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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
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klaute, als sie in Rußland die Adligen an die Wand stellten.«
    Er wurde ein wenig lebhafter. »Und mit wem spricht Mr. Zalkolkow? Natürlich mit Akam Ghergieff. Wie man diesen Namen ausspricht, weiß ich natürlich auch nicht. Sehen Sie, wie die beiden aufeinander einreden. Da spricht der Fuchs mit dem Schakal, oder der Iltis mit dem Marder, jedenfalls ist es ein Gespräch zwischen zwei durchaus gleichberechtigten Partnern.«
    Akam Ghergieff war ein untersetzter, dicker Mann, dessen schmales Gesicht in einem scharfen Kontrast zu seinem Körper stand. Er hatte den Kopf vorgestreckt und redete mit kurzen, bestimmten Gesten, die etwas Bösartiges an sich hatten, auf den Russen ein. Bowers Erklärungen drangen an mein Ohr, während ich die Männer musterte.
    »Ist Levantiner, dieser Akam, in irgendeinem obskuren Balkanstaat geboren. Weiß nicht genau, in welchem. Kommt mir immer vor, als bade er in Olivenöl. Kann mir kaum vorstellen, daß jemand mit ihm Geschäfte macht. Man bekommt fettige Finger, wenn man sich mit ihm einläßt, aber es muß 'ne Menge Leute geben, die sich mit ihm einlassen. Er verfügt über eines der elegantesten Schiffe im Port de Plaisir, auch nicht viel kleiner als Starps Kahn. Verschwindet manchmal für Monate, und man sagt, daß er sich dann in Küstengewässern herumtreibt, in die ich mich nur in Begleitung eines ansehnlichen Teils der britischen Flotte trauen würde. Weiß der Henker, was er dort treibt. Angeblich handelt er mit Teppichen, aber ich tippe eher auf Waffen oder sonst etwas, das massig Geld bringt.«
    »Hören Sie, Mr. Bower«, sagte ich lachend. »Wenn alles stimmt, was Sie uns sagen — woran ich selbstverständlich nicht zweifle —, dann kann ich kaum verstehen, warum Mr. Starp sich zu seinem Bordfest anscheinend nur Spleenige und Halunken einlädt.«
    Er sah uns mit hochgezogenen Brauen an.
    »Das fragen Sie, obwohl Sie Landsmann von ihm sind?«
    »Entschuldigen Sie, bitte«, sagte Phil, »aber die USA haben zweihundert Millionen Einwohner. Man kann nicht jeden kennen. Wir, zum Beispiel, kennen Mr. John Starp nicht näher, obwohl wir uns auf seinem Schiff befinden.«
    »Ach so«, antwortete Bower und zeigte lange gelbe Zähne, als er grinste. »Die Antwort ist einfach. Natürlich ist John F. Starp ein genauso großer Halunke wie seine Gäste oder vielleicht sogar ein noch größerer.«
    »Mr. Bower«, erkundigte ich mich nachsichtig. »Sind Sie der einzig ehrliche Mensch an Bord?«
    »Ja«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Kommen Sie, ich mache Sie mit John F. Starp bekannt.«
    ***
    Er drängte sich reichlich rücksichtslos durch die Menschengruppen zur Heckreling. Es machte ihm wenig, wenn er einige hübsche Damen unsanft anstieß oder ihnen auf die Schleppen ihrer Abendkleider trat. Schließlich sprengte er den Ring einer Gruppe von Leuten, die unmittelbar unter dem Flaggenstock der Heckfahne einen Kreis bildeten.
    »Hallo, John!« rief er einen Mann im weißen Smoking an. »Hier sind ein paar Landsleute von Ihnen, die Sie eingeladen haben, die ihrerseits Sie aber nicht kennen.«
    John F. Starp war ein etwas mehr als mittelgroßer Mann mit einer sportlich und jugendlich wirkenden Figur, einem scharfgeschnittenen Gesicht und blondem Haar. Er wirkte wie ein Tenniscrack oder ein Skichampion. Erst, wenn man sein Gesicht genauer ansah, die Falten um die Augen und die Nase und die grauen Strähnen im blonden Haar entdeckte, erkannte man, daß er älter war, als er im ersten Augenblick aussah. Ich schätzte ihn nach diesem zweiten Blick auf Mitte Vierzig.
    Er reichte uns eine schlanke und kräftige Hand. Wir nannten unsere Namen, und ich setzte erklärend hinzu:
    »Von der ›Gundula‹ hinter Ihrem Heck.«
    Er warf einen flüchtigen Blick auf unser Boot.
    »Hübsches Schiff. Sehr schnittiger Typ. Ich glaube, die Flußpolizei auf der Themse benutzt ein ähnliches Modell.«
    Für eine Augenblick, einen praktisch unmerklichen Bruchteil einer Sekunde herrschte Schweigen, und ich hatte das Gefühl, als wären aller Augen auf uns gerichtet, und als erwarteten alle von uns eine Erklärung zu diesem Punkt, und als hinge es von der Qualität der Erklärung ab, ob wir weiter in diesem Kreis als leidlich gleichberechtigte Partner betrachtet oder sofort als Polizisten entlarvt würden.
    »So?« fragte ich harmlos zurück, aber ich achtete darauf, daß die amerikanische Färbung meiner Aussprache deutlich genug durchklang. »Wir haben sie in England gekauft, und ich hoffe nur, der
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