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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde
Autoren: Delfried Kaufmann
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finden, und dann können Sie nicht mehr den Mund zur Verteidigung auftun. Alle werden glauben, daß Sie an der Überrumpelung der Bank teilgenommen haben. Keine trauernden Kollegen an Ihrem Grab, Cotton. Keine ehrsamen Reden von der Pflichterfüllung bis in den Tod. Der Bankdirektor wird Ihre Leiche identifizieren, und er wird sagen: ›Das ist der Mann, der mich niedergeschlagen hat.‹ Heimlich, ohne Pauken und Trompeten werden Sie verscharrt werden als ein G-man, der seinen Eid brach und mit Gangstern gemeinsame Sache machte, bis seine Kumpane, die er verfolgen sollte, ihm ein paar Kugeln in die Rippen jagten.«
    »Vielen Dank für die Aufklärung, Face«, sagte ich kalt. »Wie wollen Sie das anstellen? Auch mit einem Revolver in meinen Rücken zwingen sie mich nicht dazu.«
    Er nahm einen Gegenstand aus seiner Brieftasche. Er klappte sie auf und fischte meinen FBI-Ausweis heraus.
    »Ihr Ausweis, Cotton«, sagte er. »Mit Bild und Fingerabdruck. Den Fingerabdruck kann ich nicht imitieren, aber ich denke, der Herr Bankdirektor wird nicht auf den Gedanken verfallen, meine Finger mit Ihrem Abdruck zu vergleichen. Und was die Fotografie angeht, so hoffe ich, daß es mir gelingen wird, Ihnen einigermaßen ähnlich zu sehen. Man soll seine Fähigkeiten gebrauchen, wie sie einem gegeben sind, nicht wahr, Mr. Cotton?« Den letzten Satz sprach er wieder in meinem Tonfall, und in diesem Tonfall fuhr er fort. Er war so ähnlich, daß wahrscheinlich sogar Phil sich hätte täuschen lassen.
    »Ein G-man betritt morgen die Bank, begleitet von einem zweiten Zivilisten und einem Cop in Uniform. Wir haben eine solche Uniform, Cotton. Der G-man legt seinen Ausweis vor. Er verlangt den Direktor zu sprechen. Der Direktor kommt. Der Direktor prüft den Ausweis. FBI-Beamter Jeremias Cotton aus New York. Der Beamte erklärt: ›Wir haben die Vermutung, daß New Yorker Gangster an der Tat beteiligt sind. Können wir den Tatort sehen?‹ Der Direktor führt die Beamten zum Tresor. Vielleicht liegt dort das Geld, vielleicht inzwischen woanders. Der FBI-Beamte Cotton stellt sachliche Fragen. Der Direktor antwortet. Dann wünscht G-man Cotton den jetzigen Aufbewahrungsort des Geldes zu sehen. Ich glaube nicht, daß der Direktor sich weigern wird. Wenn der Kassenschrank geöffnet worden ist und das Geld vor den Beamten liegt, wird G-man Jerry Cotton seine Waffe ziehen. Seine Begleiter werden den Kassenschrank ausräumen. Der Direktor wird entsetzt die Arme hochhalten. Und zum Schluß wird man ihn niederschlagen. Eine Woche oder vierzehn Tage später wird die Leiche von G-man Jerry Cotton irgendwo an der Grenze gefunden. Der Direktor wird bestätigen, daß dies der Mann war, der ihn niedergeschlagen hat, und das FBI wird fassungslos sein, daß einer seiner besten Männer auf solche Abwege geraten konnte.«
    Ich sprang auf und griff über den Tisch, um Face zu packen.
    Er hatte es geschafft, mich in Rage zu bringen. Vor meinem inneren Auge hatte ich für Sekunden Phil und Mr. High gesehen, die daran glauben würden, daß ich niemals eine solche Tat begangen haben könnte, und die verzweifelt darüber sein würden, daß sie das Gegenteil nicht beweisen konnten.
    Diese Vorstellung war schlimmer als die Gewißheit des Todes, der mich erwartete, und darum griff ich zu.
    Er kippte samt seinem Stuhl um. Brandow sprang auf die Füße. Ich war vor ihm hoch und stieß den Tisch von mir.
    Von hinten sprang mir Stenless, der Entfesselungskünstler, ins Genick. Ich duckte mich ab und gab mein Bestes. O nein, noch war ich nicht der Sieger dieser Schlacht, die bis jetzt kaum zwei Minuten gedauert hatte. Fire, Lex Traiter, Snake, alle drei standen noch, und sie griffen mich hastig und stürmisch an.
    Ich werde Ihnen die Schilderung des Restes ersparen. Zum schlechten Schluß lag ich auf dem Boden, völlig ausgepumpt und kampfunfähig, zerschrammt und zerbeult. Aber noch immer bei Bewußtsein.
    Ich hörte John Face sagen: »Macht Schluß, er hat genug!«
    Sie ließen endlich von mir ab.
    Ich lag auf dem Gesicht. Durch irgendeinen Umstand waren beide Hände unter meine Brust geraten.
    »Steh auf, G-man!« befahl Face. Ich wollte gehorchen, stemmte die Hände auf den Boden und fühlte in diesem Augenblick einen kalten kleinen Gegenstand unter der Handfläche.
    Okay, sie hatten mich ziemlich fertig gemacht, aber mein Gehirn funktionierte noch. Ich erkannte, daß der Gegenstand aus Metall war, und ich handelte instinktiv und blitzschnell. Ich tat so, als würde
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