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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel
Autoren: Jason Dark
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Man ächtete die Kilrains, ließ sie allein, auch in der größten Not.
    Ich hätte ausspeien können, als ich daran dachte.
    Das Krächzen der Vögel, diese für uns höllische Begleitmusik, war leiser geworden.
    George Kilrain winkte mir zu. »Sehen Sie noch welche von den Biestern?«
    Ich ließ meine Blicke in die Höhe wandern. Der Widerschein des Feuers zauberte eine rote Kuppel am nachtschwarzen Himmel. Hin und wieder sah ich ein paar Schatten durch diese Kuppel fliegen, aber attackiert wurden wir nicht mehr.
    »Wir warten noch einige Minuten«, rief ich zurück.
    George hob die Hand zum Zeichen, daß er verstanden hatte.
    Neben mir begann Suko zu lachen. »Eins zu null für uns«, sagte er.
    Ich dämpfte seinen Optimismus. »Freu dich nicht zu früh. Noch haben wir Kathy O’Neill nicht zurück.«
    »Das schaffen wir schon!«
    Suko war der große Optimist. Ich dachte realistischer. War Kathy wirklich auf den Berg verschleppt worden, stand die Sache für uns schlecht. Dort oben waren die Vögel im Vorteil, da hatten sie ihr Reich, konnten schalten und walten wie sie wollten.
    Seit einigen Sekunden hatten keine Schatten mehr den Widerschein des Feuers passiert. Die Vögel hatten sich zurückgezogen.
    Wir ließen noch ein paar Minuten verstreichen. Dann machten Suko und ich den Anfang.
    Wir verließen die unmittelbare Nähe des Feuers.
    Kein Vogel griff uns an.
    Alles blieb ruhig.
    Mir fiel eine Zentnerlast vom Herzen. »Die Gefahr ist vorbei!« rief ich den anderen zu.
    Mrs. Kilrain weinte, und auch Terry Lund war den Tränen nahe.
    Das Feuer war inzwischen zusammengesunken. Wir umrundeten den Anbau und gingen zum Haus.
    George Kilrain begleitete mich. Sein Gesicht war eine starre Maske. Ich wußte, an wen er dachte.
    »Wann holen wir Kathy?« flüsterte er mir zu.
    »Heute nacht noch«, erwiderte ich. »Keine Angst, ich löse meine Versprechen ein.«
    Wir erreichten den Platz vor dem Haus.
    Und dann hörten wir die Gitarrenklänge. Eine traurige schwermütige Melodie durchschnitt die Stille.
    Aus dem Schatten der Hausmauer löste sich eine Gestalt.
    Mike Kilrain!
    ***
    Kathy O’Neill war allein!
    Allein und gefesselt. Fest umschnürten die Stricke ihre Hand- und Fußgelenke. Der Satan, der sie gebunden hatte, verstand sein Handwerk.
    Kathys Augen brannten, das Gesicht war angeschwollen. Sie war leergeweint und der letzte Hoffnungsfunke erloschen.
    Sie kannte jetzt das Geheimnis des Vogelmenschen. Sie würde es mit in den Tod nehmen, das hatte dieses Ungeheuer ihr deutlich genug zu verstehen gegeben.
    Kathy lag auf dem harten, blankgewaschenen Fels. Ein strenger Geruch durchzog die Mulde auf der Spitze des Berges. Am Anfang war es dem Mädchen von dem Vogelgestank schlecht geworden, doch nun hatte sich Kathy daran gewöhnt.
    Wenn sie den Blick hob, sah sie über sich den schwarzen Nachthimmel. Vereinzelt blinkten ein paar Sterne, und Kathy wünschte sich mit aller Macht, jetzt auf einem dieser Sterne zu sein. Nur weit weg von diesem schrecklichen Ort. Doch der Wunsch blieb ein Traum.
    Die Zeit verrann. Kein Vogel war zurückgeblieben. Leer präsentierten sich die Höhlen und Nester an den Wänden der Mulde. Kathy kam sich verlassen vor. Die Stille zerrte an ihren Nerven. Nicht einmal das Raunen des Windes war zu hören. Mit Schrecken dachte sie noch an den Flug. Wie sollte jemand darauf kommen, daß sie auf dem Teufelsberg gefangen war? Und wenn ja, wer würde den Mut haben, diesen Berg zu besteigen?
    George? Vielleicht, aber er stünde auf verlorenem Posten. Die Vögel würden sich auf ihn stürzen wie die Fliegen auf ein Stück verdorbenes Fleisch. Ihr Schicksal war besiegelt.
    Plötzlich wurde die Stille unterbrochen. Das Rauschen zahlreicher Flügel drang an Kathys Ohren. Die Vögel kamen zurück.
    Kathy O’Neill versteifte sich und rechnete damit, daß ihre letzte Stunde gekommen war…
    ***
    Gitarrespielend kam Mike Kilrain näher. Zuerst war er nur ein Schatten in der Dunkelheit, dann kristallisierten sich langsam seine Umrisse hervor.
    Wir warteten ab.
    Der alte Kilrain ging einen Schritt vor. Er hatte die Hände geballt, den Kopf leicht vorgebeugt und atmete schwer. In seinem Innern mußte eine Hölle toben.
    Auch Mike Kilrain ging nicht mehr weiter. Zwei Schritte vor seinem Vater hielt er an. Ein letzter Akkord noch auf der Gitarre, dann verwehte die Melodie.
    Es wurde still. Vater und Sohn maßen sich mit Blicken. Mrs. Kilrain rang die Hände. Wie gern hätte sie mit ihrem Sohn geredet, doch sie
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