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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon
Autoren: Jason Dark
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Stahlschrank. Der Schreibtisch hätte ebenfalls schon in ein Museum gehört, und der Stuhl mit dem hohen Armlehnen auch. Nur das Telefon war neu.
    Der Händler ließ sich in den Sessel fallen. Beide Hände legte er auf den Schreibtisch und schloß die Augen. Er war zufrieden mit sich. Die Weichen waren gestellt, um John Sinclair und dessen Freunde ein für allemal von dieser Welt verschwinden zu lassen…
    ***
    Zigarettenrauch kräuselte der Decke entgegen. Das Feuer im Kamin war fast heruntergebrannt. Nur noch ein paar sparsame Flämmchen flackerten auf. Hin und wieder zerplatzte ein Holzspan, und glühende Funken flogen der Kaminöffnung entgegen.
    Bill saß im Schaukelstuhl. Er nippte an seinem Bourbon. Ab und zu warf er einen Blick auf Sheila, die es sich auf dem Fell bequem gemacht hatte. Ein flauschiger blauweißer Morgenmantel hüllte ihren Körper ein.
    Bill trank in langsamen Schlucken. Eiswürfel schlugen mit melodischem Klingen gegeneinander.
    »Schon elf Uhr«, sagte Sheila, »ich glaube es wird Zeit.« Sie räkelte sich und kuschelte sich dann enger in den Bademäntel.
    Bill lächelte. Er hob dabei die Schultern. »Was soll’s? Uns treibt doch niemand.«
    »Trotzdem, ich bin müde.« Sheila setzte sich. Der Mantel klaffte auseinander und gab zwei makellose Beine frei.
    »Und das Paket?« fragte Bill.
    Sheila runzelte die Stirn.
    »Johns Geschenk«, hakte der Reporter nach. »Du wolltest es doch noch zeigen und dann in Geschenkpapier einwickeln. Du hast es mir selbst gesagt.«
    Sheila zog einen Flunsch. »Ehrlich gesagt, dazu bin ich zu müde. Ich mache das morgen.«
    »Faulpelz.« Bill stemmte sich aus seinem Stuhl. »Ansehen werde ich mir die Figuren trotzdem.«
    »Tu das. Ich gehe schon ins Bett.« Sheila begann zu gähnen. Sie ließ sich von Bill hochziehen, hauchte ihm einen Kuß auf den Mund und flüsterte: »Es war schön, Darling.«
    »Das ist es doch immer.«
    »Aber heute besonders.« Sheila machte sich frei und verließ das Zimmer.
    Bill trank sein Glas leer. Die Zigarette war im Ascher verqualmt. Der Reporter holte eine Schere und begann die Kordeln, die um das Papier gewickelt waren, aufzuschneiden.
    Zum Vorschein kam ein graubrauner Karton. Er hatte die Form eines großen Würfels. Bill öffnete die beiden oberen Papphälften und holte das hölzerne Schachbrett hervor.
    Die schwarzen und weißen Felder schimmerten mit einem matten Glanz. Bei näherem Hinsehen erkannte Bill Motive, die in die Felder eingearbeitet worden waren.
    Der Reporter runzelte die Stirn. Solch ein Schachbrett hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Normalerweise waren die Felder glatt und ohne irgendwelche Zeichen. Aber hier…
    Bill war zu müde, um, sich noch genauer mit dem Schachbrett zu beschäftigen. Er holte statt dessen die kleine Kiste mit den Figuren aus dem Karton hervor.
    Die Kiste war mit, Samt ausgeschlagen. Die schwarzen und weißen Spielfiguren – aus Ebenholz geschnitzt – lagen nach Farben getrennt.
    Bill fiel zuerst der weiße König in die Hand. Er war etwa so groß wie eine Männerhand, trug eine Krone auf dem Kopf und hatte ein so kunstvoll geschnittenes Gesicht, daß Bill das Gefühl hatte, die Figur würde leben.
    Er strich mit dem Finger über das Holz. Es fühlte sich seltsam warm und weich an. Nachgiebig.
    Bill legte die Figur beiseite, nahm die Dame in die Hand.
    Bei ihr hatte er das gleiche Gefühl. Während der König ein Zepter in der Hand hielt, trug die Dame um den Hals eine Holzkette, mit winzigen, kaum zu erkennenden Diamantsplittern.
    »Das ist ein Ding«, flüsterte Bill ehrfurchtsvoll, »so etwas habe ich noch nie gesehen.« Er sah sich die Dame genau an. Der Künstler, der diese Figuren geschnitzt hatte, war ein wahrer Meister seines Fachs. Er hatte ihnen Leben eingehaucht. Ja, Bill kam es so vor, als würden die Figuren im Licht der Wandlampen ein regelrechtes Eigenleben entwickeln.
    Der Reporter wischte sich über die Augen. »Ich glaube, ich brauche auch eine Mütze voll Schlaf«, murmelte er.
    Dann nahm er die anderen Figuren zur Hand.
    Die Türme. Sie sahen völlig normal aus. Zylinderförmig und mit einer Zinne versehen.
    Die Läufer. Auch normal. Sie unterschieden sich in nichts von anderen Schachfiguren.
    Die Springer! Hier hatte der Meister wieder seine Klasse bewiesen. Er hatte Tiere geschnitzt, so echt und so lebensnah, als würden sich die Holzfiguren im Galopp befinden. Auf den Rücken der Pferde saßen Reiter und schwangen ihre Schwerter.
    Bill legte die Figuren
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