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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß
Autoren: Franc Helgath
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Kaminzimmer zurückgezogen, das dem Earl of Blakeborne auch als Arbeitszimmer diente.
    Professor Zamorra war ihm vorgestellt worden. Als er die lasche Hand des Besuchers drückte, fühlte Professor Zamorra das Urteil des Earls über den Nachbarn bestätigt. Meredith Gloombstone war ein Mann ohne Energie. Professor Zamorra drängte sich der Vergleich mit einem ausgebrannten Ofen auf. Mit Meredith Gloombstone war nichts los. Absolut nichts. Das einzig Interessante an ihm war die schwarze Augenklappe, hinter der er die Blindheit seines linken Auges versteckte.
    Gladys und Winston hatten den Vormittag in dem weiträumigen Park verbracht. Offensichtlich hatte Gladys den Zwischenfall der letzten Nacht vergessen oder zumindest gekonnt verdrängt. Sie ließ sich nichts mehr anmerken, als sie kurz vor Beginn des Essens Meredith Gloombstone die Hand reichen mußte.
    Gloombstone wirkte wie ein unschuldiger Koalabär – etwas linkisch und sehr tapsig. Er rückte seinen Stuhl dreimal zurecht, ehe er sich setzte. Diesmal war im Salon aufgetragen worden. Zamorra registrierte mit Genugtuung, daß die englische Küche offenbar besser war als ihr Ruf. Das Mahl war ausgezeichnet. Es gab als Hauptgericht Kalbslendchen und Curryreis mit Käse und Rosinen überbacken.
    Doch der Earl machte Zamorras eben gewonnenen Respekt vor der englischen Kochkunst wieder zunichte. »Mein Koch kommt aus Frankreich«, bemerkte er kauend.
    Meredith Gloombstone beteiligte sich nur insofern an der Tischgesellschaft, als daß er wahllos all das, was auf Tellern in seine Nähe geriet, in sich hineinstopfte.
    Er hatte dicke Wangen und einen stupiden Gesichtsausdruck, der dazu paßte. Man konnte ihm unmöglich ansehen, daß er dank seiner Erbschaften mehrfacher Pfundmillionär war. Die Gloombstones hatten schon immer zu den begüterten Familien Südenglands gezählt.
    Doch jetzt gab es nur noch einen Gloombstone.
    Der Earl hatte die Verhandlungen mit ihm zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht. »Sie sollten öfter zu uns herüberkommen«, meinte der Earl nach einem Schluck Wein, einem 49er Chablon Neuf. »Haben Sie unsere Einladung für morgen abend schon erhalten?«
    Meredith Gloombstone schaute von seinem Teller hoch. »Hm, ja«, sagte er. »Es wird sich einrichten lassen.«
    »Und wie geht es sonst?« fragte Rosalinda, die sich auch um den Gast kümmern wollte. »Haben Sie schon ein hübsches Mädchen an der Leine? Wenn man achtunddreißig ist, sollte man daran denken, eine Familie zu gründen.«
    »Ich habe noch keine Frau gefunden, mit der ich Golf spielen möchte«, antwortete der pausbäckige Meredith Gloombstone und zeigte auch mit dieser Bemerkung, wes Geistes Kind er war. Danach verhielt er sich wieder ruhig und löffelte mit Himbeersirup übergossenes Porridge. Er aß methodisch wie ein Schaufelbagger. Jeden Augenblick erwartete man, daß er auch in seine Linke einen Löffel nehmen würde, um den Brei noch schneller in sich hineinzuschlingen.
    Das Porridge war die Nachspeise gewesen. Meredith Gloombstone legte seinen Löffel aus der Hand, nachdem die Schale vor ihm leer war. Er trank den Rest seines Weines aus.
    »Ich muß jetzt wieder gehen«, sagte er und tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Einige Geschäfte sind noch zu erledigen.«
    »Sie arbeiten tatsächlich?« fragte Gladys vorlaut, doch Meredith hatte die Anspielung nicht einmal verstanden.
    »Ich arbeite sehr viel«, antwortete er ernsthaft. »Heute nachmittag muß ich beispielsweise die Golflöcher inspizieren. Es ist schon passiert, daß Maulwürfe einige von ihnen zugeschüttet haben. Kürzlich habe ich drei Stunden auf ein Hole gespielt, bis mir urplötzlich auffiel, daß es gar nicht mehr vorhanden war.«
    Gladys konnte ein Kichern nur mühsam unterdrücken, und auch Nicole senkte den Blick zur weißen Damasttischdecke.
    Nur der Earl tat sich keinen Zwang an. Er lachte lauthals los.
    Meredith schaute irritiert auf. »Habe ich etwas Lustiges gesagt?« fragte er in die Runde.
    »Aber nein«, antwortete der Earl prustend. »Ich mußte nur an einen Witz denken, der mir vor fünf Jahren erzählt wurde.«
    »Ach so!«
    Jetzt schmunzelte auch Meredith Gloombstone verständnisinnig.
    »Spielen Sie Golf?« fragte er unvermittelt Professor Zamorra.
    Zamorra nickte. »Ab und zu. Aber sicherlich sind Sie wesentlich besser als ich.«
    »Wir könnten es ja einmal versuchen. Haben Sie mal Zeit?«
    »Wie wäre es mit morgen nachmittag?«
    Nicole Duval schaute überrascht auf. Bisher
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