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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube
Autoren: Horst Friedrichs
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gewünschten Kurs eingestellt hatte.
    Der Professor machte sich ungefähr eine Stunde lang auf dem Achterdeck zu schaffen. Erst dann leistete er seiner hübschen Sekretärin Gesellschaft.
    »Die Taucherausrüstung ist vorzüglich, Nicole«, sagte er. »Ich kann damit auf tausend Fuß Tiefe gehen, ohne Schwierigkeiten zu bekommen – sogar noch tiefer, falls es nötig ist. Ich habe die Anlage so eingerichtet, daß Sie sie mühelos bedienen können.«
    »Ich habe es so eingerichtet, daß wir nicht verhungern müssen«, entgegnete sie trocken. »Chef, greifen Sie ruhig zu. Ich kann mit den Sachen, die ich in Arcachon eingekauft habe, keine Restaurantküche ersetzen. Aber ich hoffe, es wird Ihnen trotzdem munden.«
    Zamorra lachte. Gern bediente er sich von dem Tablett, das sie auf der Sitzbank drapiert hatte. Es gab gebackenen Tintenfisch und Garnelen, Grouvière-Käse, Weißbrot und unverfälschten Bordeaux-Landwein. »Sie haben glatt untertrieben«, meinte der Professor.
    Um siebzehn Uhr zehn hatten sie den Platz erreicht, an dem das Wrack der »Estrella Negra« liegen sollte. Die Wolkendecke war aufgerissen und hatte ein großes Loch gebildet, über dem der messingblaue Himmel zu sehen war. Sonnenstrahlen wärmten die Planken.
    Nichts ließ mehr vermuten, daß hier vor achtzehn Stunden ein mörderischer Orkan gewütet hatte.
    Sie kletterten auf das Achterdeck hinunter.
    »Sie brauchen praktisch nur Knöpfe zu bedienen«, erklärte Zamorra seiner Sekretärin. »Ich bin meinerseits mit einem Sendegerät ausgerüstet und kann die jeweiligen Kommandos auf der Schalttafel aufleuchten lassen.«
    Nicole musterte den Taucheranzug mit argwöhnischem Blick. Es war keine typische Froschmann-Ausrüstung mit Schutzanzug, Schwimmflossen und zwei Sauerstoffbehältern, sondern ein für tiefere Meereszonen bestimmtes Modell. Es war aus solidem Material gearbeitet und wirkte mit seinem kugelförmigen Helm fast wie eine Rüstung oder Astronautenmontur. Das Ding stand von selbst aufrecht. Es verfügte über eine Stahltrosse und eine Luftleitung, durch die es ständig mit der Jacht verbunden blieb, über Bleischuhe, die den Taucher in die Tiefe zogen, und einen Druckausgleich im Inneren des Anzuges.
    »Ich bin skeptisch«, bekannte Nicole.
    »Typisch Frau. Aber Sie haben keinen Grund dazu. Ich bin froh, in Arcachon eine so zuverlässige Ausrüstung gefunden zu haben.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Nicole Duval war nicht nur aus rein beruflichen Erwägungen um ihren Chef besorgt. Sie hütete sich aber, das allzu deutlich preiszugeben. Sie wollte vor sich selbst nicht wahrhaben, daß sie ein bißchen in den Professor verliebt war…
    Zamorra legte die Ausrüstung an. Er setzte sogar selbst den schweren Helm auf, Nicole brauchte nur noch die Schrauben festzuziehen. Der Professor kletterte schwerfällig über eine Metalleiter von Bord. Ehe er ins Wasser eintauchte, gab er ihr ein Handzeichen und grinste.
    »Gute Reise«, wünschte Nicole.
    Sie wartete, bis sich die Stahltrosse straffte. Dann drückte sie den entsprechenden Knopf und beobachtete, wie der Tiefenmesser, der mit der Schaltanlage verbunden war, langsam die 100-Fuß-Marke überstieg.
    Zamorra fand sich in der eigentümlich stummen und farbenreichen Unterwasserwelt wieder. Herings- und Umberfischschwärme kreuzten seinen Weg, die See wirkte durch das Rundfenster seines Helmes wie ein verlockender türkisblauer Abgrund, dessen Gefährlichkeit sich der Mensch erst bewußt wurde, wenn er bereits zu tief gesunken war und es kein Zurück mehr gab.
    Zamorra verdrängte die düsteren Gedanken. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Mit zunehmender Tiefe wurde es finster um ihn, und er schaltete den starken Scheinwerfer ein, den er am Gürtel mit sich führte. Der Leuchtkegel erfaßte flinke Fischschwärme, größere Exemplare, die vor dem Eindringling davonhuschten. Zamorra beugte sich nach unten, konnte aber noch keinen Grund unter sich ausmachen.
    Bei fünfhundert Fuß Tiefe gab er Nicole ein Zeichen, die Trosse langsamer ablaufen zu lassen. Er war sich jetzt klar darüber, daß er einen Fehler begangen hatte. Er hätte die Tiefe des Atlantiks erst ausloten müssen, um sich über die Länge seiner Tauchstrecke bewußt zu sein. Da er aber durch ein erneutes Aufsteigen keine Zeit verlieren wollte, nahm er die Unsicherheit in Kauf. Erst nach insgesamt zehn Minuten seit Verlassen der »Quimper« kam der Grund in Sicht. Zamorra befand sich jetzt achthundert Fuß unter dem
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