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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon
Autoren: Jason Dark
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wieder in den Kasten.
    Blieben noch die Bauern.
    Bill Conolly nahm eine dieser kleinsten Figuren in die Hand, die nur halb so groß waren wie die anderen. Er drehte sie in den Fingern und stieß im nächsten Augenblick eine Verwünschung aus.
    Die Bauern trugen Lanzen, in den Händen, die vorn so spitz waren, daß sich der gute Bill die Haut unterhalb des Nagels aufgerissen hatte.
    »Sind ja lebensgefährlich, die Dinger«, knurrte der Reporter. Er sah in das Gesicht der Figur. Hier waren Augen, Mund und Nase nur angedeutet. Der Schnitzer hatte sich nicht soviel Mühe gegeben. Aber es waren ja nur Bauern.
    Bill Conolly packte die Figuren wieder ein.
    »Kommst du, Bill?« hörte er Sheilas Stimme.
    »Ja, gleich.« Der Reporter lutschte das Blut von seinem rechten Zeigefinger, klappte die Kiste wieder zu und verließ den Raum. Vorher, löschte er noch das Licht und schritt die Wendeltreppe zum Schlafzimmer hoch.
    Schlaf- und Waschräume lagen in der oberen Etage. Sheila hatte schon die Betten aufgeschlagen. Bill warf noch einen Blick in den Schlafraum und sagte lächelnd: »Ich gehe nur noch ins Bad.«
    »Aber beeile dich, Darling. Ich will nicht ohne dich einschlafen.«
    Bill deutete einen Kuß an und verschwand. Der Finger blutete noch immer. Ein ziehender Schmerz pulste durch, seine Hand. Bill wunderte sich, daß diese kleine Wunde so lange blutete. Das war ihm bei ähnlichen Verletzungen nicht passiert. Er hatte gutes »Heilfleisch«.
    Im Bad fand Bill ein Pflaster und klebte es auf die »Wunde«. Dann stieg er noch kurz unter die Dusche. Er trocknete sich gar nicht richtig ab, sondern zog seinen dicken flauschigen Bademantel über.
    Sheila schlief bereits, als er das gemeinsame Schlafzimmer betrat. Auch Bill legte sich hin.
    Er löschte das Licht.
    Jetzt, wo er abschalten konnte, fühlte er wieder das Ziehen im Finger. Bill meinte sogar, der Zeigefinger wäre etwas angeschwollen. Er dachte nicht mehr an die kleine Verletzung und versuchte zu schlafen.
    Es gelang ihm nicht.
    Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Neben ihm atmete Sheila tief und gleichmäßig. Er beneidete seine Frau um ihren gesunden Schlaf.
    Bill hatte die Tür offen gelassen. So war es nicht völlig finster. Der Reporter konnte Umrisse erahnen. Er begann das alte Spiel und zählte Schäfchen. Schlaf fand er trotzdem nicht.
    Waren es zwei oder drei Stunden, die Bill wachgelegen hatte? Er vermochte es nicht zu sagen. Irgendwann fiel er dann in einen tiefen Schlummer, einen fast bewußtlosen Zustand, der Bill einen Traum bescherte und ihm den Schweiß aus den Körperporen trieb.
    Bill sah sich als Schachfigur. Auf einem riesigen Brett. Von allen Seiten kamen sie auf ihn zu. Die Reiter auf ihren Pferden, gefolgt von den Bauern. Der König und die Dame trieben ihre Vasallen an. Alle hatten nur ein Ziel.
    Sie wollten Bill Conolly töten!
    Die Bauern trieben ihn in die Enge. Lanzen flogen auf ihn zu. Bill wich aus, sprang zur Seite, doch es kamen immer mehr Lanzen geflogen. Er wurde an der linken Schulter getroffen, an der Hüfte. Eine Lanze streifte seinen Hals.
    Bill fiel zu Boden, Dann stand der König persönlich vor ihm. Sein Gesicht hatte sich verändert. Es war zu einer dämonischen Fratze geworden, mit glühenden Augen und einem riesigen Maul.
    Der König hielt ein Schwert in der Hand. Hoch schwang er es über dem Kopf.
    »Ich töte dich, Bill Conolly! Ich töte dich!«
    Er schlug zu.
    »Neiiinnn!« schrie Bill, setzte sich im Bett auf und war wach.
    Licht blendete ihn.
    Sheila Conolly hatte es angeknipst. Besorgt blickte sie ihren Mann an. »Was ist, Bill? Was ist los? Warum hast du geschrien?« Sie faßte nach seiner Schulter.
    Bill schüttelte den Kopf und rieb sich über die schweißnasse Stirn. Er mußte sich erst wieder beruhigen. Seine Stimme klang heiser, als er sagte: »Ich hatte da einen Traum. Einen Alptraum. Grauenhaft.«
    »Aber der ist jetzt vorbei«, erwiderte Sheila beruhigend. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben.«
    Bill atmete keuchend. Er mußte Sheila den Traum einfach erzählen. »Das Schachbrett«, flüsterte er.
    »Was war damit?«
    »Ich, ich war eine Schachfigur. Und die anderen Figuren lebten. Bauern, die Dame, der König. Sie alle liefen auf mich zu, wollten mich töten. Mein Gott.« Bill vergrub sein Gesicht in beide Hände.
    »Soll ich dir ein Glas Wasser holen?« fragte Sheila fürsorglich.
    »Nein, nein, nicht nötig. Danke.« Der Reporter lies sich wieder zurückfallen. Ziellos starrte er
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