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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde
Autoren: Delfried Kaufmann
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dritten Nacht meines Aufenthaltes wurde ich von Brandow auf seine übliche sanfte Weise geweckt. Heute wurden mir die Fußfesseln nicht gelöst. Brandow legte mich einfach auf seine Schulter und trug mich hinaus. Die gesamte Bande war versammelt. Ihre Fahrzeuge waren aufgefahren. An der Spitze der Thunderbird, dann ein großer geschlossener Ford und der Lieferwagen.
    »Es geht los, G-man«, Face grinste mich an. »Sie kommen zu mir in den Thunderbird. Brandow wird sich neben Sie in den Fond setzen. Ich nehme das Steuer. Außerdem fahren die Traiters noch auf den Vordersitzen mit. Hinein mit ihm, Tob.«
    Brandow schob mich wie eine Puppe in den Wagen. Er stülpte mir einen Hut auf den Kopf und legte mir einen Mantel um, damit ein zufälliger Beobachter nicht meine Fesselung sah.
    »Den Knebel verpasse ich dir schon rechtzeitig«, knurrte der Riese.
    Face schwang sich hinter das Steuer, und die Brüder Traiter enterten den Wagen. In den Ford stiegen Fire und Stenless, Snake hingegen klemmte sich hinter das Steuer des Lastwagens.
    Face drehte sich zu mir um.
    »So, Cotton, nun werden Sie das Geheimnis unserer Erfolge kennenlernen.« Er kurbelte das Fenster herunter und rief: »Bobbeck, du kannst kommen!« Dann sagte er zu mir: »Je weniger Menschen Togo sehen, desto besser ist es. Bobbeck hat ihn zwar gut im Griff, aber nach Möglichkeit vermeiden wir es, ihn zu beunruhigen. Bei der Arbeit läßt es sich leider nicht immer verhindern. Aber sehen Sie, da ist er!«
    Ich konnte den Kopf ausreichend drehen, um aus dem Fenster zu blicken, und die Scheinwerfer der Wagen gaben genug Licht, um die Szene noch gespenstischer zu machen. Aus dem Heizungskeller näherte sich eine bizarre, riesige Gestalt mit langem lohfarbenem Haar, kurzen krummen Beinen und Armen, die länger und dicker waren als Männerbeine. Ich mußte zweimal hinsehen, um sicher zu sein, aber das Bild blieb so, wie ich es zuerst gesehen hatte.
    Dort aus dem Heizungskeller stieg ein großer Orang-Utan, ein Männchen der zweitgrößten Affenrasse der Erde. Er stützte sich beim Gehen mit dem rechten Handrücken auf der Erde, seine linke Hand hielt die Hand von Bobbeck, der neben der Riesengestalt doppelt klein wirkte, neben ihm watschelte und zärtlich auf ihn einwisperte.
    Das ungleiche und doch sich auf eine erschreckende Weise ähnliche Paar steuerte den Kastenwagen an. Mit einem leichten und eleganten Satz sprang der Affe hinauf, streckte dem Zwerg seine Arme hin und hob ihn völlig mühelos hoch.
    Wahrscheinlich hatte ich bei diesem Schauspiel mein Gesicht nicht völlig in der Gewalt. Face lächelte befriedigt.
    »Früher staunten in den Nachmittagsvorstellungen die Kinder, wenn Bobbeck auf Togo in die Manege ritt, wenn der Orang mit dem Zwerg auf dem Rücken Seile hochkletterte und die tollsten Sprünge vorführte.« Seine Stimme klang höhnischer. »Heute trägt Togo unseren Bobbeck an Fassaden hoch, die nicht einmal Lex und Bolo ersteigen könnten. Mühelos hält er oben die Strickleiter, die Bobbeck ihm um den Körper bindet, und auf der wir anderen hinaufklettern. Sie werden sehen.«
    »Schließ den Lastwagen!« wandte er sich an Bolo Traiter. »Sie sind drin.«
    Es ging los. Es war zu dunkel, um zu erkennen, wie die Gegend aussah, durch die wir fuhren. Der Wagen schaukelte langsam über eine miserable Straße. Ich nahm an, daß rechts und links Brachgelände war und daß diese Schotterstraße, auf der wir uns befanden, früher eine Verbindung zwischen der Pulverfabrik und einer Landstraße hergestellt hatte. Nach einer knappen halben Stunde langsamster Fahrt kamen wir auf Asphalt, dann auf eine breite betonierte Autostraße.
    Hier trennten sich die Wagen. Offenbar war ein genauer Zeitplan festgelegt worden, denn Face fuhr ziemlich langsam und kontrollierte immer wieder seine Uhr.
    Die Autostraße mündete langsam in bewohnte Gegend. Rechts und links tauchten Häuser auf. Kein Zweifel, daß wir uns in einem Vorort Washingtons befanden.
    »Besser, du verbindest ihm jetzt das Maul, Tob!« befahl Face.
    Er hatte alles vorbereitet. Sie schoben mir einen Knebel zwischen die Zähne und banden ein Tuch darüber, damit ich ihn nicht mit der Zunge ausstoßen konnte.
    »G-man«, sagte Face vorn hinter dem Steuer tonlos, »in zehn Minuten geht es los. Ich warne Sie noch einmal, uns zu stören.«
    Ich konnte nur vor mich hinbrummeln. Brandow legte seine Pratze auf meine Schulter und drückte mich tiefer in die Polster, so daß mein Kopf nicht über den unteren Rand
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