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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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und hat mich gebeten…«
    »Sie sind kein Privatdetektiv.«
    »Dessen bin ich mir ebenfalls vollkommen bewußt, Chef«, sagte ich halblaut. »Aber wenn mich ein Freund um Hilfe bittet, dann bekommt er sie auch.«
    »Sie haben sich für jene Fälle freizuhalten, mit denen Ihre Kollegen nicht fertig werden!« stellte Powell klar. »Aus diesem Grund wurde Ihre Abteilung schließlich ins Leben gerufen. Was ist zum Beispiel mit dem Spuk vom Regent’s Park?«
    Wir hatten einen Anruf erhalten, in diesem Park würde es spuken. Suko und ich waren drei Nächte da gewesen. Es passierte nichts.
    »Negativ, Sir«, sagte ich einsilbig.
    »Und die Sache mit dem Geisterseher in der Cornhill Street?«
    »Der Mann war ein gewöhnlicher Schwindler…«
    »Und das Telegramm aus Frankfurt, mit dem Sie von Interpol angefordert wurden, um einem Monster auf die Spur zu kommen, das an der Cote d’Azur sein Unwesen treibt?«
    »Da kam am Tag meiner Abreise ein Anruf von Professor Zamorra. Er teilte mir mit, daß er das Monster erledigt habe. Mein Aufenthalt an der Cote d’Azur war somit nicht mehr erforderlich.«
    Superintendent Powell brachte noch mehr aufs Tapet, doch es gelang mir, alle seine Einwände zu entkräften. Dennoch blieb er dabei, daß die Suche nach dem verschwundenen Mädchen nicht meine Sache sei. Ich widersprach ihm nicht weiter, aber ich war nicht gewillt, den Fall meinen Kollegen zu überlassen und mich nicht weiter darum zu kümmern, schließlich war ich Bill Conolly und Jerry Panther im Wort. Wenn John Sinclair sein Wort gab, dann kann man sich darauf verlassen, daß er es auch hält.
    ***
    Abend.
    Auf dem Tisch stand eine dicke Kerze. Sie war heiß, und ich konnte sie mit einer Hand nicht umfassen. Mir gegenüber saß die hübscheste Privatdetektivin der Welt: Jane Collins. In ihren ausdrucksstarken Augen tanzte die Kerzenflamme und zauberte wunderschöne Reflexe in die Pupillen.
    Wir hatten soeben hervorragend gespeist, und ich zündete mir nun eine Zigarette an. »Du siehst abgespannt aus, John«, sagte Jane teilnahmsvoll. »Oder hattest du irgendwelchen Ärger?«
    Ich erzählte ihr, was sich im Büro von Superintendent Powell abgespielt hatte. Der Kellner, ein aufmerksamer dienstbarer Geist, reagierte auf mein Handzeichen. Ich bestellte zwei Kognaks.
    »Powell hat heute vermutlich seinen schlechten Tag«, meinte Jane.
    »Scheint so«, pflichtete ich bei.
    »Du solltest dich nicht über ihn ärgern. Im Grunde genommen meint er es nur gut mit dir. Er möchte nicht daß du dich verzettelst. Du sollst dich den Fällen widmen, die in dein Ressort fallen.«
    Ich nickte. »So kann man es auch sehen.« Die Drinks kamen, Jane Collins hob ihren Schwenker, in dem die goldfarbene Flüssigkeit ölig schaukelte.
    »Worauf wollen wir trinken?« fragte sie.
    »Auf die Zeit zwischen den Fällen«, sagte ich schmunzelnd. Ein Schluck war mir vergönnt.
    Ich wurde ans Telefon gerufen. Ich betrat die enge Kabine, in der man Platzangst bekommen konnte. Der Hörer hing an einem Aluminiumhaken.
    »Hallo?«
    »Oberinspektor Sinclair?«
    »Am Apparat.«
    »Liebe Güte, bin ich aufgeregt«, sagte ein Mann mit einer unangenehmen Fistelstimme. Ich hörte sie zum erstenmal, dessen war ich sicher.
    »Was kann ich für Sie tun, Mister…?«
    Er nannte seinen Namen nicht. »Sie sind doch der berühmte Geisterjäger. Ich habe etwas für Sie. Ich meine… äh… Ich habe eine Entdeckung gemacht, Sir. Etwas Schreckliches. Deshalb rief ich bei Ihnen zu Hause an, aber da hob niemand ab. Zufällig kenne ich ein paar von Ihren Stammlokalen. Ich bin froh, daß ich Sie gleich beim zweiten Versuch erreichen konnte…«
    »Okay, jetzt haben Sie mich an der Strippe«, kürzte ich den Redeschwall des Anrufers ab. »Sagen Sie mir, was für eine Entdeckung Sie gemacht haben.«
    »Eine Leiche, Sir. Jawohl, ich habe eine Leiche gefunden.«
    »Wo?« fragte ich hastig.
    »Sie liegt hinter der Earl’s Court Exhibition – auf einer Baustelle. Neben dem Kran.«
    »Warum haben Sie das nicht der nächsten Polizeidienststelle gemeldet?«
    »Weil es… Nun ja, weil das keine normale Leiche ist, Oberinspektor.«
    »Was heißt das, keine normale Leiche?« fragte ich mit gesenkter Stimme.
    Manche Leute haben eine dermaßen umständliche Art, sich auszudrücken, daß sie zehn Minuten und länger brauchen, um halbwegs zu umreißen, worum es geht, während ein anderer das mit einem einzigen Satz schaffen würde.
    »Der Kerl… Also ich meine der Tote… Sir, der Mann liegt
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