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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube
Autoren: Horst Friedrichs
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Name?«
    »Professor, warum wollen Sie das eigentlich so exakt wissen? Ich bin Ihnen gegenüber zu keinerlei Auskunft verpflichtet. Ich begreife nicht, wieso ich Ihnen überhaupt so viel erzähle.«
    »Geben Sie ihrem harten Herzen einen Stoß«, sagte Zamorra. »Betrachten Sie meine Fragerei als rein menschliche Neugier. Wie hieß der Vater?«
    »Narciso Saldana.«
    Zamorra gab durch keine Miene zu verstehen, wie sehr ihn dieser Name in Aufruhr versetzte. Panassié studierte seine Reaktion. Der dickliche Mann ahnte, daß sein Gegenüber auf etwas sehr Konkretes hinauswollte und daß er längst nicht aufgegeben hatte, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Aber er fand keinerlei Anhaltspunkte in Zamorras Zügen, die diesen Verdacht bestätigten.
    Zamorra stellte noch ein paar belanglose Fragen über den Rest der Besatzung. Dann verabschiedete er sich von Panassié.
    »Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder«, sagte der Kommissar.
    »Gehe ich Ihnen so auf die Nerven?«
    »Ich kann es nicht leiden, wenn Amateure ihre Nasen in Dinge stecken, die sie nichts angehen. Sie sollten sich durch diese Worte nicht verletzt fühlen, Professor. Jeder hat sein Fach.«
    »Es lebe die Ehrlichkeit«, entgegnete Zamorra. »Leider sind auch die Kriminalwissenschaften in vielen Dingen reformbedürftig. Aber darüber zu diskutieren wäre wohl sinnlos.«
    Er ging an dem dicklichen Mann vorüber. Nicole lächelte Panassié flüchtig zu, bemerkte aber den entsagungsvollen Blick nicht mehr, den er ihr nachsandte.
    Zamorra hinterließ bei der Schiffsvermietung einen ansehnlichen Geldbetrag. Damit zahlte er für die Benutzung der »Quimper« an diesem Nachmittag und reservierte überdies die Jacht für den nächsten Tag.
    Es war zweiundzwanzig Uhr, als sie Arcachon verließen.
    »Haben wir jetzt unser Tagessoll erfüllt, Chef?« gähnte Nicole und rekelte sich in den Polstern des roten Fiat Dino.
    »Noch nicht. Nützen Sie die Gelegenheit, und halten Sie ein Schläfchen, bis wir am Ziel sind.«
    »Wohin geht die Fahrt?«
    »Nach Bordeaux. Ich hoffe, dort meinen Bekannten Jules Bechet zu treffen. Er ist Doktor der Geschichtswissenschaften und dozierte gelegentlich an der University of Maryland. Ein Mann, der sich ausgezeichnet auch in der jüngeren Vergangenheit auskennt.«
    »Sie geben also immer noch nicht auf?«
    »Hatten Sie das erwartet?«
    »Nein.«
    Zamorra lachte leise. Dann bog er auf die RN 650 ab, blendete auf und beschleunigte bis in den fünften Gang hinauf. Da es kaum Gegenverkehr gab, befanden sie sich bereits nach einer halben Stunde an der Peripherie von Bordeaux. Bechet wohnte in Cenon, einem der höchstgelegenen Stadtteile. Sein modernes Atriumhaus war von dem Architekten geschickt auf dem Hang eines Hügels errichtet worden. Wacholder, Zypressen und Oleander bildeten einen breiten Rahmen um die Konstruktion, die in einem reinen Wohnviertel stand, dessen Einfamilienhäuser und Villen jeweils mehrere hundert Meter voneinander entfernt lagen.
    »Wir haben Glück«, sagte Zamorra und deutete auf die verschieden großen, von Lichterglanz ausgefüllten Rechtecke an der Vorderfront des Atriumhauses.
    Nicole richtete sich etwas verwirrt auf. Sie hatte tatsächlich geschlafen. Sie gähnte und stieg nach ihrem Chef aus, der sich bereits über den Klingelknopf neben der Gartenpforte gebeugt hatte und seinen Zeigefinger darauf legte.
    Bechet meldete sich über die Sprechanlage. Gleich darauf erschien er höchstpersönlich, um dem Professor und seiner Sekretärin die Pforte zu öffnen – ein untersetzter Mann mit der typischen Basedow-Charakteristik: breitem Hals und leicht hervortretenden Augen. Er trug Jeans und einen Rollkragenpullover und sah für Nicole überhaupt nicht wie ein Uni-Dozent aus.
    »Parbleu, Zamorra«, rief Bechet. »Ist das eine Überraschung! Welcher Zufall führt dich und diese reizende junge Dame in meine ärmliche Hütte?«
    »Ein nicht sehr glücklicher Zufall« gab Zamorra zurück und stellte Nicole vor. Er setzte dem Wissenschaftler sein Problem auf dem Weg zwischen Pforte und Hauseingang auseinander.
    Jules Bechet blieb stehen. »Schade, daß unser Zusammentreffen unter einem so tristen Vorzeichen stehen muß. Aber ich glaube, ich habe, was du benötigst. Gehen wir in mein Arbeitszimmer. Meine Frau und die beiden Kinder ruhen schon, aber wir stören sie in keiner Weise, denn die Schlafzimmer befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofes.«
    Sie folgten dem untersetzten Mann in ein Zimmer, das
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