jetzt?« fragte ich.
    Er lächelte geschmeidig. »Ein guter Sekretär muß alles in Erfahrung bringen können. Es war übrigens nicht sehr schwer. Das Hafenbüro fertigt Duplikate der Ankergenehmigung aus. Und man erreicht fast alles in Frankreich durch ein Trinkgeld.«
    »Sehr schön«, antwortete ich trocken. »Und wo kann ich mich jetzt bei Mr. Starp für die Einladung bedanken?«
    »Er befindet sich auf dem Achterdeck. Ich mache Sie gern mit ihm bekannt, sobald die letzten Gäste hier sind, aber es fehlen noch einige. Die Herzogin von Cartes, zum Beispiel, kommt aus Prinzip eine halbe Stunde zu spät.«
    Wir schlenderten den Relinggang entlang. Es wimmelte von Menschen in Smokings, Fräcken und Abendkleidern, die in größeren und kleineren Gruppen beieinanderstanden und aufeinander einredeten. Die ›Serenite‹ war zwar eine wunderschöne und gar nicht kleine Jacht,
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