Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
des Clubs, Paul Lindsay heißt der Mann. Jill wollte ihm vorsingen. Sie hoffte auf ein Engagement. Ich war insgeheim dagegen, aber da ich nicht das Recht hatte, mich Jills beginnender Karriere in den Weg zu stellen behielt ich meine zahlreichen Einwände für mich. Ich hätte vermutlich bei jedem Lokal etwas auszusetzen gehabt.«
    »Waren Sie bei Lindsay?« wollte ich wissen.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Der Mann gefällt mir nicht.«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte auf Anhieb eine Antipathie gegen ihn.«
    »So etwas gibt’s«, sagte ich.
    »Lindsay behauptete, Jill habe ihn versetzt.« Jerry Panther schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht gut vorstellen. Jill war ganz versessen, dem Mann vorzusingen.«
    »Vielleicht ist ihr auf dem Weg zu ihm etwas zugestoßen.«
    Jerry Panther seufzte geplagt. »Ja. Vielleicht.« Er blickte mich voll an. »Ihre Kollegen – verzeihen Sie mir den Vorwurf, John – reißen sich in diesem Fall nicht gerade ein Bein aus.«
    »Für sie ist es ein Routinefall«, sagte ich. Ich versprach, ein bißchen Dampf hinter die Sache zu machen.
    Er dankte es mir mit bewegten Worten. Von diesem Moment an kümmerte ich mich – was ansonsten nicht zu meinen Gepflogenheiten gehört – um einen ganz gewöhnlichen Kriminalfall…
    Aber das sollte sich sehr bald ändern!
    ***
    Ich war nicht zum erstenmal im »Hazelnut«, deshalb fand ich mich auch sofort wieder zurecht. Mir war bekannt, daß der Barkeeper Jimmy hieß, und daß der Name des Klavierspielers Charly Shaeffer war.
    Ich wußte, daß Charly einem großen Scotch niemals abgeneigt war, ließ von Jimmy zwei Gläser füllen und stelzte damit zu Charly hinüber, der vom Saxophonisten Al Flaherty und vom Schlagzeuger Milt Aherne unterstützt wurde. Charly klimperte mit geschlossenen Augen. Er sah schlecht aus. Sein Gesicht war von Furchen und Falten übersät. Vielleicht litt er stellvertretend für die ganze Welt. Ich stellte sein Glas vor ihn aufs Klavier.
    Er hatte eine ausgezeichnete Nase. Sobald er den Scotch roch, machte er die Augen auf. Ich hatte den Eindruck, er würde erschrecken, als er mich erblickte.
    »Oh, Geisterjäger Sinclair«, sagte er mit belegter Stimme, und er vergriff sich beim Spielen, was bei ihm höchst selten vorkam.
    »Ich trinke nicht gern allein, Charly, deshalb habe ich dir einen Drink spendiert«, sagte ich.
    Der Klavierspieler nickte unruhig. »Vielen Dank, Mr. Scotland Yard. Lange nicht hier gewesen.«
    »Viel zu tun«, gab ich zurück.
    »Auswärts?«
    »Auch«, meinte ich und nippte an meinem Drink. Daraufhin griff auch er nach dem Glas. Er spielte mit einer Hand weiter.
    »Was führt Sie hierher?«
    »Ich suche ein Mädchen«, antwortete ich. »Ihr Name ist Jill Grabowski.«
    Charly Shaeffer versuchte, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen. Es gelang ihm nicht.
    »So?« sagte er obenhin, als würde ihn das überhaupt nicht interessieren.
    »Jill ist die Freundin eines Freundes von mir«, erklärte ich die Zusammenhänge.
    »Aha«, brummte Charly Shaeffer teilnahmslos.
    »Sie wollte Lindsay vorsingen.«
    Charly nickte. »Ja. Ich glaube, der Chef erwähnte so etwas. Ihr Freund, der Journalist, der war schon hier und hat sich nach ihr erkundigt.«
    »Und?«
    Charly hob die Schultern. »Ich bin hier nur der Klavierspieler, Oberinspektor. Meine Aufgabe ist es, die Leute mit Musik zu unterhalten. Für mehr werde ich nicht bezahlt.«
    »Heißt das, du willst nicht mit mir über Jill Grabowski sprechen?«
    »Ich weiß nichts von dem Mädchen.«
    »Wieso schwitzt du so, Charly?«
    »Ist verdammt heiß heute. Die idiotische Klimaanlage spielt mal wieder verrückt.«
    »Ich fühle mich wohl«, sagte ich lauernd. Irgendetwas stimmte hier nicht. Charly wollte mich abwimmeln. Warum nur? Was war hier faul?
    Ich wollte den Kerl mit einigen weiteren Fragen auseinander nehmen, da tauchte Paul Lindsay plötzlich neben mir auf. »Guten Abend, Oberinspektor Sinclair. Was für eine seltene Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen.«
    Ich wußte, daß er es nicht so meinte, wie er es sagte. Seine Augen straften ihn Lügen. Er konnte mich nicht riechen.
    »Ich habe Charly gerade etwas gefragt«, sagte ich mit einem neutralen Lächeln. Lindsay warf dem Klavierspieler einen Röntgenblick zu.
    »So?« fragte er gepreßt. »Was denn?«
    »Es geht um Jill Grabowski…«
    Lindsays Brauen zogen sich zusammen. »Das Mädchen mit dem unaussprechlichen Familiennamen.«
    »Ich habe damit keine Schwierigkeiten«, gab ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher