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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde
Autoren: Delfried Kaufmann
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mit der Aufschrift: ›Direktion‹. Er trug den Hut auf die gleiche Art, wie ich ihn zu tragen pflege, ein wenig in das Genick geschoben. Sein mageres Gesicht war voller, seine Augenbrauen hatten eine andere Farbe, die Farbe meiner Augenbrauen. Er trug eine Nase im Gesicht, die ich an ihm noch nie gesehen hatte, aber die ich jederzeit betrachten konnte, wenn ich in einen Spiegel blickte. Tja, es war so. Ein ordentlich angezogener, lässigkorrekter FBI-Beamter Jerry Cotton ging auf den zerzausten, mit alten Segeltuchschuhen und einem schmutzigen Trainingsanzug bekleideten Jerry Cotton zu. Wahrhaftig, im Augenblick sah John Face dem Bild in meinem FBI-Ausweis ähnlicher als ich selbst.
    Sie gingen fünf Schritte in den Schalterraum hinein, und ich tat zwei Schritte auf sie zu, bevor sie mich erblickten.
    Sie blieben wie angewurzelt stehen, aber John Faces Gesicht färbte sich nicht. Fire aber ließ die Aktentasche fallen. Seine Hand fuhr zur Brust hoch.
    Vielleicht schoß der Kunstschütze besser als ich, sicher sogar, aber ich war schneller. Seiner Hand, die meinen .38er noch aus der Halfter gebracht hatte, entfiel die Waffe.
    Ich ging auf John Face zu. Ich wartete, daß auch er einen Griff zur Waffe wagen würde, aber er ließ nur die Aktentasche aus der Hand gleiten. Dann, mit einem Aufschrei panischen Entsetzens, warf er sich herum und hetzte in großen Sprüngen die Treppe hinauf.
    Ich lief ihm nach. Hinter mir begannen schrill die Alarmglocken zu läuten. Endlich hatte es einer der Bankangestellten gewagt, auf die Auslösetaste zu treten.
    Ich beeilte mich nicht sonderlich. Ich wußte, daß Face mir nicht entwischen konnte. Ich hörte ihn vor mir die Treppe hinaufkeuchen. Er rannte am Tresorraum vorbei in den dritten Stock, in dem das Archiv der Bank untergebracht war.
    Die Tür stand auf, als ich diesen dritten Treppenabsatz erreichte.
    Ich ging ohne Zögern hinein. Das kleine Fenster, durch das die Bande in jener Nacht den Einbruch gestartet hatte, gab nur wenig Licht. Neben dieser Öffnung stand Face. Er hatte das Gesicht mir zugewandt, und jetzt hielt er eine Waffe in der Hand.
    Ich sah ihn an. Sein Blick war auf mich gerichtet, und es lag sehr viel Angst darin.
    Langsam ging ich auf ihn zu. Ich wartete darauf, daß er versuchen würde, den Finger zu krümmen. Ich trat auf drei, auf zwei Schritte heran, und er wagte es nicht.
    Dann stand ich ganz dicht vor ihm. Ich spürte, daß er zitterte. Leise und verächtlich sagte ich: »Feigling!«
    Plötzlich fand ich, daß er mir gar nicht mehr ähnlich sah, daß seine Maske miserabel war und daß er nichts anderes war als ein erbärmlicher Verbrecher, nicht mehr als alle anderen, die zum Schluß ihrer Laufbahn vor meinem .38er gestanden hatten.
    Er öffnete die Hand. Der Revolver polterte auf die Erde. Langsam nahm er die Arme in die Höhe.
    ***
    Noch während John Face ins Untersuchungsgefängnis und Fire mit einer schweren Verletzung ins Hospital geschafft wurden, brauste ein starkes Kommando zur alten Pulverfabrik.
    Sie fanden den toten Orang-Utan. Neben ihm hockte Bobbeck, der Zwerg, und ließ sich widerstandslos abführen. In einem Raum entdeckten die Cops Faces Zimmer mit Dutzenden von Perücken, Bärten, Schminkutensilien.
    Die anderen Bandenmitglieder waren verschwunden, aber Brandow wurde noch am selben Tag verhaftet. Stenless und Snake, die zusammengeblieben waren, fing man zwei Tage später, und Lex Traiter, der es mit dem Ford schaffte, bis an die mexikanische Grenze zu gelangen, kassierte zwei Kugeln aus den Gewehren der Zollbeamten, als er versuchte, die Grenze zu überschreiten.
    Nicht einer der Männer von der Zirkusbande entging seinem Schicksal. Sie standen vor den Schranken des Gerichtes, und die Richter sprachen die Strafen aus, die die Männer nach dem Gesetz verdienten.
    ENDE
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