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0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

Titel: 0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm
Autoren: der mir den Atem nahm Der Mord
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wurde erst um elf Uhr achtzehn alarmiert. Die Sache kommt uns allen spanisch vor, Mister Cotton.«
    »Waren denn außer dem Toten keine Leute im Haus?«
    »Doch! Eine Hausangestellte und die Frau des Ermordeten!«
    »Was? Und dann wird der Mord erst eine Stunde nach der Tat gemeldet? Uha, das riecht.«
    »Ja, das glauben wir auch.«
    »Vielen Dank, Doc.«
    Ich zog mich wieder bis an die Türschwelle zurück und dachte nach. Hier an der Tür störte ich die Leute bei ihrer Arbeit nicht und konnte selbst ungehindert stehenbleiben. Also da war dieser Mann erschossen worden, irgendwann zwischen viertel vor zehn und halb elf. Im Hause hatte sich zu dieser Zeit eine Hausangestellte und die Frau des Opfers aufgehalten. Und trotzdem wurde der Mord erst eine Stunde später gemeldet! Finden Sie das in Ordnung? Ich fand es nicht so.
    ***
    Die anwesenden Beamten ließen sich nicht stören. Der Spurensicherungsdienst verrichtete weiter seine langwierige, aber oft entscheidende Arbeit, der Arzt diktierte seinen Befund dem Protokollführer, und der Polizeifotograf endlich knipste mit Kamera und Blitzlichtern wie wild in der Gegend herum. Es ist allgemeiner Brauch in der Arbeit einer Mordkommission’ alle wichtigen Gegenstände, sämtliche gesicherten Spuren, den Körper des Toten aus allen möglichen Richtungen und mit Gesamtansichten der Räume zu fotografieren.
    Da ich die Beamten nicht stören wollte, beschloß ich, mich zuerst in der Villa ein bißchen umzusehen. Ich verließ das Wohnzimmer und sondierte zunächst die Lage im Erdgeschoß. Neben dem Wohnzimmer lag nach vorn zur Straße hinaus ein langer Raum mit vier hohen Fenstern, in dem es außer hohen, bis an die Decke reichenden Bücherregalen, zwei Sesseln und einem Diwan kein weiteres Möbelstück gab. Tausende von kostbar eingebundenen Büchern standen in den Regalen.
    Ich ging an den Fenstern entlang, ohne sie zu berühren. Alle waren von innen zugeriegelt. Nichts Auffälliges war zu entdecken. Die Bücher hätten in jeder anderen Privatbibliothek auch stehen können. Neben vielen Gedichten fand ich fast alle bedeutenden Romane der Weltliteratur, die großen russischen, die französischen, die englischen, deutschen, italienischen, indischen und chinesischen Meisterwerke, alle waren sie vorhanden. Hier mußte jemand gelebt haben, dessen Welt die Bücher waren. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen, aber ich habe immer gern ein gutes Buch gelesen und kann verstehen, daß es Menschen gibt, die Bücher jedem anderen Umgang vorziehen.
    Der Bibliothek gegenüber lagen drei kleinere Räume, die zusammen genauso lang waren wie die Bücherei allein. An das Wohnzimmer angrenzend war ein prächtiges Badezimmer von unten bis oben mit grünen Fliesen ausgekachelt und allen sonstigen Schikanen versehen. Rechts davon lag die Küche, wieder rechts davon führte eine Tür in den Keller.
    In der Küche waren einige Männer mit der Vernehmung eines jungen Mädchens beschäftigt. Ich wollte nicht stören und zog den Kopf schnell wieder zurück.
    Wie sollte ich hier in diesem Gewirr von emsig beschäftigten Beamten herausfinden, ob die ganze Geschichte eventuell ins Politische hineinspielte? Im Augenblick konnte ich gar nichts unternehmen. Erst mußte sich die Mordkommission selbst einen Überblick verschafft haben.
    Bis dahin wollte ich mir weiter die Lage betrachten. Gelangweilt stieg ich die Stufen der breiten Holztreppe hinan, die ins Obergeschoß führte.
    Nach vorn hinaus lag ein nett eingerichtetes Zimmer, das wahrscheinlich dem Dienstmädchen gehörte. Daneben fand ich ein Badezimmer. Ebenfalls nach vorn hinaus, aber am anderen Ende des Gebäudes lag ein einzelnes Schlafzimmer. Es enthielt nur ein Bett und die üblichen Schlafzimmermöbel, aber das Bett war fast so breit wie ein gewöhnliches Doppelbett. Die Decken darin waren zerwühlt, und in dem Raum war ein starker Parfümgeruch wahrzunehmen. Danach hätte es das Schlafzimmer einer Frau sein müssen. Aber vor dem Bett standen Hausschuhe, die ohne Zweifel einem Mann gehörten, auf dem Toilettentisch lagen Gegenstände, für die nur ein Mann Verwendung haben konnte, und im Kleiderschrank schließlich entdeckte ich ebenfalls nur Männerkleidung. Den Anzügen nach zu urteilen, konnte ich mich im Schlafzimmer des Ermordeten befinden.
    Merkwürdig, dachte ich. Unten im Wohnzimmer riecht man nichts von diesem aufdringlichen Parfüm, und hier nimmt es einem fast den Atem. Der Mann hat sich doch nicht selbst parfümiert, sonst müßte es
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