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0025 - Das Geheimnis des Spiegels

0025 - Das Geheimnis des Spiegels

Titel: 0025 - Das Geheimnis des Spiegels
Autoren: Friedrich Tenkrat
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und als die Medusa ihre eigene Scheußlichkeit sah, erstarrte sie selbst zu Stein. Doch damit sollte der Horror noch nicht zu Ende sein.
    Wie sich schon bald danach herausstellte, hatte sich der Geist der Medusa im Spiegel verborgen, war eines Tages in einen Wirtskörper geschlüpft und hatte sein Schreckenswerk fortgesetzt.
    Erst nachdem die Medusa geköpft und der Spiegel zerschlagen worden war, war Ruhe mit dem Spuk. Er hatte die Spanier in Angst und Schrecken versetzt und viele von ihnen in den Freitod getrieben.
    John Sinclair klappte das dicke Buch beeindruckt zu. Er erinnerte sich an den Mörder mit dem Januskopf, den er ebenfalls mit einem Spiegel besiegt hatte.
    Vor seinem geistigen Auge erlebte John noch einmal das Ende des Janus.
    Der Dämon hatte sich im Spiegel erblickt, und noch in derselben Sekunde hatte er zu sterben begonnen.
    Stocksteif hatte er auf einmal dagestanden. Die magischen Kräfte, die er aussandte, wandten sich gegen ihn. Im menschlichen Zustand bereitete ihm ein Spiegel keinen Verdruß. Doch für einen Dämon ist ein Spiegel tödlich.
    Seine Haut bekam Risse. Kleine Flammen schlugen daraus hervor. Grüngelber Rauch wölbte auf. Der gesamte Körper wurde von innen zerstört, platzte auseinander.
    Staub Qualm und Dampf vereinigten sich zu einem furiosen Wirbel. John hielt den Spiegel fest. Er gab nicht auf, obwohl die bestialisch stinkende Rauchwolke ihm fast den Atem raubte…
    Und dann war der Dämon vergangen.
    So hatte es sich zugetragen. John wußte noch jede Einzelheit, als ob sich das alles erst gestern abgespielt hätte. Er war sicher gewesen, den Janus damit vernichtet zu haben.
    Nachdem er in diesem Buch gelesen hatte, zweifelte er plötzlich daran. Angenommen, Janus hatte zur selben List gegriffen wie Medusa. Dann hatte John nur seinen Körper sterben gesehen.
    Wenn der Geist des Janus tatsächlich noch lebte, mußte John auf der Hut sein. Janus hatte sich wahrscheinlich einen Wirtskörper ausgesucht, um seine Schreckenstaten fortzusetzen.
    John brannte sich nachdenklich eine Zigarette an. Möglicherweise war bereits passiert, was zu befürchten war. Wenn aber nicht, dann mußte schnellstens etwas gegen die Rückkehr des Janus unternommen werden.
    Der Spiegel, in dem sich der Dämon versteckt hielt, mußte zerstört werden. Erst dann konnte John sicher sein, den Feind vernichtet zu haben. Der Oberinspektor rauchte mit tiefen Zügen.
    Seine Augen waren schmal.
    Der Spiegel war seit jenem Tag, an dem John gegen den Dämon gekämpft hatte, zur Zeitbombe geworden. Irgendwann würde sie hochgehen. Nicht auszudenken, was danach alles passieren konnte.
    John stieß die Zigarette in den Aschenbecher und erhob sich abrupt. Sein Entschluß stand fest. Gleich morgen wollte er das Versäumte nachholen. Erst wenn er den Spiegel zerschlagen hatte und vor den Scherben stand, wurde er sich wieder wohler fühlen.
    ***
    Es war Zufall, daß Allan Barbazon erwachte. Er schielte mit einem Auge nach drüben und stellte fest, daß seine Frau nicht in ihrem Bett lag. Er war sofort beunruhigt.
    Seit er diesen verfluchten Spiegel im Haus hatte, regte ihn alles auf. Es kam kaum mal vor, daß Norma nachts ihr Bett verließ. Er erinnerte sich daran, daß Norma sich im Laufe des Tages irgendwie verändert hatte.
    Sie war merklich anders geworden und hatte immer wieder versucht, sich dem Spiegel zu nähern. Irgend etwas stimmte nicht mehr mit ihr, seit sie sich im Spiegel betrachtet hatte.
    Und nun war sie nicht in ihrem Bett. Sie mußte sich davongestohlen haben. Allan Barbazon hatte normalerweise einen leichten Schlaf. Norma brauchte sich nur mal schneller als gewöhnlich umzudrehen, und schon wachte er auf.
    Heimlich hatte sie das Schlafzimmer verlassen. Bestimmt hatte sie sich nach unten begeben, um den Spiegel anzusehen und sich darin zu betrachten. Allan warf hastig die Decke zurück und glitt aus dem Bett.
    Der gestreifte Pyjama spannte über seinem Bauch. Er hatte ihn gekauft, als er noch etliche Pfunde weniger wog. Nervös und besorgt eilte er zur Schlafzimmertür.
    Behutsam zog er sie auf. Er lauschte. Nichts. Kein Geräusch. Er schlüpfte nach draußen und erreichte gleich darauf die Wendeltreppe. Lautlos schlich er hinunter.
    Er vernahm ein Stöhnen und Keuchen. Norma? Die letzten Stufen der Wendeltreppe. Rasch legte er sie zurück, und dann sah er seine Frau. Er bemerkte, wie die Luft über dem zugedeckten Spiegel flimmerte.
    Norma ging darauf zu. Barbazon sauste durch den Laden. Beinahe wäre er
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