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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde
Autoren: Delfried Kaufmann
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mit den gewünschten Papieren ankommt, speisen sie einen mit einem Trinkgeld ab. Auf Drohungen reagieren sie nicht. Sie fühlen sich hinter ihrer diplomatischen Immunität völlig sicher. Es tut mir leid, daß ich es überhaupt mit Dokumenten versucht habe. Wir hätten uns gleich auf die Banken stürzen sollen, aber die Banken erschienen uns ungewöhnlich gut gesichert.«
    »Und jetzt wollen Sie es doch mit den Banken versuchen?«
    »Richtig, G-man. Ich habe mir schon seit Tagen eine kleine Bank ausgesucht, die Filiale der State and Industrial Bank in der Balley Street. Ein kleiner Laden, aber einmal in jeder Woche beherbergt er die Gelder für die Lohnzahlung der Flex-Textil-Werke. Dieses Geld wollen wir uns holen, Cotton.« Er lächelte. »Da ich trotz der Aufmerksamkeit Ihrer Polizisten ziemlich ungestört durch die Straßen streifen kann, habe ich alle Beobachtungen gemacht. Übermorgen abend geht es los. Interessieren Sie Einzelheiten?«
    »Nicht besonders, aber schießen Sie los.«
    »Am Donnerstagabend liegen in dem Banktresor fünfhunderttausend Dollar. Der Tresor liegt ganz gegen die sonstigen Gewohnheiten im zweiten Stock. Das Gebäude ist dreistöckig, wobei der zweite und dritte Stock praktisch fensterlos sind. Allerdings nur praktisch fensterlos, denn im dritten Stock befindet sich ein kleines unvergittertes Fenster, das aus irgendwelchen Gründen dort angebracht worden ist. Vom Parterre aus ist der Tresor nicht zu erreichen, weil der Aufgang durch Alarmanlagen gesichert ist, aber von der dritten Etage ab ist eine solche Sicherung nicht eingebaut worden, wahrscheinlich, weil niemand auf den Gedanken gekommen ist, man könnte von oben in das Gebäude eindringen. Es würde auch niemand können, aber wir sind dazu in der Lage.«
    »Kein Nachtwächter?«
    »Doch, aber er ist kein Problem. Er hält sich nur im Parterre auf. Der Tresorraum ist auch für ihn wegen der Sicherungen nicht zu betreten.«
    Ich drückte meine Zigarette aus.
    »Ich hoffe, Sie werden sich den Hals dabei brechen, Face.«
    In seinen Augen glomm ein böses Licht auf.
    »Sie werden frech, G-man«, sagte er leise. »Schön, wenn Sie uns einen Halsbruch wünschen, dann sollen Sie die Folgen eines Mißlingens als erster zu spüren bekommen. Wir werden Sie mitnehmen.«
    Brandow und Fire blickten überrascht hoch.
    »Dein Emst, John?« fragte der Kunstschütze.
    »Mein voller Emst.«
    »Ich garantiere Ihnen, daß ich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit Krach mache, daß sämtliche Cops der Stadt zusammenlaufen.«
    »Wir werden das zu verhindern wissen, aber wenn es schiefgehen sollte, dann werfen wir Sie unseren Verfolgern gern vor die Autoreifen, das wird auch einen Polizisten stoppen.«
    Ich grinste ihn frech an. »Seien Sie vorsichtig, Face. Auch einen Sturz aus einem schnellfahrenden Auto kann man überleben.«
    Meine Ruhe ärgerte ihn.
    »Tob, bring ihn wieder nach unten! Jetzt habe ich sein Gesicht lange genug genossen.«
    ***
    Die nächsten zwei Tage, volle achtundvierzig Stunden, verbrachte ich zum größten Teil gefesselt im Keller. Sie waren anständig genug, mir hin und wieder etwas zu essen und zu trinken zu geben, und dann ließen sie mich auch, unter Bewachung von mindestens drei Mann, bei denen der Riese Brandow nie fehlte, eine Zigarette rauchen.
    Das lange Liegen bekam mir nicht besonders. Ich wurde tatendurstig, daß ich ein paarmal nahe dran war, alles auf eine Karte zu setzen, aber ich zwang mich immer wieder zur Ruhe. Wenn Face sein Wort erfüllte und mich mit zu dem geplanten Einbruch nahm, bot sich dort sicher eine bessere Gelegenheit als in dieser alten Fabrik, die nach meiner Schätzung mindestens dreißig Meilen vor den Toren Washingtons liegen mußte. Ich wußte von Snake, dem Schlangenmenschen, der mich ein paarmal bewacht hatte und der der geschwätzigste der Bande war, daß wir uns in einer alten Pulverfabrik befanden und daß die Bande diesen Ort, der völlig einsam war, schon als Versteck benutzt hatte, als ein Teil von ihnen noch in den Wohnwagen bei Laborfleth hauste.
    Von nebenan, aus dem Heizungsraum, ertönten von Zeit zu Zeit immer wieder das Schmatzen und Schnalzen und das heisere Wispern des Zwergs Bobbeck. Er sprach mit irgendwem, mit einer Person, die ich noch nie gesehen hatte. Manchmal verstand ich ein paar von den Worten, die er flüsterte. Immer waren es Kosenamen, aber selbst der geschwätzige Snake schwieg auf meine Frage, mit wem Bobbeck sich nebenan so intensiv beschäftigte.
    In der
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