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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Autoren: Larry Brent
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Bezeichnung X-RAY-1 gab. Doch den wahren
Namen dieses Mannes hatte er nie gehört, den Träger noch nie gesehen. Oder etwa
doch? Und er wusste es nur nicht?
    Merkwürdig, dass ihm gerade jetzt all diese Gedanken durch den Kopf gingen.
Das irritierte ihn ein wenig. Man sagte, dass viele seltsame Gedanken in das
Bewusstsein desjenigen drangen, der sein Ende nahen fühlte.
    War es mit ihm wirklich schon soweit?
    Doch er verscheuchte die trüben Gedanken und löste sich von der Eiche. Es
war jetzt so dunkel, dass er ohne weiteres wagen konnte, den schmalen Pfad zu
benutzen, der zu Canols Anwesen führte. Dennoch ließ er auch jetzt nicht in
seiner Aufmerksamkeit nach. Er hielt sich immer in der Nähe der dunklen Bäume
und kam auf diese Weise ungesehen an das schmiedeeiserne Gitter, das Canols
Grundstück umgab.
    In einer niedrigen Sandsteinmauer steckten etwa drei Zentimeter durchmessende,
kantige Eisenpfeiler, die sich nach oben hin verjüngten und in einer
speerähnlichen Spitze ausliefen. Viele Pfeiler waren bereits vom Rost
angefressen.
    Henry Parker schätzte das Gitter drei Meter hoch. Moos wuchs auf dem
Sandsteinwall, und wilde Weinreben umrankten das Gitterwerk und das große Tor,
das verschlossen war. Der Agent bahnte sich einen Weg unter den etwa mannshohen
Büschen hindurch. Er kannte hier jeden Fußbreit Boden. Auf der anderen Seite
des Hauses gab es eine Stelle im Gitter, die er während der letzten Tage
vorbereitet hatte. Dort wollte er seinen Einstieg vollziehen. Mit einer
Eisensäge hatte er einen einzigen Pfeiler an der dünnsten durchgerosteten
Stelle geteilt. Wie ein Pendel ließ sich der Stützpfosten hin- und herbewegen, und
Henry Parker konnte ihn so weit zur Seite drücken, dass der Raum zwischen den
beiden anderen Pfosten genügend breit war, um ihn durchzulassen.
    Für eine Minute verhielt X-RAY-18 in der Bewegung. Er lauschte und spähte
zum Haus hinüber. Alles war noch ruhig. Nach seinem Einstieg schlug er den
Eisenpfeiler wieder in die ursprüngliche Stellung zurück. Nun befand sich der
Agent auf dem Grundstück. Er wusste, dass kein anderer Beamter sich so hätte
verhalten dürfen wie er. Doch die Sondervollmachten, mit denen er ausgestattet
war, erlaubten ihm dieses Vorgehen. Er war PSA-Agent und hatte einige Beweise
darüber gesammelt, dass Canol direkt etwas mit den Fällen zu tun hatte, an
deren Aufklärung der französische Geheimdienst interessiert war.
    Henry Parker glaubte, dass er vor der Aufklärung des großen Rätsels stand.
Der letzte, entscheidende Beweis fehlte ihm noch; den wollte er sich jetzt
holen.
    Er schlich durch den Park. Das Gelände war nicht gepflegt.
    Überall lag Laub. Canol war überhaupt nicht in der Lage, das große Anwesen
als einziger Bewohner in Ordnung zu halten.
    Auch das Haus selbst hätte dringend renoviert werden müssen.
    In der ersten Etage des rotbraunen Gebäudes hingen zwei Fensterläden nur an
einer einzigen Schraube eines Scharniers. Der Putz war fleckig, und die Fassade
sah blatternarbig aus. An den großzügigen Balkons waren viele Verzierungen
abgebrochen.
    Totenstille umgab den Eindringling.
    Der Agent näherte sich hinkend dem etwa dreihundert Meter entfernten Haus.
Er zog sein linkes Bein wie einen Fremdkörper nach. Einmal musste er nach einer
der Sandsteinsäulen greifen, die einen breiten Balkon stützten. Blitzartig
überfiel ihn ein Schwächeanfall. Der Balkon verzog sich wie eine Gummihaut vor
seinen Augen, und Henry Parker musste seinen ganzen Willen aufbieten, um die
Schwäche zu besiegen.
    Er atmete schnell und flach. Ärger stieg in ihm hoch, dass er hilflos wie
ein kleines Kind war. Der starke Blutverlust konnte seine Mission in der
entscheidenden Phase gefährden.
    Wieder hieß es, einen Augenblick zu warten. Dann ging er – die vorhandenen
Schatten und natürlichen Schutzmöglichkeiten bestmöglich ausnutzend – zu den
gegenüberliegenden Fensterreihen. Er erreichte die vordere Ecke des stillen,
dunklen, villenähnlichen Gebäudes.
    Dort spähte er um die Ecke und erblickte die vorspringende Wand einer
angebauten Garage. Sie stand offen, der dunkelblaue Citroën davor.
    Es war das gleiche Bild, wie er es während der vergangenen Tage immer
wieder angetroffen hatte. Der Citroën stand stets so, dass er jederzeit benutzt
werden konnte. Aus Erfahrung wusste Henry Parker auch, dass Canol Punkt neun
Uhr sein Haus wieder verließ und dabei diesen Wagen benutzte.
    Mechanisch warf X-RAY-18 einen Blick auf die Uhr.
    Es war halb
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