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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Flammen.
    Züngelnd tanzten sie auf dem leblosen Körper. Ich kniete neben dem Leichnam nieder. Der Mann hatte die Augen weit aufgerissen. Sein Gesicht war in namenlosem Grauen verzerrt.
    Er müßte kurz vor seinem Tod etwas Schreckliches gesehen haben. Wer hatte ihn umgebracht? Und wie war es geschehen? Und wodurch wurde dieser Brand im Herzen des Toten hervorgerufen?
    Ich richtete mich auf. Ich hatte plötzlich den Eindruck, nicht allein auf der Baustelle zu sein. Irgend etwas oder irgend jemand lauerte auf seine Chance. Ich wünschte mir meine Beretta herbei.
    Da ich bloß mit Jane Collins essen gegangen war, hatte ich es nicht für nötig gehalten, den Ballermann mitzunehmen. Mit schmalen Augen versuchte ich, die Dunkelheit zu durchdringen.
    Mir war, als ob die Person, die bereits einmal hier gemordet hatte, ganz in der Nähe sein würde. Doch ich konnte nichts und niemanden entdecken.
    Der Mond verkroch sich hinter einer Wolke. Irgendwo kläffte ein Köter.
    Plötzlich ließ mich ein feindseliges Fauchen herumfahren. Ich war perplex. Die Überraschung war ihm restlos gelungen. Vor mir stand der Tote aus dessen Herz immer noch jene zweifarbigen Flammen schlugen!
    ***
    Also doch eine Falle.
    Die Metamorphose setzte augenblicklich ein. Der Leichnam – ein gefährlicher Dämon, der es darauf anlegte, mich zu töten – verwandelte sich vor meinen Augen zur Hälfte in eine riesige schwarze Spinne. Seine dunklen Facettenaugen glotzten mich prüfend an.
    Seine Freßwerkzeuge zuckten gierig. Die behaarten Spinnenarme versuchten mich zu packen. Ich wich aus, stieß gegen das Gestänge des Krans, verlor das Gleichgewicht, konnte aber noch verhindern daß ich fiel.
    Die Bestie griff mich zischend an. Ich tauchte unter ihren Spinnenarmen hindurch und rammte ihr meinen Kopf in den menschlichen Bauch. Das Scheusal torkelte zurück.
    Ich setzte nach, versetzte dem Unhold einen kräftigen Stoß und stellte ihm gleichzeitig ein Bein. Er flog aufs Kreuz. Ich war sofort über ihm und trat nach seinem häßlichen Spinnenschädel.
    Er biß zu. Die harten Freßwerkzeuge rissen den Absatz von meinem Schuh. Der Unhold verschlang das Leder mit entsetzlicher Gier. Mein Blick fiel auf eine handliche Eisenstange.
    Während sich das Monster wieder aufrichtete, ergriff ich die Stange. Ich schlug damit auf meinen dämonischen Gegner ein.
    Er torkelte.
    Ich merkte, daß er unsicher wurde. Mit soviel Gegenwehr hatte er offenbar nicht gerechnet. Ich rief einen Bannspruch und zeichnete vor seinen widerlichen Augen ein Symbol der Kabbala in die Luft. Das schwächte ihn.
    Er wankte vor mir zurück, doch so billig sollte er nicht davonkommen. Er mußte mir verraten, was das alles zu bedeuten hatte, und anschließend wollte ich versuchen, ihm den Garaus zu machen.
    Es wäre falsch gewesen, mit diesem Wesen aus dem Schattenreich Mitleid zu haben. Diese Teufel verdienen kein Mitgefühl. Sie haben das Böse in ihren Adern, und sie verbreiten es überall, wo sie auftauchen, wie eine gefährliche Seuche.
    Mit Formeln der Weißen Magie versuchte ich, den Kerl in die Knie zu zwingen. Er setzte sich immer schneller ab.
    Ich folgte ihm. Mein silbernes Kreuz fiel mir ein. Ich trage es um den Hals. Blitzschnell öffnete ich mein Hemd. Als die halbe Spinne das geweihte Kruzifix erblickte, wirbelte sie herum und rannte wie von Furien gehetzt davon.
    Ich wollte das Monster nicht entkommen lassen. Mit langen Sätzen keuchte ich hinter dem Unhold her. Ich holte ihn jedoch nicht ein. Im Gegenteil. Der Abstand zwischen ihm und mir vergrößerte sich.
    Er mobilisierte Kräfte, mit denen ich nicht mithalten konnte. Verbissen blieb ich hinter ihm. Wir verließen die Baustelle. Der Kerl setzte sich in ein Winkelwerk von Gassen und Durchlässen ab.
    Ich folgte ihm atemlos. Plötzlich Lärm, Gelächter, Musik – wie auf einem Jahrmarkt!
    Es war ein Jahrmarkt.
    Schießbuden. Scooter. Karussells. Dröhnende Motoren. Brüllende Lautsprecher. Ausrufer. Hits, grell gemischt, hämmerten und peitschten aus den Musikboxen. Lichter, Lampions, Sirenengeheul. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Menschenmassen. Vorwiegend Jugendliche. Eine erkleckliche Anzahl davon war betrunken.
    Ich sah den Kerl auf eine Geisterbahn zulaufen. Er hatte inzwischen wieder menschliches Aussehen angenommen.
    Er erreichte die Rückfront der Geisterbahn, riß eine kleine Tür auf und verschwand dahinter. Zum Glück war mir das nicht entgangen.
    Ich strebte derselben Tür entgegen. Atemlos erreichte ich sie. Dann
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