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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener
Autoren: Susanne Wiemer
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blieb bewegungslos stehen – eine Marionette, die darauf wartete, dass der Puppenspieler an den Fäden zog. Geronimo Morgue musterte ihn prüfend und lächelte dann zufrieden.
    »Leg’ sie in den Kofferraum«, befahl er. »Dann setz’ dich ans Steuer. Ich sage dir, wohin du zu fahren hast.«
    Charles Latour nickte nur.
    Gehorsam öffnete er die Blechhaube, hob die Leiche seiner Frau auf und wuchtete sie mit dieser neuen, unnatürlichen Kraft in den Kofferraum. Auf Morgues Befehl zerrte er eine Decke über die Tote.
    Dann wechselte er das Rad, setzte sich ans Steuer, ließ den Motor an, und der Magier glitt neben ihn auf den Beifahrersitz.
    Zwanzig Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht.
    Eine übermannshohe Mauer umgab das einsame, mitten im Wald gelegene Grundstück. Das schwere Eisentor öffnete sich wie von Geisterhand bewegt, als der Wagen darauf zu rollte. In langen Windungen führte der Weg durch den verwilderten Park, und schließlich ließ der Magier sein Geschöpf vor dem zweistöckigen Gebäude halten.
    Das Schwarze Haus…
    Äußerlich hatte es nichts, was diesen Namen rechtfertigte. Efeu rankte über die alten Bruchsteinmauern. Hinter einigen der schmalen Rundbogenfenster brannte gelbliches Licht. Aber das Schwarze Haus hatte seinen Namen in einem längst vergangenen Jahrhundert nicht wegen seines Aussehens erhalten, sondern wegen der finsteren Dinge, die der Magier Geronimo Morgue darin trieb.
    Jetzt stieg er aus dem Wagen. Ohne zu zögern ging er auf die Haustür zu – er wusste, dass sein neues Opfer ihm folgen würde…
    Ein Mann öffnete ihm, verneigte sich schweigend und ehrerbietig.
    Er war ganz in schwarzes Leder gekleidet. Eine ebenfalls schwarze Lederkappe umschloss seinen Kopf, und auf der bleichen Stirn zeichnete sich eine feine rote Narbe in Form einer Schlange ab.
    In dem großen, altertümlich eingerichteten Wohnraum warteten fünf weitere Männer.
    Alle trugen die gleichen Anzüge und Kappen, alle hatten die gleiche Narbe auf der Stirn. Und alle hatten sie den gleichen leeren, abwesenden Ausdruck in den Augen, der bewies, dass sie nicht mehr Herr ihres eigenen Willens waren.
    Geronimo Morgue lächelte triumphierend.
    Sieben Sklaven waren es jetzt, die ihm dienten. Sieben Männer, die blind seinen Befehlen folgten und die er mit übernatürlicher Kraft ausgestattet hatte. Sie würden die Kerntruppe bilden. Nur die Kerntruppe – denn die maßlose Machtgier des Magiers begnügte sich nicht mit der Herrschaft über einige wenige.
    Damals, zu seinen Lebzeiten, hatte er über ein Heer von Wölfen geboten.
    Jetzt würde es ein Heer von Menschen sein, das ihm gehorchte.
    Die Welt würde vor ihm zittern. Niemand konnte sich ihm entgegenstellen, niemand ihn besiegen, niemand…
    Seine Gedanken stockten.
    Eine steile Unmutsfalte grub sich in seine Stirn. Er sah wieder die Szene an der Adlerburg vor sich, spürte jene unheimliche Kraft, die in der entscheidenden Sekunde seinen Arm gelähmt hatte, und seine Lippen verzerrten sich.
    Es war ihm nicht gelungen, den Mann zu töten, dem er das Schwert des Feuers geraubt hatte. Jenen Mann, von dem er nur wusste, dass er in einer anderen Welt lebte als Alban de Bayard – und dass er doch nicht Albans Feind sein konnte. Irgendetwas hatte ihn, den Magier, den unbezwinglichen Dämon, zurückgehalten. Etwas, das stark genug gewesen war, um ihn zu dematerialisieren und in sein Zwischenreich zurückzutreiben. Er wusste nicht, was es war, er begriff es nicht – aber er wusste, dass er es herausfinden würde.
    Zamorra, dachte er.
    Wie ein unauslöschliches Mal hatte sich der Name in sein Gedächtnis gebrannt.
    Mit jeder Faser seines höllischen Selbst spürte der Magier, dass dieser Mann sein gefährlichster Gegner war – und dass er ihn um jeden Preis vernichten musste…
    ***
    Nicole Duval zog ihr hübsches Näschen kraus.
    »So«, sagte sie pikiert. »Das ist also der Frühlingsurlaub in Paris, den Sie mir versprochen haben, Chef! Zuerst jagen Sie eine Meute komischer Wölfe, die es eigentlich gar nicht gibt. Dann planen Sie einen Abendbummel, weil Sie angeblich nur mal kurz etwas in der Nähe zu erledigen haben, und kommen fast krankenhausreif zurück. Und jetzt erzählen Sie mir auch noch, dass Sie heute Abend auf unbestimmte Zeit verreisen müssen!«
    »Auf kurze Zeit«, verbesserte Zamorra. »Wobei die Betonung auf ›kurz‹ liegt. Ich bin sicher, dass Sie und Bill sich auch ohne mich amüsieren werden.«
    Nicoles Blick hätte eine Oase in der
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