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0025 - Das Geheimnis des Spiegels

0025 - Das Geheimnis des Spiegels

Titel: 0025 - Das Geheimnis des Spiegels
Autoren: Friedrich Tenkrat
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über eine wertvolle Bauerntruhe gefallen. Er sprang über sie und erreichte Norma in dem Augenblick, wo sie ihre Hand nach dem Jutesack ausstreckte.
    »Nicht!« keuchte Barbazon.
    Seine Hand schoß vor. Sie legte sich auf Normas Schulter. Er riß seine Frau zurück.
    »Tu das nicht, Norma!« stieß er aufgeregt hervor.
    Seine Frau starrte ihn mit irren Augen an. Sie schien ihn nicht zu erkennen. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer haßerfüllten Grimasse.
    »Ich muß es tun! Er hat es mir befohlen! Der Meister will, daß ich ihn befreie.«
    »Geh weg von diesem Spiegel, Norma! Ich beschwöre dich! Er bringt Unheil über uns!«
    Norma hörte nicht auf ihren Mann. Sie wandte sich um.
    »Laß das sein, Norma!« schrie Barbazon.
    »Der Meister will es!«
    »Du stürzt uns damit ins Unglück!«
    »Der Meister will es!«
    Norma wollte den Jutesack vom Spiegel fegen, da warf sich Barbazon auf sie und riß sie zu Boden. Sie fauchte und fluchte. Solche derben Worte hatte er aus ihrem Mund noch nie gehört.
    Es war ihm, als würde jemand anders aus seiner Frau sprechen. Der Teufel! Sie kratzte und schlug um sich. Sie trat ihn mit den Füßen, entwand sich seinem Griff und kam wieder auf die Beine.
    Es war erstaunlich, wie schnell, wie kräftig und wie wendig sie war. Norma versetzte ihrem Mann, als er sich aufrichtete, einen derben Stoß. Hart schlug Allan gegen die Wand.
    Er stürzte sich erneut auf sie. Normas Augen glitzerten wie die einer Wahnsinnigen.
    »Laß mich in Ruhe!« kreischte sie und versuchte ihn abzuschütteln. Ihre Hände legten sich um Barbazons Hals. Sie drückte schmerzhaft zu. Der Antiquitätenhändler bekam keine Luft mehr.
    Seine Augen traten weit aus den Höhlen. Er versuchte, den Würgegriff zu lockern, doch Normas Fingerwaren wie Stahlklammem. Sie zischte wie eine gefährliche Schlange und war drauf und dran, ihren Mann zu erwürgen.
    Barbazon schlug wie von Sinnen um sich. Er bekam kaum Luft. Er spürte ein dumpfes Brausen in seinem Kopf und ahnte, daß in wenigen Augenblicken die Ohnmacht kommen würde.
    Verzweifelt stieß er seiner Frau die Fäuste in den Leib. Norma zeigte keinerlei Reaktion. Mit allerletzter Kraft – schwarze Flocken tanzten schon vor seinen Augen – traf Allan Barbazon das Kinn der Besessenen.
    Der Schlag rüttelte sie durch. Ihre Hände rutschten von seiner Kehle ab. Er japste gierig nach Luft, hustete und röchelte. Norma versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzufinden, dann aber stürzte sie wie ein Sack zu Boden.
    Atemlos stand Barbazon vor seiner bewußtlosen Frau. Daß es in seiner Ehe einmal dazu kommen würde, hatte er sich niemals träumen lassen. Er hatte mit seiner Frau um sein Leben kämpfen müssen.
    Geschockt stand er da und konnte nicht verkraften, was soeben geschehen war. Es war fast unfaßbar für ihn.
    Und schuld daran war dieser verdammte Spiegel.
    Haß wallte in Barbazon auf. Er blickte sich um, griff nach einer schweren Alabasterstatue und wollte den Spiegel damit zerschmettern. Doch die Kraft des Janus ließ das nicht zu.
    Barbazon schwang die Statue hoch, aber es war ihm unmöglich, zuzuschlagen. Seine Hand blieb in der Luft an einem unsichtbaren Widerstand hängen. Gleichzeitig durchraste seinen Kopf ein wahnsinniger Schmerz, der ihn laut aufschreien ließ und ihn zwang, die Statue fallenzulassen.
    Verstört stand er da.
    Und der Dämon stieß ein diabolisches Gelächter aus, das Barbazon erschaudern ließ.
    ***
    »Wenn Sie sich einen Moment gedulden wollen, Oberinspektor«, sagte Pamberton, der Mann, der die Auktionsunterlagen verwahrte. »Ich seh’ mal nach, wer den Spiegel ersteigert hat.«
    John Sinclair nickte. Er befand sich in einem Büro, das sogar für einen Mann fast zu klein war. Die Wände waren von Schränken verstellt, und die Fenster bedurften dringend einer Generalreinigung.
    Bis hierher hatte John die Spur des Spiegels verfolgen können, und wenn Pamberton ihm nun sagte, wer den gefährlichen Spiegel ersteigert hatte, würde sich das Problem, das John im Augenblick am meisten beschäftigte, wohl schnell aus der Welt schaffen lassen.
    Pamberton setzte einen Kneifer auf seine schlanke Nase, klappte ein Buch auf und fuhr mit seinem langen Finger die einzelnen Rubriken entlang. Er blätterte mehrmals um, ehe er gefunden hatte, wonach er suchte.
    »Ah, hier haben wir’s«, sagte Pamberton mit einem freundlichen Lächeln. Er nahm den Kneifer wieder ab und legte ihn auf seinen schmalen Schreibtisch. »Der Spiegel, für den Sie sich
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