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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Autoren: Larry Brent
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Doch der Eindruck konnte
täuschen. Vielleicht stand der Franzose hinter einem der zahllosen Fenster
seines Hauses und blickte durch ein Fernglas herüber.
    Parker zog auch eine solche Möglichkeit in Betracht. Er duckte sich hinter
das Gebüsch und ging dann langsam wieder in die Hocke.
    Jetzt bei Tageslicht das Feld zu überqueren wäre leichtsinnig gewesen.
    Er musste die Dunkelheit abwarten ...
    Als die Dämmerung sich auf Wiesen und Felder herabsenkte, richtete sich der
Agent langsam auf. Sein linkes Bein schmerzte beständig, und der Fuß war
inzwischen stark angeschwollen. Er hatte sich eine schwere Prellung und Zerrung
zugezogen. Das Laufen fiel ihm noch immer schwer, und er meinte, beim Gehen ein
Zentnergewicht zu schleppen.
    Trotz der hereingebrochenen Dunkelheit nutzte er jede natürliche Deckung,
so gut es ging. Da er wusste, dass Canol vorgewarnt war, benahm er sich doppelt
vorsichtig. Er erreichte einen alten Schuppen unterhalb des Abhangs, und es kam
ihm vor, als sei er seit Stunden unterwegs, obwohl erst knapp dreißig Minuten
vergangen waren.
    Den Schuppen kannte er. Dort bewahrten Bauern Holz und Geräte auf.
    Hinter einem verrosteten Karren machte Henry Parker die erste
Verschnaufpause. Vor seinen Augen flimmerte die Luft, und er fühlte das
frische, warme Blut an seinem Bein. Kurz entschlossen riss er die untere Hälfte
des Hosenbeins in schmale Streifen und verband die Wunde notdürftig. Mehr als
einmal wäre es ihm unterdessen möglich gewesen, einen Autofahrer oder Passanten
anzuhalten. Doch er versteckte sich. Er wusste, dass es jetzt nicht ratsam war,
auf sich aufmerksam zu machen.
    Wolken kamen auf. Sie näherten sich rasch von Westen her, und es wurde
schneller dunkel, als es normalerweise um diese Zeit der Fall gewesen wäre. Mit
den Wolken kam der Wind. Eine kühle Brise strich angenehm über Henry Parkers
verschwitztes Gesicht.
    Irgendwo war ein Gewitter gewesen, und dieser Landstrich bekam wenigstens
noch die Abkühlung mit.
    Die Wipfel in den Bäumen regten sich, die Blätter rauschten. X-RAY-18 warf
öfter einen Blick zu dem nahen Anwesen Canols. Das Haus lag in tiefer
Dunkelheit hinter den hohen, düsteren Eichen.
    Nur wenn man genauer hinsah, erkannte man, dass hinter einem der
vorgezogenen Vorhänge schwacher Lichtschein herrschte. Das Fenster hatte die
Farbe des Blutes!
    Henry Parker atmete tief durch.
    Er fühlte sich schwach und ausgepumpt. Er hatte sich nach dem Unfall
verausgabt und doch offensichtlich mehr Blut verloren, als er zunächst geglaubt
hatte. Manchmal musste er stehenbleiben, um Luft zu holen. Alles vor seinen
Augen drehte sich, und immer wieder – mit jedem Schritt, den er ging – machten
sich die Schmerzen in seinem verletzten Bein bemerkbar.
    Endlich erreichte er eine knorrige Eiche und lehnte sich aufatmend gegen
den rauen Stamm.
    Der Weg vor ihm führte steil bergan. Um zu Canols Haus zu gelangen, musste
er eine Anhöhe überwinden.
    X-RAY-18 hatte in vielen Härtetrainings seine Kondition und sein Können
bewiesen. PSA-Agenten wurden unter schärfsten Bedingungen ausgewählt. Um
überhaupt einer zu werden, musste man zahlreiche Sondertests bestehen. Und
nicht nur die körperliche Kraft war maßgebend, auch Geist und Seele wurden
trainiert. In den Reihen der PSA wurde ein vollkommen neuer Typ des
Kriminalbeamten entwickelt. Es wurden nur Männer aufgenommen, die zumindest
einige Semester Medizin und Psychologie studiert hatten. Die Fälle, mit denen
die PSA-Agenten konfrontiert wurden, waren nicht herkömmlicher Art. Außergewöhnliche
Kriminalfälle waren das Spezialgebiet der Abteilung. Besondere Verbrechen und
Verbrecher mussten auch mit besonderen Mitteln, durch speziell vor- und
ausgebildete Agenten bekämpft werden.
    Das System, wonach die PSA arbeitete, war selbst Henry Parker ein Rätsel.
    Die PSA befand sich noch in der Entwicklung; sie war jedoch eine Abteilung,
die für die Zukunft richtungsweisend sein konnte. Henry Parker gehörte dieser
Abteilung seit sechsundzwanzig Monaten an. In dieser Zeit hatte er auch andere
Mitarbeiter kennengelernt, doch bis zur Stunde war ihm nicht bekannt, wer der
Kopf der X-RAY-Agenten war. Der geheimnisvolle Chef – X-RAY-1 – hielt sich
stets im Hintergrund. Die Agenten bekamen ihre Aufträge fix und fertig auf den
Schreibtisch, ohne dass der führende Kopf – wie dies beim FBI und auch bei der
CIA zum Beispiel der Fall war – selbst in Erscheinung trat. Henry Parker
wusste, dass es einen Mann mit der
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