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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Autoren: Larry Brent
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gewichen. Er versuchte sich zu bewegen. Seine
Glieder schmerzten, als ob in seiner Haut tausend glühende Nadeln steckten.
    Minutenlang lag er wie ein Toter da. Zitternd hielt er die Augenlider
geschlossen und atmete tief. Langsam versuchte er, innerlich zur Ruhe zu
kommen. Mechanisch begannen gleichzeitig seine Gedanken den Vorfall zu
verarbeiten. Er fand keine Erklärung für alles.
    Canol hatte die Absicht gehabt, ihn zu töten. Henry Parker glaubte keine
Sekunde daran, dass es sich um einen Unfall gehandelt hatte. Der Wagen war mit
voller Absicht auf die linke Straßenseite gelenkt worden. Weit und breit gab es
kein anderes Fahrzeug, dem Canol hätte ausweichen müssen.
    Dafür gab es nur eine Erklärung. Der Privatgelehrte hatte Verdacht
geschöpft. Es musste ihm aufgefallen sein, dass sich ein geheimnisvoller Mann
intensiv mit seinem Leben und Treiben befasste.
    Henry Parker biss die Zähne zusammen, stieß einen Fluch aus und ärgerte
sich, dass er sich wie ein blutiger Anfänger benommen hatte. So dicht vor dem
Ziel musste ihm ausgerechnet das passieren. Das konnte ihn für Wochen
zurückwerfen. Irgendwann musste er in den letzten Tagen einen entscheidenden
Fehler gemacht haben, dessen er sich jedoch nicht bewusst wurde. War er unvorsichtig
gewesen? Gab es einen Beobachter, der ihm nicht aufgefallen war? Hatte Canol
vielleicht besondere Alarmanlagen in seinem Haus installiert, weil er wissen
wollte, wer und was sich auf seinem Grundstück herumtrieb?
    Sich jetzt Vorwürfe zu machen, dazu war's allerdings zu spät. Henry Parker
konnte das Geschehen nicht mehr rückgängig machen.
    Er versuchte sich zu bewegen. Unter unsäglichen Mühen gelang es ihm, sich
auf die Seite zu rollen. Ein trockener Ast streifte seine Wange und ritzte
seine Haut. Doch er spürte es kaum, da die Qualen, unter denen er zu leiden
hatte, weitaus größer waren als dieser kurze, heftige Schmerz.
    Da zuckte Henry Parker wie unter einem Peitschenschlag zusammen.
    Motorgeräusch!
    Es kam vom Ende der Straße und näherte sich rasend schnell.
    Ob Canol zurückkehrte? Hatte er gemerkt, dass sein Werk nicht vollendet
war? Kam er nur, um dem Agenten endgültig den Garaus zu machen?
    Das Motorgeräusch schwoll an – und verebbte dann ebenso schnell wieder in
der entgegengesetzten Richtung. Ganz kurz streifte der flüchtige Schatten eines
Autos den im Straßengraben liegenden Agenten.
    Henry Parker atmete tief durch und ärgerte sich, dass er gleich so
pessimistisch gedacht und dadurch wichtige Sekunden verloren hatte. Hätte er
die Zeit genutzt, den Straßengraben emporzuklimmen, wäre es vielleicht besser
gewesen, und der fremde Fahrer hätte ihn eventuell gesehen. Aber hier im
Straßengraben liegend, halb verdeckt vom Blattwerk und niedrig stehenden
Sträuchern, konnte ihn keiner so schnell wahrnehmen.
    Keine Handbreit hinter ihm breitete sich ein ausgedehntes Brennnesselfeld
aus.
    Henry Parker versuchte in die Hocke zu kommen. Jede Bewegung wurde ihm zur
Qual. Sein linkes Bein schmerzte teuflisch. Das Hosenbein war aufgerissen, und
ein ausgedehnter Blutfleck tränkte den Stoff.
    Der PSA-Agent machte einen ersten Versuch, auf die Füße zu kommen. Zweimal
knickte er sofort wieder ein. Seine Beine fanden keinen rechten Halt.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis er langsam wieder zu
Kräften kam und meinte, dass die Schmerzen etwas zurückgegangen wären.
    In der Zwischenzeit hatte sich der dunkelblaue Citroën nicht wieder
gezeigt. Canol war nicht zurückgekommen. Das beruhigte ihn.
    Demnach war der Franzose also überzeugt davon, sein Werk vollendet zu
haben.
    Henry Parker biss sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien,
als er die ersten Schritte tat.
    Dann kehrte langsam die braune Farbe wieder in sein Gesicht zurück, und er
war endlich so weit, dass er auf den Beinen stehen konnte. Er hoffte, dass er
sich nicht ernstlich verletzt hatte und seine Mission wie geplant fortführen
konnte.
    Die Tatsache, dass sich ein Straßengraben in der Nähe befand, war
offensichtlich dafür verantwortlich zu machen, dass er mit Verletzungen
glimpflicher davongekommen war, als er es zunächst vermutete.
    Dieses Ereignis konnte jetzt sogar ein gewisser Vorteil für ihn sein.
    Canol hielt ihn für tot. Das war gut so.
    Aufmerksam spähte er zwischen Blättern und Ästen über das vor ihm liegende
Feld hinüber zu dem dunklen, villenähnlichen Gebäude hinter den drei Buchen.
    Canols Anwesen lag wie immer ruhig und verlassen.
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