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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sagte Lindsay. Er legte dem Mädchen seinen Arm um die Mitte und führte sie an der Bühne vorbei auf eine Tür zu.
    Charly Shaeffer schaute ihnen mit einem Blick nach, als würde ihm in diesem Augenblick das Herz brechen.
    »Natürlich müßten wir für Sie einen Künstlernamen finden«, sagte Paul Lindsay auf dem Weg zu seinem Büro. »Gronnowki – oder wie Sie heißen, das kann keiner behalten. Woher kommt dieser furchtbare Name eigentlich?«
    »Meine Großeltern lebten in Polen, in Warschau«, antwortete Jill lächelnd.
    »Wie wär’s mit Jill Moreno?«
    Das Mädchen nickte schmunzelnd. »Einverstanden, Mr. Lindsay.«
    »Das hat Klang. Das geht ins Ohr.«
    »Ganz wie Sie meinen, Mr. Lindsay«, sagte Jill.
    Er stieß die Tür für sie auf und ließ sie eintreten. Charly Shaeffer brach der Schweiß aus. Er hätte Jill gern beigestanden, brachte aber nicht den Mut dafür auf. Sein Herz klopfte heftiger und schneller wegen der Aufregung.
    Er fuhr sich mit einer nervösen Handbewegung über die Augen. Warum hatte Jill nur hierher kommen müssen? Warum hatte sie ihr Glück nicht anderswo versucht? Warum ausgerechnet hier? Bei Lindsay!
    Shaeffer bekam Magenkrämpfe, als sich die Tür hinter Lindsay und dem Mädchen schloß. Der Klavierspieler begab sich zum Tresen und nahm sich einen Bourbon. Er trank so gierig, als wäre er am Verdursten, und seine Schweißdrüsen produzierten immer neue Perlen, die sich glänzend auf seiner blassen Stirn zeigten…
    Jill betrat das solide eingerichtete Büro des Nightclubbesitzers. Es roch nach Holz und Leder in diesem Raum. Das Mädchen merkte nicht, wie Paul Lindsay vorsichtig den Schlüssel im schloß herumdrehte und abzog.
    Sie war voller Vertrauen.
    »Es war eine gute Idee, zu mir zu kommen«, sagte Paul Lindsay hinter dem Mädchen. Seine Stimme kratzte plötzlich. Ihr Klang irritierte Jill so sehr, daß sie sich verwundert umwandte.
    Was sie im nächsten Moment zu sehen bekam, versetzte ihr einen Schock.
    ***
    Lindsay war kein Mensch mehr. Er hatte sich so schlagartig verwandelt, daß Jill es nicht mitbekam. Graues, borstiges Haar wuchs aus seinem verformten Schädel. Er hatte glutrote Augen, die in tiefen, schwarzen Höhlen lagen, und eine lange, zylindrische Schnauze mit harten Lippen, die eine Reihe von scharfen Zähnen entblößten.
    Seine Arme waren lang geworden und schleiften auf dem Boden. Schwarze Krallen verlängerten die klauenartigen Finger. Er stieß abscheuliche Laute aus. Seine Haltung war drohend.
    Das Madchen befand sich in großer Gefahr.
    Lindsay – oder das, was aus ihm geworden war – hob die Arme. Er schlurfte auf das verstörte Mädchen zu. Seine Hände wollten sie packen. Jill stieß einen krächzenden Schrei aus.
    Sie wirbelte herum, als die Lähmung von ihr abfiel, und jagte durch den Raum. Sie verschanzte sich hinter dem klobigen Schreibtisch. »Mr. Lindsay!« keuchte sie verdattert. »Großer Gott, Mr. Lindsay…!«
    Die Bestie lachte gemein. »Da staunst du, was?« röhrte das Ungeheuer.
    »Um Himmels willen…«
    Lindsays Arme schossen auf Jill zu. Das Mädchen sprang zurück. Die Krallen verfehlten sie nur um Haaresbreite. Jill hatte den Eindruck, in einen schrecklichen Alptraum geraten zu sein.
    Sie befürchtete, daß ihre Knie weich werden würden. Sie hatte Angst, vor lauter Schreck die Besinnung zu verlieren. Mit fiebernden Augen suchte sie einen Fluchtweg.
    Es gab keinen.
    Der Raum war fensterlos. Der einzige Weg nach draußen führte durch die Tür, doch dieser Weg war durch das schreckliche Scheusal versperrt.
    Jill ergriff die Schreibtischlampe. »Kommen Sie keinen Schritt näher!« stieß sie heiser hervor. »Wenn Sie mir nicht vom Leib bleiben, dann, dann…«
    »Was ist dann?« fragte der Dämon höhnisch.
    »Dann erschlage ich Sie!« rief Jill spitz aus.
    Das Monster ließ es darauf ankommen. Jill schlug in ihrer panischen Furcht mit aller Kraft zu. Die Schreibtischlampe ging zu Bruch. Der gläserne Schirm zerplatzte. Unzählige Glasscherben bedeckten den Boden.
    Jill fühlte sich von den kraftvollen Armen brutal gepackt und um den Tisch herumgerissen. Sie flog förmlich auf das Ungeheuer zu. Lindsay stieß ein triumphierendes Geheul aus.
    Jills Schrei vermengte sich mit diesem lang gezogenen Laut.
    Das Mädchen prallte hart gegen die breite Brust des Unheimlichen, und dann passierte das, wovor sie so schreckliche Angst gehabt hatte: sie verlor das Bewußtsein.
    ***
    Der Mann, der vor mir stand, hieß Jerry Panther – ein
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