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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener
Autoren: Susanne Wiemer
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Wüste einfrieren können. In ihren Augen sprühten grünliche Funken.
    »Da bin ich allerdings auch sicher«, meinte sie spitz. »Schließlich habe ich nicht stundenlang beim Friseur gesessen, um mich jetzt in meinem Hotelzimmer zu vergraben!«
    Das Ergebnis von Nicoles Friseurbesuch war in der Tat nicht zu übersehen. Ihr kurzer Lockenkopf hatte die Farbe von reifen Kastanien, dazwischen schimmerten rote Strähnen wie winzige Flämmchen. Sie trug ein sehr frühlingshaftes apfelgrünes Kleid dazu, und Zamorra fragte sich, wie sie es fertig brachte, sogar ihren Augen den dazu passenden grünlichen Schimmer zu geben.
    »Ich kann es nicht ändern«, sagte er bedauernd. »Die Sache ist wichtig.«
    »Wenn Sie uns wenigstens verraten würden, um welche Art von Sache es sich dreht!«, beschwerte sich Nicole.
    »Der Ansicht bin ich auch«, ließ sich Bill Fleming vernehmen. Sie hatten gegessen, und er nippte an seinem unvermeidlichen Bourbon mit Eis. »Mir jedenfalls gefällt die so genannte Sache nicht«, sagte er ernst. »Ich habe den Eindruck, dass du dich auf einen verdammt kitzligen Drahtseilakt einlässt, Zamorra.«
    Im Stillen musste der Professor ihm Recht geben.
    Ein Drahtseilakt – so etwas ähnliches war es wirklich. Er wollte die Schwelle zum Zwischenreich der Dämonen übertreten, und er wusste nur zu genau, dass er auf einem schmalen Grat balancieren musste und dass um ihn herum alle Abgründe der Hölle lauern würden.
    Für einen Moment vergaß er seine Umgebung, versank in Nachdenken.
    Hatte er Angst? Ja, sicher – jeder sterbliche Mensch würde in dieser Situation wohl Angst empfinden. Mit einem tiefen Atemzug lehnte er sich zurück, griff nach seinem Cognacschwenker und leerte das Glas.
    Das silberne Amulett hing bereits um seinen Hals. Ganz deutlich konnte er das kühle Metall auf der Haut fühlen.
    Es schien zu leben…
    ***
    Geronimo Morgue war allein im Keller des Schwarzen Hauses.
    Der Raum, in dem er sich aufhielt, machte dem uralten Namen des Gebäudes alle Ehre. Schwere schwarze Vorhänge verdeckten die nackten Bruchsteinquader. Schwarz war der Teppich, schwarz auch der Baldachin, der die Decke verkleidete. In der Mitte des Raumes erhob sich eine Art Altar, und in das blutrote Tuch, das ihn umhüllte, waren mit silbernen Fäden geheimnisvolle Zeichen und Hieroglyphen gestickt.
    Eine silberne Schale bildete das Zentrum der dämonischen Kultstätte. Mitten auf dem Altar erhob sie sich, getragen von geschwungenen, schlangengleich geformten Füßen. Bläuliche Flammen waberten in ihrem Innern.
    Ein kaum wahrnehmbarer Schwefelgeruch hing in der Luft, mischte sich mit der modrigen Kühle, und Geronimo Morgue sog ihn mit bebenden Nasenflügeln ein wie ein Tier, das in den Wind wittert.
    Er trug wieder den langen schwarzen Umhang, der sich um seine Schultern bauschte. Ein Kruzifix hing um seinen Hals – auf makabre Weise entweiht, denn die Stelle des Gekreuzigten wurde von einem Monstrum mit verzerrter Teufelsfratze eingenommen. Die gelben Augen des Magiers glühten. Einen Moment lang zögerte er, verharrte reglos, um sich zu sammeln – dann griff er in eine Tasche des wallenden Umhangs und brachte eine kleine Phiole mit einer giftig grünen Flüssigkeit hervor.
    Leise und raunend begann er zu sprechen, als er das Glasröhrchen öffnete. Seine Stimme murmelte Formeln und Beschwörungen, bediente sich einer Sprache, die aus grauer Vorzeit stammte und von keinem lebenden Menschen mehr verstanden wurde. »Om orgo mahare«, flüsterte seine Stimme, und ein Tropfen der grünen Flüssigkeit fiel in die Schale. »Om orgo mahre! Mahare hum…«
    Rauch wölkte auf.
    Dünn und schweflig zuerst, dann dichter. Ein zweiter Tropfen des magischen Elixiers fiel, ein dritter, und die Stimme des Dämons klang dumpf und eintönig wie der Nachhall eines fernen Trommelwirbels.
    »Om orgo mahare! Om orgo mahare! Mahal padme… Orgo … Orgo hum …«
    Seine Stimme versickerte.
    Der letzte Tropfen aus der Phiole hatte sich in die silberne Schale ergossen, der gelbliche Rauch waberte wie ein dünner, leuchtender Schleier. Geronimo Morgue breitete die Arme aus, verharrte hoch aufgerichtet und reglos. Seine Augen gleißten, Schweiß rann in Strömen über sein verzerrtes Gesicht, und als er wieder sprach, hallten die Worte laut wie Hammerschläge.
    »Asmodi – Asmodi! – Höre mich an, Asmodi, Herr aller Dämonen! – Höre mich, deinen Diener! Gib mir die Kraft, zu sehen, was eines Menschen Auge nicht sehen kann! Zeige mir
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