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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß
Autoren: Franc Helgath
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jetzt härter, entschlossener, wollte nicht mehr zu seinem pausbäckigen Gesicht passen.
    Zamorra streifte seinen Gastgeber mit einem Blick. Lag es an der Beleuchtung in der Halle, daß sein Kinn eckiger und brutaler wirkte, daß sein Auge stumpf aufzuglühen begann?
    Doch der Eindruck verwischte sofort wieder. Zamorras Nerven machten sich bemerkbar. Zumindest gab er einer gewissen nervlichen Anspannung die Schuld für das ungewohnte Angstgefühl, das plötzlich in ihm hochgekrochen war, als er das Bild Ebenezer Gloombstones betrachtet hatte.
    Trotzdem – Merediths Stimme hatte sich verändert. Er näselte nicht mehr. Für seine Verhältnisse sprach er glasklar akzentuiert.
    Oder lag es an der Akkustik in der weiträumigen, vom Atem der Jahrhunderte behauchten Halle?
    »Sie können die Bilder noch einmal ansehen, wenn wir zurückkommen«, riß der Burgherr seinen Gast aus den Gedanken. »Nachmittags steht die Sonne besser. Dann ist es etwas heller hier. Haben Sie ein Feuerzeug? Ich habe nämlich vergessen, eine Taschenlampe mitzunehmen. Wir müssen uns einiger Fackeln bedienen. Irgendwo müßte es noch welche geben.«
    Er rumorte in einer dunklen Ecke herum. Eine Holzkiste stand dort.
    »Hier sind sie ja«, sagte Meredith. »Hoffentlich brennen sie noch.«
    Professor Zamorra hielt sein Feuerzeug daran. Die zwei Fackeln, die Meredith aus dem Kasten geholt hatte, brannten auf. Sie verbreiteten einen warmen Schein. Waren Oasen des Lichtes in einer unfreundlichen Dunkelheit.
    Meredith Gloombstone tappte einen Gang entlang. Er verzweigte sich zweimal. Sie kamen an eine mit schwarzem Eisen beschlagene Tür. Der Burgherr mußte wieder seinen Schlüsselbund benützen.
    Doch diesmal quietschten seltsamerweise weder Schloß noch Angel.
    Zamorra registrierte auch das.
    Mit jedem Schritt, den sie anschließend die Stufen hinuntergingen, sich immer mehr in eine naßkalte unbekannte Tiefe begebend, stieg dieses ungewohnte Angstgefühl in Zamorras Brust, stieg hoch bis zum Hals. Eine drohende, nicht faßbare Gefahr ging von diesem Ort aus, an dem Ebenezer Gloombstone einst dem Teufel gehuldigt und die Mächte der Finsternis heraufbeschworen hatte, um sich mit ihnen zu einem tödlichen Bund zusammenzuschließen.
    Dann hielt Meredith vor einer weiteren Tür an. Rostrot standen verschiedene Zeichen der Kabbala am Holz der spitzgiebeligen Tür mit eingetrocknetem Blut hinskizziert. Von einem Mann, der sich einst freiwillig außerhalb der menschlichen Gesellschaft gestellt hatte, um sein Glück im Reich der Toten und Dämonen zu suchen.
    Auch diese weitere Tür quietschte nicht. Gloombstone trat als erster ein. Die Flammen seiner Fackel legten einen schimmernden Lichtschein um sein schütter werdendes Haar. Er steckte seine Fackel in einen eisernen Ring links neben dem Eingang.
    »Rechts ist auch noch so ein Ring«, erklärte er und bedeutete damit Professor Zamorra, seinem Beispiel zu folgen. »Der Raum ist nicht groß. Das Licht müßte reichen, um Ihnen das Notwendigste zu zeigen.«
    Zamorra durchforschte das Gewölbe. Es roch modrig. Die Gruft, in der Ebenezer Gloombstone seine magischen Studien betrieben hatte, war wirklich nicht allzu groß. Dennoch wurde sie in der Mitte von einer Säule gestützt, an der sich eine steinerne Schlange zur gotisch zulaufenden Decke hinaufringelte. Um diese Säule herum standen ringförmig Regale, auf denen Phiolen, Fläschchen und die Gerätschaften eines spätmittelalterlichen Labors lagerten, wie Mörser zum Zerstampfen von Kräutern und mit Symbolen verzierte Zangen und Messer.
    Allen Gegenständen sah man an, daß sie früher ständig im Gebrauch gewesen waren.
    An den Wänden entlang zogen sich auf Steine gelegte Bretter, die ebenfalls als Regale gedient hatten. Einige Bücher mit zerschlissenen Umschlägen standen darauf und dann wieder eine Vielzahl zum Teil silberner und goldener Behälter, deren Inhalt vermodert war und jetzt diese gräßliche Luft verursachte, die einem den Atem raubte.
    Meredith Gloombstone bewegte sich in dieser Gruft, als wäre er nicht vor mehreren Jahren das letztemal hier gewesen, sondern gestern oder vorgestern.
    »Verdammt«, wunderte er sich, »ich weiß genau, daß ich es hierhergelegt habe.«
    Er stand im zweiten Teil des Gewölbes, der im Gegensatz zur anderen Hälfte jenseits der Säule von allen Gerätschaften wie leer gefegt war. Er wurde beherrscht von einem Drudenfuß, der mit weißem Marmor in dem schwarz glänzenden Basalt des Fußbodens eingelassen
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