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0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

Titel: 0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm
Autoren: der mir den Atem nahm Der Mord
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eine Bardame oder so etwas mit. Heute morgen um halb neun mußte ich den beiden das Frühstück in sein Schlafzimmer bringen.«
    »Was?«
    Im Ernst, ich habe schon allerlei gesehen und gehört, aber so etwas- ging mir über die Hutschnur.
    »Ja, so war es. Und jetzt will ich Ihnen etwas sagen, Mister G-man: Ganz gleichgültig, wer den Mann erschossen hat, ich kann mich bei dem Mörder nur dafür bedanken!«
    Ich stand auf und sagte nichts. Was hätte ich darauf auch erwidern sollen? Langsam ging ich zur Tür.
    »Ich sah oben eine junge Dame«, sagte ich zögernd und mit abgewendetem Gesicht. »Sie ist sehr zierlich, hat braune Haare und Rehaugen — ist das vielleicht seine Tochter?«
    Die Antwort traf mich wie ein Schlag: »Das ist seine Frau.«
    ***
    Ich blieb stehen.
    »Wie alt ist sie?«
    »Vierundzwanzig.«
    »Und er?«
    »Vierundfünfzig.«
    »Großer Gott, welche Frau heiratet denn einen Mann, der dreißig Jahre älter ist?«
    »Warten Sie‘s doch ab! Für euch Männer ist immer alles einfach. Als ob das Leben ein Kartenspiel mit einer von vornherein bestimmten Anzahl von nur möglichen Variationen wäre. Sie stammt aus Holland. Während des Krieges kamen ihre Eltern um. Sie hungerte sich durch. Ihr Musikstudium, das sie nach dem Kriege anfing, hat sie sich vom Brot absparen müssen. Dann hatte er geschäftlich in Holland zu tun. Er ist Besitzer einer großen Autoreifenfabrik und hat mehr Geld, als wir beide zusammen tragen könnten. Er nahm sich seinen Wagen mit nach Holland und sah sich auch ein bißchen im Lande um. Ich kann mir genau vorstellen, wie er es angefangen hat. Ep ist Geschäftsmann, und wenn er etwas haben will, ist er die Liebenswürdigkeit in Person. Er hat sie umworben, wie es nur ein geübter Don Juan tun kann. Und er versteht sich auf Werbung, das können Sie mir glauben. Na, was wollen Sie noch mehr? Sie hatte Hunger,' ein Zimmer, in dem sie frieren mußte, wenn der Sommer vorbei war, weil sie sich die Kohlen nicht leisten konnte. Wenn sie ein Kleid haben wollte, mußte sie entweder noch mehr arbeiten und noch weniger schlafen als ohnehin Zeit dafür blieb, oder sie mußte sich acht Wochen lang die Butter aufs Brot versagen. Und da kam er: gütig, großzügig, reich — wie der gute Onkel aus dem Märchenbuch. Na ja, und da fiel sie auf die Reklame herein, die er mit seinem Wesen machte…«
    Ich warf dem Mädchen einen aufmerksamen Blick zu:
    »Sie verstehen aber verdammt gut, worauf es ankommt«, brummte ich.
    Miß Tudor zuckte die hübschen Schultern:
    »Vielleicht liegt es daran, daß wir uns immer gegenseitig getröstet haben, Mistreß Haters und ich. Für uns Frauen war dieses Haus hier eine Mischung aus Gefängnis, Irrenanstalt und Vorhölle. Wenn die Frau nicht gewesen wäre, hätte ich meinen Job hier längst an den Nagel gehängt. Aber ich konnte sie doch nicht mit dieser Bestie von Mann allein lassen. Ich hätte gehen können, aber wohin sollte die Frau. Sie besitzt keinen Pfennig eigenes Geld, weil sie nicht raffiniert genug war, sich von dem hohen Haushaltsgeld, das uns zur Verfügung stand, etwas auf die Seite zu bringen. Wie gesagt, ich wollte sie nicht allein lassen. Sie ist nicht nur meine Chefin — sie ist meine Freundin. Wollen Sie sonst noch etwas wissen?«
    Ich trat dicht vor sie hin und sagte leise:
    »Hören Sie mal, Miß Tudor: ich bezweifle nicht im leisesten, daß alles, was Sie über diesen Mann gesagt haben, genau der Wahrheit entspricht. Trotzdem ist es ein Verbrechen, daß er ermordet wurde. Und ich werde rücksichtslos dafür eintreten, daß man den Mörder faßt und seiner gerechten Strafe ausliefert. Sie scheinen den Mann gehaßt zu haben — und die Frau wahrscheinlich auch. Das wären zwei schöne Motive, nicht wahr? Es sind schon mehr Leute aus Haß umgebracht worden!«
    Sie sah mir furchtlos in die Augen: »Sie sind verrückt, G-man!« erwiderte sie kalt. »Ich war es nicht. Debora auch nicht. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Wer rief die Polizei an?«
    »Ich.«
    »Und wer war zuerst bei dem Toten? Auch Sie?«
    »Nein, seine Frau, Debora.«
    »Das dachte ich mir fast.«
    Ich ging zur Tür, ohne auf ihren fragenden Blick etwas zu erwidern. Nur auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um und rief leise zurück:
    »Auch wenn Sie ihn nicht leiden konnten, müssen Sie uns helfen, den Mörder zu finden. Ich werde später noch einige Fragen an Sie zu richten haben. Und der Teufel soll Sie holen, wenn Sie mich dabei belügen. So long.« Die Tür fiel hinter mir
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