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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht
Autoren: Michael Kubiak
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zu denen gehört haben, die damals an der Jagd beteiligt gewesen waren.«
    »Gut. Nehmen wir also an, an diesem Satans- und Werwolfskult wäre wirklich etwas Wahres gewesen. Dann liegt doch die Vermutung nahe, daß sich ein Kind aus dieser von Ihnen geschilderten Verbindung hätte verstecken können, weil es ja mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet ist. Wir müssen in solchen Fällen mit völlig anderen Maßstäben rechnen. Satanskinder hat es immer wieder gegeben, und man sagt ihnen ganz andere Entwicklungsstadien nach als normalen Kindern oder sogar Säuglingen. Ich glaube daher, daß unser Dr. DeZordo entweder dieses Kind ist oder zumindest mit dem Teufel im Bunde steht.«
    Giontis Mund stand weit offen. Sprachlos hatte er die Erklärungen des Professors verfolgt. »Das ist doch nicht möglich. Ich glaube das einfach nicht.«
    »Wenn Sie erlebt hätten, was ich bereits hinter mir habe, würden auch Sie anders darüber denken. Was haben nun Ihre Berechnungen ergeben, was die Erfüllung des alten Fluches angeht?«
    Gionti kramte aus seiner Schreibtischschublade einen Zettel hervor.
    »Diese Hexenjagd fand damals im Monat Juli statt. Und da es jetzt genau dreihundert Jahre her ist, müßte sich dieser Fluch noch in diesem Monat erfüllen.«
    »Nicht in diesem Monat, Gionti. Heute nacht! Heute nacht wird es geschehen. Denn daß der Doktor verschwunden ist, scheint mir ein untrügliches Zeichen dafür zu sein. Jetzt möchte ich von Ihnen nur noch wissen, wo sich dieser Satansorden vor dreihundert Jahren immer getroffen hat.«
    Gionti schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Das weiß ich nicht, Professor. In den Aufzeichnungen über diese Zeit steht zwar etwas von einer Höhle in den Bergen, doch wo sich die befindet, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht beschreiben. Ich glaube auch kaum, daß Sie überhaupt jemanden im Ort finden, der Ihnen das sagen kann. Denn wenn man es wüßte, dann hätte man diesen unseligen Ort längst gesprengt. Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.«
    »Na, gut. Dann müssen wir sie eben suchen. Helfen Sie mir?«
    »Wenn ich kann, gern, Professor. Ich wüßte nur nicht wie.«
    »Machen Sie Ihren Laden dicht und legen Sie sich schlafen. Ich werde das gleiche tun. Heute abend hole ich Sie ab, dann werden wir mal sehen, was wir erreichen können.«
    Carlo Giontis Gesicht hatte einen skeptischen Ausdruck.
    »Wenn Sie meinen, daß wir Erfolg haben, Professor, aber ich bezweifle das. Aber gut, ich komme mit.«
    Zamorra erhob sich. Er verabschiedete sich von dem Bibliothekar mit einem festen Händedruck.
    »Beten Sie, daß es uns gelingt, diesen Satan zur Strecke zu bringen. Und vergessen Sie nicht, ein geweihtes Kreuz mitzunehmen.«
    Wieder zurück im Hotel, fragte Zamorra den Portier zuerst nach seiner Assistentin. Der Portier, der soeben erst seinen Dienst angetreten hatte, verwies ihn an einen Kellner.
    Zamorra fiel sofort der stechende Blick auf, mit dem der Mann ihn musterte. Er stellte seine Frage. Der Kellner schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, Signore. Ihre Begleiterin hat einen Anruf von ihrer Mutter bekommen, sie wäre krank geworden. Sie ist sofort abgereist. Sie sollten sich keine Sorgen machen. Das ist alles.«
    Zamorras Mißtrauen war geweckt.
    »Hat sie mir keine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein, Signore. Sie hatte es wohl sehr eilig.«
    Zamorra ging nicht weiter darauf ein. Es kam ihm zwar ungewöhnlich vor, daß Nicole so sang- und klanglos das Feld räumte, doch wenn es wirklich um ihre Mutter ging, dann konnte das schon stimmen. Schulterzuckend wandte er sich ab und ging nach oben auf sein Zimmer.
    Dort zog er die Vorhänge zu und legte sich zu Bett. Ihm stand eine anstrengende Nacht bevor.
    ***
    Professor Zamorra erwachte bei Einbruch der Dunkelheit. Er stand auf und machte sich frisch. Dann suchte er sich aus seiner Reisetasche eine schwarze Hose, einen schwarzen Rollkragenpullover und seine leichten Schuhe mit Kreppsohlen.
    Dann öffnete er die Schatulle, holte das Amulett heraus und schlang sich die Kette um das Handgelenk. Das Amulett selbst schob er so unter die Kette, daß es mit einer leichten Handbewegung sofort in seine Handfläche glitt. Sorgfältig zog er den Ärmel des Pullovers darüber.
    Er löschte in seinem Zimmer das Licht und eilte hinunter in die Hotelhalle. Mit langen Schritten durchquerte er sie, trat hinaus auf die Straße und verlor sich in der Menge der umherflanierenden Touristen. Sein Weg führte zum Rathaus.
    Carlo Gionti erwartete ihn
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