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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire
Autoren: Susanne Wiemer
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seine Freunde hatten ihr Feriendomizil verlassen. Nach Urlaub war ihnen ohnehin nicht mehr zumute. Zamorra wußte, daß Graf Chaldras irgendwo seine unnatürliche Existenz weiterführte, daß er jeden Tag neue Opfer finden konnte und daß jedes dieser Opfer die Zahl der Untoten vermehrte, die das Verderben weitertrugen. Dermot Devlin war der gleichen Ansicht – zwischen Zamorra und dem alten irischen Seemann hatte sich eine schweigende Übereinkunft eingestellt. Nicole Duval und Bill Fleming wußten einfach nicht, was sie glauben sollten. Aber immerhin war ihnen klar, daß es sich bei dem Grafen zumindest um ein verbrecherisches Wesen handelte, daß er eine Gefahr für die Menschen seiner Umgebung darstellte – und dunkel begriffen sie auch, daß der geistesabwesende, tranceartige Zustand, in dem Kitty Silver sich immer noch befand, auf irgendeine Weise mit Graf Chaldras’ Einfluß zusammenhängen mußte.
    Einig waren sich alle vier jedenfalls in der Einsicht, daß sie den Grafen finden mußten.
    Sie hatten ein Haus auf Oahu gemietet.
    Schon am Nachmittag des Tages, der der ereignisreichen Nacht auf Mauna Loa folgte, erkundigte sich Zamorra bei den Behörden nach dem Stand der Ermittlungen. Doch das Ergebnis war gleich Null. Die zuständigen Stellen hüllten sich in Schweigen, verschanzten sich hinter einer allgemeinen Nachrichtensperre, und für den Professor war das der Beweis, daß die Polizei bei ihren Nachforschungen keinen Schritt weitergekommen war.
    »Wir haben nur zwei Möglichkeiten«, sagte er, als sie sich gegen Abend im Wohnzimmer des Hauses zusammenfanden. »Entweder wir warten, bis ein Zufall uns wieder auf die Spur des Grafen bringt – oder aber wir müssen die einzige Chance nutzen, die uns nach Lage der Dinge noch bleibt.«
    »Und die wäre?« fragte Bill Fleming mit gerunzelter Stirn.
    »Kitty«, sagte der Professor ruhig. »Sie ist in Trance. Sie befindet sich immer noch unter dem Einfluß des Grafen, und sie muß mit ihm in irgendeiner Form von geistiger Verbindung stehen.«
    »Und was bedeutet das?« fragte Bill Fleming nach einem langen Schweigen.
    Zamorra hob die Achseln. »Möglicherweise bedeutet es, daß Kitty weiß, wo sich der Graf aufhält und…«
    »Aber das ist unmöglich! Sie ist nicht ansprechbar! Sie konnte sich schon vor ihrem Verschwinden nicht an die erste Begegnung mit dieser – dieser Bestie erinnern. Woher soll sie jetzt wissen…?«
    »Sie weiß es natürlich nicht bewußt«, schränkte Zamorra ein. »Irgendeine Art von geistiger Verbindung, wie gesagt. Kein Vampir läßt ein Opfer wieder aus den Klauen, das er bereits zum Zeremoniell der Bluttaufe gezwungen hat. Graf Chaldras beherrscht Kittys Geist nach wie vor. Das kann auf zweierlei Arten funktionieren. Entweder sie ist in der Lage, ihrerseits mit dem Grafen Verbindung aufzunehmen, und dann kennt sie auch seinen Aufenthaltsort. Oder aber sie muß passiv bleiben, auf Impulse warten, die von ihm ausgehen, und das bedeutet für uns, daß sie uns erst in dem Moment zum Versteck des Grafen führen kann, in dem sie seinen Ruf hört.« Er machte eine Pause und strich sich das Haar aus der Stirn. »Wir müssen es herausfinden«, setzte er hinzu. »Es ist unsere einzige Chance.«
    »Und wie läßt sich das bewerkstelligen?« wollte Bill wissen.
    »Durch Hypnose. Die Lage hat sich im Grunde gegenüber dem Tag unserer Ankunft auf Mauna Loa kaum geändert.« Zamorra atmete tief durch und sah seinen Freund an. »Damals hat sich Kitty gegen die Hypnose gewehrt, Bill. Jetzt müssen wir ohne ihr Einverständnis handeln – in ihrem eigenen Interesse.«
    Fleming nickte nur.
    Sein Gesicht war blaß, die Lippen lagen hart aufeinander. Schweigend stand er auf, durchquerte mit raschen Schritten den Raum und öffnete die Tür zu Kittys Zimmer.
    Sie lag auf dem Bett, vollkommen angezogen.
    Seit Stunden lag sie so. Ihre Augen waren weit geöffnet, doch sie richteten sich blicklos zur Decke. Sie rührte sich nicht, reagierte nicht, als Bill neben ihr Bett trat. Kittys Geist schien in irgendeiner unvorstellbaren Ferne zu weilen, und ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck, als lausche sie konzentriert auf eine wunderbare Melodie, die nur sie allein hören konnte.
    Zamorra bat die anderen, im Wohnraum zu warten. Er schloß die Tür hinter sich. Bill blickte auf und biß sich auf die Lippen.
    »Willst du allein mit ihr sein?« fragte er rauh.
    »Nicht nötig, Bill. Stell dich bitte ans Kopfende des Bettes! Wenn es mir gelingt, sie aus der Trance zu
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