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0020 - Venus in Gefahr

Titel: 0020 - Venus in Gefahr
Autoren: Kurt Mahr
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die STARDUST sich zu bewegen und mit beachtlicher Geschwindigkeit auf die Bergkette am Horizont zuzufliegen. Aber das sah Ljubol nicht mehr.
    „Dieses Fahrzeug", sagte Tomisenkow mit verächtlicher Handbewegung nach oben, als er seine Leute auf dem Boden des Waldes um sich versammelt hatte, „ist fahruntüchtig. Wir werden uns also zu Fuß bis zum Lager durchschlagen müssen. Es wird ein harter Marsch werden, aber was mir als einzelnem schon einmal gelungen ist, das werden wir zu viert wohl erst recht schaffen.
    Ljubol - Sie nehmen den Kompaß und marschieren voran. Die wichtigste Regel ist vorerst: dicht zusammenbleiben und nichts anfassen, was nicht unbedingt angefaßt werden muß! Vorwärts!"
    Zunächst fanden sie es gar nicht so schlimm. Das Unterholz war zwar verfilzt, und manchmal huschten Tiere über ihre Füße, von deren Anblick allein die Männer das Gruseln bekamen. Aber es ging vorwärts, und nicht einmal allzu langsam. Erst als die Sonne zu sinken begann, dachten sie darüber nach, daß die Nacht, die nach dem Sonnenuntergang begann, fünf irdische Tage lang sein werde. Einhundertundzwanzig Stunden lang im finsteren Dschungel!
    Und wenn sie weiter darüber nachdachten, kamen sie darauf, daß es von nun an immer so sein werde. Sie hatten keine Schiffe mehr, mit denen sie diesen Planeten verlassen konnten. Sie würden immer auf Venus leben müssen.
    Ein paar Stunden lang sprachen sie nichts und hingen ihren melancholischen Gedanken nach. Aber dann nahmen zwei jener bärenähnlichen Tiere sich ihrer an. Ljubol bemerkte sie als erster, und Tomisenkow gab Verhaltungsmaßregeln. Nach seinen Anweisungen legten sie sich in einen Hinterhalt, und als die nur mit mäßiger Intelligenz ausgestatteten Tiere nach ihnen zu suchen begannen, töteten sie sie mit Gewehrgranaten. Dann marschierten sie weiter. Bevor sie das Lager erreichten, würden sie noch mehrere Male zu kämpfen haben. Aber mit einem mal war ihr Mut zurückgekehrt und der brennende Stolz, dieser Welt zu beweisen, daß jemand gekommen war, der mächtiger war als die Wildnis mit ihren kilotonnenschweren Sauriern, ihren Echsenbären und all dem widerlichen, schleimigen Gewürm.
    An welchen Gott sie auch immer glaubten, welche Ideologie man ihnen in die Gehirne gepflanzt hatte und wie ungerecht sie auch untereinander waren - sie waren Menschen. Sie gehörten der tatendurstigsten, verwegensten und stolzesten Spezies an, die es in dieser Galaxis gab. Und sie würden am Leben bleiben - nicht alle, aber so viele, daß der Faden nicht abriß.
     
    *
     
    Die Positronik verarbeitete das Kurvenstück der Wanderer-Bahn und gab zu verstehen, daß sie das gesamte Problem im Laufe der nächsten zwei Stunden gelöst haben werde. Einen Tag später - und sie hätte mit dem Kurvenstück nichts mehr anfangen können. Zum erstenmal, seit seine Leute Rhodan kannten, konnten sie ihm die Erleichterung am Gesicht ablesen.
    Rhodan führte ein Gespräch mit Oberst Freyt in Galacto-City. Freyt machte ein überaus glückliches Gesicht, als er erfuhr, daß Rhodan und die STARDUST in wenigen Stunden zur Erde zurückkehren würden.
    „Wissen Sie, Sir", gestand er, „so allmählich werde ich von unseren eigenen Leuten nicht mehr verstanden. Sie wollen, daß ich etwas gegen die Expansionsbestrebungen des Ostblocks unternehme, und ich... ich..."
    Rhodan nickte. „Wir werden das alles in Ordnung bringen. Machen Sie sich keine Sorgen. Aber halten Sie den Mund über unsere Ankunft, verstanden?"
    Von denen, die das Gespräch mithörten, war Reginald Bull der einzige, der Freyts Geheimnis kannte.
    Während das Gehirn an der Berechnung der Wanderer-Bahn arbeitete, gab Rhodan seine Erklärung: „Als wir die Erde verließen, wußte ich nicht, wann wir zurückkehren würden. Ich setzte Oberst Freyt als meinen Stellvertreter ein, aber wie gut kannte ich Freyt? Woher sollte ich wissen, daß er nicht die erste Gelegenheit benutzen würde, um mit den ungeheuerlichen Machtmitteln, die ihm zur Verfügung stehen, Dummheiten zu machen? Ich mußte mich dagegen sichern. Freyt erhielt einen Hypnoblock, der ihm verbot, in die irdische Politik einzugreifen. Außerdem blieben in Galacto-City Mutanten zurück, die Freyt in gewissem Sinne überwachten und dafür sorgten, daß er keinen Unsinn machte. Wie wir jetzt sehen, entsprang die Idee mit dem Hypnoblock einer Fehlkalkulation meinerseits - oder sagen wir besser: meine Ansicht über die Weiterentwicklung der irdischen Politik war etwas zu summarisch.
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