Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
außergewöhnlicher Name für einen außergewöhnlichen Menschen. Panther war Journalist. Auf vielen Gebieten erstaunlich beschlagen, klug und rührig. Seine Leitartikel hatten schon im Unterhaus für Unruhen gesorgt, er hatte sogar schon zwei Politikern den Ast abgesägt, auf dem sie gesessen hatten.
    Jerry Panther war ein großer Bursche mit gutmütigen, intelligenten Augen. Sein Haar war blond und links gescheitelt. Er trug einen Cordanzug im Mao-Look, stand immer noch auf dem Fußabstreifer und wartete darauf, daß ich ihn hereinbat. »Jerry«, sagte ich und lächelte den Zeitungsmann freundlich an. »Was führt Sie zu mir?«
    Panthers Miene verdüsterte sich, als hätte er vor kurzem erfahren, daß eine zweite Sintflut geplant war.
    »Ich muß Sie dringend sprechen, John.«
    Auf meine einladende Geste trat er ein. Ich begab mich mit ihm in den Livingroom. Sein Schritt war federnd. Er wirkte kräftig und vital.
    Mein Freund Bill Conolly hatte ihn mir auf einer Party vorgestellt. Seither waren wir einander einige Male mehr über den Weg gelaufen, und es hatte sich stets die Gelegenheit für ein kleines Gespräch ergeben.
    Wenn ich mich recht erinnere, bot ich Jerry Panther mal an: »Sollten Sie einmal Hilfe brauchen – Sie wissen, wo ich zu Hause bin.«
    Von diesem Angebot schien Jerry Panther heute Gebrauch machen zu wollen. »Einen Drink?« fragte ich.
    »Ja, gern.«
    »Was soll’s sein?«
    »Egal. Ich trinke alles – außer Petroleum.«
    Ich wies auf die Klubgarnitur. Er ließ sich ächzend in einen der Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. Jerry gefiel mir nicht.
    Ich kannte ihn als ausgeglichenen Mann, den nichts aus der Fassung bringen konnte. Es mußte etwas Schlimmes passiert sein, mit dem er allein nicht fertig werden konnte.
    Und wenn ein Typ wie er mit etwas nicht mehr fertig wurde, dann mußte die Sache schon verdammt übel sein. Ich goß aus diesem Grund gleich mehr Whisky als üblich ein und nahm mir dasselbe Quantum.
    Ich reichte ihm das Whiskyglas.
    »Wo drückt Sie der Schuh, Jerry. Schießen Sie los.«
    Er trank zuerst.
    Dann bemerkte er gepreßt: »John, Sie kennen Jill?«
    Ich nickte. »Nimmt sie immer noch Gesangsunterricht?«
    »Nein. Sie ist damit fertig…« Jerry Panther nahm das Glas in die linke Hand und fuhr sich mit dem Zeigefinger der rechten Hand in den Hemdkragen. Ihm schien schrecklich heiß zu sein. »John, ich weiß, daß das kein Fall für Sie ist. Ihr Aufgabenbereich ist ein ganz anderer, aber…« Er nahm einen Schluck. »Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll…« Schluck. »Es ist mir ein persönliches Anliegen…« Schluck. »Kurz und gut: Jill ist verschwunden, und ich möchte Sie bitten, daß Sie der Sache nachgehen. Mir ist ganz klar, daß ich Sie nicht wie einen Privatdetektiv anheuern kann. Eigentlich dürften Sie nur aktiv werden, wenn der Fall auf dem Dienstweg an Sie herangetragen würde… Aber dieser Fall würde niemals auf Ihrem Schreibtisch landen, weil keine Geister und Dämonen im Spiel sind… Dennoch wäre mir sehr daran gelegen, wenn Sie sich darum kümmern würden. Sie wissen, was ich für Jill empfinde. Seit sie… Seit sie verschwunden ist, bin ich am Boden zerstört. Ich kann nicht mehr denken, ich kann nicht mehr arbeiten. Ich mache mir nur noch Sorgen um das Mädchen.«
    Jetzt war sein Glas leer.
    Ich fragte ihn, ob er noch einen Whisky haben wollte. Er schüttelte nervös den Kopf und stellte das Glas auf den Couchtisch.
    »Ich bin ein guter Freund von Bill. Sie sind ebenfalls Bills Freund, John, und vielleicht darf ich Sie bald auch zu meinen Freunden zählen«, sagte Jerry Panther heiser. »Und um dieser Freundschaft willen flehe ich Sie an, mir in meiner Not beizustehen.« Er preßte die Handballen gegen seine Schläfen und verzog das Gesicht. »Manchmal glaube ich, der Kummer sprengt mir den Schädel.«
    »Erzählen Sie mir genau, was passiert ist, Jerry«, verlangte ich.
    Panther zuckte mit den Achseln. »Mein Gott, wenn ich das bloß wüßte. Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich weiß lediglich, daß Jill nicht mehr da ist. Sie ist von der Bildfläche verschwunden. Spurlos. Vor vier Tagen habe ich sie zum letztenmal gesehen, da war sie bei mir in der Redaktion.«
    »Und danach?« fragte ich.
    »Wie bitte?«
    »Was machte Jill danach?«
    »Sie wollte ins ›Hazelnut‹ gehen. Das ist ein nobler Nightclub in der…«
    »Ich kenne das Lokal«, fiel ich meinem Besucher ins Wort.
    »Jill hatte einen Termin mit dem Besitzer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher