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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon
Autoren: Jason Dark
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etwas geschehen?«
    »Nein, wieso?«
    »Du siehst so nachdenklich aus.«
    Bill winkte ab. »Dieser Octavio ist ein komischer Kerl. Der hat mich angesehen, als wollte er mich fressen. Und dazu hat er noch gegrinst. Seltsam.«
    Sheila kam auf ihren Mann zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Mein lieber Bill du siehst mal wieder Gespenster. Nicht jeder Mensch ist gleich. Das müßtest du doch eigentlich am besten wissen.«
    Bill hob die Schultern. »Schon aber…«
    »Kein aber, mein Schatz.« Sheila Conolly zog ihren Mann mit sanfter Gewalt zu dem Fell: Sie hatte es auf den Boden gelegt und darauf mehrere Kissen. Bill sah, daß an Sheilas Kleid schon einige Knöpfe offen standen, und er wußte Bescheid.
    Das, was ihn, jetzt erwartete, ließ ihn das Schachspiel vergessen…
    ***
    Beinahe lautlos rollte das Tor über die Schiene und glitt hinter Octavio ins Schloß.
    Der Händler drehte sich um, verstaute beide Hände in seinen Manteltaschen und lächelte. Es war ein böses, wissendes und teuflisches Lächeln zugleich. Denn er, Octavio hatte dem Reporter eine Bombe ins Haus gebracht.
    Eine magische Bombe allerdings, deren Wirkung jedoch nicht minder schrecklich sein würde als die einer herkömmlichen Bauart.
    Der Händler ging nicht sofort zu seinem Wagen. Er warf noch einen Blick durch die armdicken Gitterstäbe des Tores auf das Haus. Octavio sah Licht durch die Büsche schimmern, sehr schwach nur, und bald wurde es völlig finster.
    Erst jetzt wandte der Händler sich ab.
    Mit gemessenen Schritten ging er durch die ruhige Villenstraße. Niemand beobachtete ihn, kein Mensch befand sich noch um diese Zeit auf dem Bürgersteig. Die Villen – sie lagen meist innerhalb parkähnlicher Grundstücke – waren von der Straße her kaum zu sehen. Mauern und wuchtige Bäume bildeten einen richtigen Schutzwall.
    Doch Octavio war das egal. Er kümmerte sich um andere Sachen, hatte viel größere Pläne.
    Er erreichte seinen Wagen. Es war eines dieser altmodischen hochrädrigen Taxis, die – schon ausgemustert – zu Liebhaberpreisen verkauft wurden. Octavio hatte seinen Wagen regelrecht ersteigert. Er fühlte sich nur in solch einem Gefährt wohl.
    Der Händler selbst fuhr nicht. Er hatte einen Diener eingestellt. Der Mann hieß Malko, war Fahrer, Leibwächter und Putzfrau in einer Person. Er hatte Octavio im Innenspiegel ankommen sehen und öffnete ihm die Tür.
    Der Händler stieg ein. Zufrieden grinsend ließ er sich auf den Beifahrersitz sinken.
    Malko drehte den Kopf. »Hat alles geklappt?« fragte er. Seine Stimme klang nicht lauter als ein Flüstern, obwohl er normal sprach. Malko hatte einen Stimmbandschaden. Überhaupt war er ein seltsamer Typ. Auf seiner Stirn befand sich eine schlecht verheilte, fingerdicke Narbe. Sie zog sich waagerecht von einer Stirnseite zur anderen. Die Augen verdeckte Malko durch eine dunkle Brille, die Nase war flach und sah aus wie ein Kieselstein. Der große Malko hatte ein fliehendes Kinn und einen kleinen, fast runden Mund. Er hielt sich stets gebeugt, und so entstand der Eindruck, daß die Natur Malko auch noch mit einem Buckel versehen hatte.
    Octavio warf die Tür ins Schloß. »Fahr los«, sagte er.
    Malko startete. Er war kein besonders guter Fahrer, und der Wagen ruckte beim Start an. Der Händler wurde nach vom geworfen und fluchte. »Paß doch auf, du Idiot!« zischte er.
    Malko entschuldigte sich.
    Er steuerte das hochrädrige Taxi durch das abendliche London auf den Stadtteil Chelsea zu. Während der Fährt sprach keiner der Männer ein Wort. Erst als sie das Geschäft erreicht hatten, erkundigte sich Malko: »Haben Sie noch Arbeit für mich?«
    »Nein!«
    Malko ließ seinen Boß aussteigen und lenkte den Wagen dann in eine Garage. Die Einfahrt befand sich im Erdgeschoß des Nachbarhauses, direkt neben dem Antiquitätenladen.
    Octavio schloß die gut gesicherte Tür auf. Unter dem Holz verbarg sich eine Panzerplatte, und auch das Schloß war so gut wie einbruchssicher.
    Im Dunkeln betrat der Händler sein Geschäft. Die kleine Glocke, die normalerweise den Besuch eines Kunden ankündigte, hatte er abgestellt.
    Es war nicht völlig ruhig in dem Geschäft. Irgendwo knackte und knarrte immer etwas. Die Bohlen des Fußbodens ächzten unter Octavios Gewicht.
    Durch eine Tür hinter dem breiten aber ziemlich kurzen Holztresen verschwand der Händler in einem Nebenzimmer, das als Büro eingerichtet war.
    Octavio machte Licht. Der Widerschein spiegelte sich auf einem alten
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