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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster
Autoren: A.F. Morland
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lehnte sich seufzend zurück und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die übermüdeten Augen. Beeindruckt schaute er sich noch einmal den Schutzumschlag des Buches an. Dann legte er es weg, erhob sich und verließ die Bibliothek mit steifen Schritten. Er hatte zu lange gesessen. Im Wohnzimmer machte er sich einen Drink. Trinkend und über das Gelesene nachdenkend, wollte er den Sonnenaufgang abwarten. Neben der Hausbar stand ein breiter Gewehrständer aus Mahagoni. Drei doppelläufige Schrotflinten lehnten darin. Eine Elefantenbüchse und zwei Jagdgewehre. Alle fein säuberlich gereinigt und geölt. Ein Vermächtnis seines Vaters. Genau wie das Haus und das Transportunternehmen. Plötzlich gellte draußen vor dem Haus ein markerschütternder Schrei auf. Er war so gräßlich, daß sich Westbrooks Herz schmerzhaft zusammenkrampfte. Der Schock nahm ihm mit einem unbarmherzigen Ruck den Atem. Noch ein Schrei. Schrill. Sich in ein Gurgeln und Röcheln verwandelnd. Nacktes Entsetzen sprang Westbrook an. Sein Herz begann rasend zu hämmern. Der jagende Puls drohte seine Handgelenke zu sprengen. Beim dritten Schrei löste sich die fürchterliche Lähmung von Westbrook. Keuchend stürzte er zum Gewehrständer. Er riß eine von den drei Schrotflinten heraus. Das Röcheln, Ächzen und Stöhnen zerrte an seinen bis zum Zerreißen angespannten Nerven. In fiebernder Hast riß Westbrook eine kleine Lade auf, die sich unter dem Gewehrständer befand. Hier drinnen bewahrte er die Munitionsschachteln auf. Mit zitternden Fingern warf er den Deckel von der Schrotpatronenschachtel. Dann knickte er schnaufend die Flinte und stopfte zwei dicke Patronen in die dunklen Öffnungen des Laufs. Er war verwirrt. Er hatte keine Ahnung, was vor seinem Haus vorging, aber es mußte etwas Grauenvolles sein, das spürte er. In seiner Aufregung wollte er noch einige Patronen in seine Taschen stecken. Doch er verstreute sie alle nur zitternd auf dem Boden. Schweißüberströmt und atemlos hetzte er aus dem Haus.
    Max Rintels, der Krüppel, wälzte sich keuchend am Boden. Krampfartige Zuckungen schüttelten ihn. Er röchelte. Er versuchte sich verzweifelt mit der linken Hand etwas vom Hals zu reißen, das sich dort verkrallt hatte: Hände! Behaarte, grauenvolle Hände! Affenhände! Schreckliche Hände, die den bedauernswerten Krüppel zu erwürgen drohten…
    ***
    Burt Cross schreckte im Bett hoch. Alba, seine Frau, saß aufrecht neben ihm. Sie zitterte am ganzen Leib, starrte zum Fenster und klapperte mit den Zähnen, als würde sie schrecklich frieren. Das Röcheln, Ächzen und Stöhnen machte aus ihrem hageren Gesicht eine von Angst und Schrecken verzerrte Grimasse. »Hörst du das, Alba?« fragte Burt Cross schaudernd. Er trug einen himmelblauen Pyjama mit dunkelblauen Streifen. Er war groß, breitschultrig und hatte ein stets gerötetes Gesicht. Die Augen waren hellblau, fast wässerig. Seine Lippen wulstig und konnten die großen Zähne nicht ganz bedecken.
    »Ja, Burt!« zischte Alba Cross und nickte ängstlich, während sie die Decke fröstelnd ans Kinn zog und starr zum Fenster glotzte.
    »Was ist es, Alba?«
    »Keine Ahnung.«
    Das Stöhnen und Ächzen verschmolz zu einem langgezogenen, schaurigen Laut. Cross warf die Decke zurück. »Verdammt, da draußen wird jemand umgebracht!« Er suchte mit seinen nackten Füßen die Pantoffeln und stand dann mit einem jähen Ruck auf.
    »Was hast du vor, Burt?« fragte Alba Cross schrill. Sie hatte einen dürren Hals, kaum Busen, stark hervorstehende Wangenknochen und die langweiligste Figur, die man sich vorstellen kann.
    »Ich seh' mal nach!« sagte Cross. Die Frau schüttelte ihren kleinen Kopf. »Nein, Burt. Das darfst du nicht.«
    Das neuerliche Gurgeln, Röcheln und Stöhnen ließ Alba Cross furchtbar zusammenfahren. »Ich habe Angst, Burt!« preßte sie bestürzt hervor, während sie mit flackerndem Blick nach dem Fenster starrte. »Egal, was da draußen vor sich geht, du darfst auf keinen Fall hinausgehen!«
    »Aber Alba…«
    »Ich fühle, daß du nicht lebend zurückkommen würdest, wenn du jetzt hinausgehst!«
    Burt Cross hörte nicht auf seine Frau. Er warf sich seinen karmesinroten Schlafrock über die Schultern und strich sich das zerzauste Haar aus der Stirn. Das Gurgeln und Stöhnen wurde immer grauenvoller. Cross ging zur Tür. Alba sprang mit einem krächzenden Entsetzensschrei aus dem Bett, lief hinter ihrem Mann her, überholte ihn und warf sich mit ihren knöchernen Schulterblättern
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