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0004 - Götterdämmerung

Titel: 0004 - Götterdämmerung
Autoren: Clark Darlton
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war kein Mensch in der Nähe.
    „Wir müssen Rhodan warnen", flüsterte Klein verzweifelt. „Morgen ist es bereits zu spät. Ich weiß schon jetzt nicht, wie er die Detonation verhindern will, selbst wenn er von ihr wüßte."
    „Nicht so laut", hauchte Li zurück. „Der Schall wird hier gut geleitet. Aber Sie haben recht. Ich weiß auch keinen Ausweg. Ich komme mir vor, als sei ich dabei, Rhodan zu verraten. Was geschieht, wenn der Plan gelingt und er getötet wird? Schon übermorgen wird der kalte Krieg erneut beginnen - und damit die ewige Angst vor dem Atomtod. Ich weiß nicht, ob wir das noch lange aushalten."
    Klein war stehengeblieben.
    „Ich werde in dieser Nacht versuchen, die Linie der Geheimdienste zu passieren."
    Der Chinese schüttelte den Kopf.
    „Selbst wenn Ihnen das gelänge, was wollen Sie damit erreichen?
    Glauben Sie, Rhodan könne die Grenzen seines Reiches ständig beobachten? Er wird nicht einmal merken, daß Sie da sind. Nein, das ist sinnlos. Sie müßten seine Aufmerksamkeit erwecken - aber wie?"
    „Pst - es kommt jemand", flüsterte Klein. Sie hatten das Geräusch der Schritte früh genug gehört. Ein Mann kam ihnen vom Ausgang her entgegen. Als er auf gleicher Höhe war, erkannten sie ihn. Tako Kakuta, einer der japanischen Techniker. Seine sanften Augen sahen sie fragend an. Schwer hob und senkte sich die schmale Brust.
    „Nun, Tako? Bald haben wir es geschafft, nicht wahr?"
    „Ich denke", antwortete der Japaner vorsichtig. „Ist Oberst Cretcher vorn?"
    „Beim Maulwurf", nickte Klein und ging weiter. Li folgte ihm. Es war eine weite Strecke bis zum Ausgang, aber als sie müde wurden, setzten sie sich aufs Förderband und kamen so schneller voran.
    Schon leuchtete weiter vorn die helle Öffnung des Tunnels, als sich gegen das Tageslicht ein Schatten abhob. Ein Mann, der ebenfalls in Richtung Ausgang schritt. Sie überholten ihn gerade, als sie den grellen Lichtkreis einer Grubenlampe passierten. Als Klein den Mann erkannte, sank sein Unterkiefer jäh nach unten. Ungläubig drehte er sich um und sprang dann mit einem Satz auf den Stollengrund. Li reagierte nicht so schnell und wurde weitergetragen.
    Klein blieb stehen und wartete, bis der Mann herankam. Es war Tako Kakuta. Der Stollen war nicht breit.
    Der Japaner war nach unten gegangen, um mit Oberst Cretcher zu sprechen. Das war vor zwanzig Minuten gewesen. Inzwischen waren Klein und Li dem Ausgang entgegengeeilt. Und nun überholten sie den Japaner, der fast wieder am Ausgang war. Das war völlig unmöglich! Klein hatte die Augen eng zusammengekniffen, sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Vergeblich versuchte er, eine Lösung für das unbegreifliche Problem zu finden.
    Tako setzte sein unergründliches Lächeln auf. Fast demütig sagte er: „Wir müssen uns verpaßt haben, Mister Klein."
    Klein schüttelte langsam den Kopf.
    „Wie kommen Sie an diese Stelle, Tako? Sie wissen, ich bin Sicherheitsoffizier und habe das Recht, Fragen zu stellen. Sie können nicht an uns vorbeigekommen sein. Eigentlich müßten Sie erst jetzt hinten bei Oberst Cretcher sein. Sagen Sie mir: Wie gelangten Sie hierher?"
    Der Japaner lächelte noch immer.
    „Ich habe Sie überholt."
    „Sie lügen. Wir hätten Sie sehen müssen. Sagen Sie die Wahrheit!"
    Zum erstenmal flackerte so etwas wie Angst in den Augen des kleinen Japaners.
    „Sie würden mir nicht glauben", versicherte er.
    „Vergessen Sie den Vorfall. Mehr habe ich nicht zu sagen."
    „Ich habe Ihnen eine Menge zu sagen", erwiderte Klein und ergriff den Arm des Japaners. „Kommen Sie mit..."
    Seine Hand griff in leere Luft. Der Japaner war verschwunden. Es war, als habe er sich einfach aufgelöst oder sei unsichtbar geworden. Klein stand wie erstarrt, als Li ihn erreichte.
    „Was ist mit Ihnen, Klein? Wo ist Tako geblieben?"
    Klein schien aus einem Traum zu erwachen. „Wenn ich das wüßte. So wie er auftauchte, verschwand er auch wieder. Entweder leide ich unter Halluzinationen, oder …"
    „Oder?"
    „Oder er kann sich unsichtbar machen, Li. Aber das gibt es doch überhaupt nicht! Niemand kann sich unsichtbar machen!"
    Li starrte gegen die glatte Felsenwand.
    „Es gibt eine andere Möglichkeit. Ich habe von ähnlichen Fällen gehört, wo Menschen plötzlich verschwanden und an anderen Orten wieder auftauchten."
    „Mensch, Li, wir leben im zwanzigsten Jahrhundert..."
    „Eben! Es ist eine Folge dieses zwanzigsten Jahrhunderts. Haben Sie noch niemals etwas von Mutationen gehört?
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