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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire
Autoren: Susanne Wiemer
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wecken, sollte nichts ihre Konzentration stören.«
    Fleming nickte.
    Schweigend kam er der Bitte nach, und Zamorra trat seitlich an das Mädchen heran, setzte sich auf den Bettrand und blickte einen Moment lang intensiv in die blauen aufgerissenen Augen.
    Keinerlei Reaktion erfolgte.
    Kitty sah durch ihn hindurch, schien ihn nicht wahrzunehmen.
    Ganz kurz runzelte er die Stirn, dann hob er die Hände und legte jeweils drei Finger mit sanftem Druck auf die Schläfen des Mädchens.
    »Kitty!« sagte er mit zwingender Ruhe. »Kitty – wachen Sie auf!«
    Sie antwortete nicht.
    Immer noch blickten ihre Augen starr zur Decke – und Zamorra begriff, daß er in diesem Fall mit der normalen wissenschaftlichen Hypnosetechnik nicht weiterkommen würde.
    Er preßte die Lippen zusammen.
    Mit einer raschen Bewegung nahm er das Amulett vom Hals. Licht fing sich in dem silbernen Filigran, brachte es zum Leuchten und Strahlen. Die Reflexe glitten über Kittys Gesicht, streiften ihre Augen – und zum erstenmal zuckte das Mädchen fast unmerklich zusammen.
    Zamorra atmete tief durch.
    Er wußte jetzt, daß er auf dem richtigen Weg war. Langsam und rhythmisch ließ er das Amulett vor Kittys Augen hin und her schwingen – und die geheimnisvollen Kräfte des Talismans waren auch diesmal stärker als die Macht der Finsternis, die Kittys Geist umfing.
    Ihre Lider flatterten.
    Ein tiefes Stöhnen kam aus ihrer Kehle. Ihr Blick schien von weit her zurückzukehren, und die blauen Augen begannen den Schwingungen des Amuletts zu folgen.
    »Können Sie mich hören, Kitty?« fragte Zamorra leise.
    Sie öffnete die Lippen.
    »Ja«, hauchte sie.
    »Gut, Kitty. Sie sind in Sicherheit, Sie sind bei Freunden. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Hören Sie? Sie haben keine Angst mehr. Sie sind ruhig. Ganz ruhig…«
    Kittys Atemzüge kamen tief und regelmäßig. Ihr Gesicht war entspannt, die Lider senkten sich. Ganz langsam zog Zamorra das Amulett zurück – und das Mädchen lag in tiefer Trance, ohne sich zu rühren.
    Der Professor konzentrierte sich.
    »Erzählen Sie«, sagte er beschwörend. »Sie können sich erinnern, Kitty. Sie können sich wieder an alles erinnern.« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Sie sind auf Mauna Loa. Es ist die Nacht zum Mittwoch – die Nacht vor meiner Ankunft. Erzählen Sie, was geschieht! Sie liegen in Bills Armen. – Und jetzt…!«
    Er schwieg abrupt. Kittys Atem wurde schneller, ihre Lippen bewegten sich.
    »Ich bin aufgewacht«, flüsterte sie. »Jemand… ruft nach mir. Ich weiß, daß mich jemand ruft, aber ich … weiß nicht, wer es ist.«
    »Und weiter?«
    Kittys Atem wurde ruhiger. Die Falten auf ihrer Stirn glätteten sich, und sie erzählte ohne das geringste Zögern und mit großer Sicherheit.
    »Ich stehe auf. Ich gehe ans Fenster. Jetzt weiß ich, wer mich ruft. Es ist der Mann aus meinem Traum, der Mann mit den gelben Augen. Ich verlasse das Haus und gehe den Hügel hinauf. Er wartet zwischen den Felsen. – Er nimmt meine Hände, und ich trinke sein Blut. – Ich will noch mehr trinken. – Aber da ist Bill! Er hat ihn vertrieben. Er stellt Fragen, aber ich will nicht antworten, ich will nicht…« Zamorra atmete tief.
    »Und in der nächsten Nacht?« fragte er beherrscht. »In der Nacht, als Bill und Dermot und ich die ›Aloha II‹ verfolgten?«
    »Ich bin allein im Haus. Er ruft mich. Und ich folge ihm. Ich gehö- re zu ihm. Ich werde ihm immer folgen!«
    »Auch jetzt noch?«
    »Ja«, flüsterte Kitty. »Auch jetzt noch, wenn er mich ruft.«
    »Und wo ist er? Wo ist er in diesem Augenblick?«
    Ein angestrengter Zug trat auf Kittys Gesicht. »Ich… weiß nicht. Er ist da, aber ich weiß nicht, wo. Er ruft nicht. Warum ruft er mich nicht? Warum …?«
    Zamorra zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Er starrte Bill an.
    »Wir müssen sie von diesem Einfluß befreien«, sagte er, fast ohne die Lippen zu bewegen. »Wir müssen sie dazu bringen, daß sie sich wehrt, daß sie Widerstand leistet.«
    Bill zuckte die Achseln. Sein Gesicht spiegelte Ratlosigkeit. Zamorra überlegte einen Moment, dann griff er erneut nach dem Amulett und ließ es vorsichtig auf Kittys Brust gleiten.
    »Hören Sie, Kitty«, sagte er mit leiser, monotoner Stimme. »Sie werden ihn nie wiedersehen. Er will Ihren Tod, er will Sie verderben. Sie hassen ihn. Sie wehren sich gegen ihn. Hören Sie? Sie werden sich wehren!«
    »Ich… werde mich wehren«, echote Kitty tonlos.
    »Sie werden sich wehren mit
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