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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster
Autoren: A.F. Morland
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Streithähnen auszukommen.« Er schaute seiner Frau in die Augen. »Übrigens…«
    »Ja, Burt?«
    »Weißt du, was ich gehört habe?«
    »Was denn?«
    »Der Verrückte von gegenüber soll morgen wieder nach Hause kommen.«
    »Jerry Westbrook?« fragte Alba Cross.
    »Ist dort drüben sonst noch jemand verrückt?« fragte Cross grinsend zurück. »Natürlich, Jerry Westbrook.« Er schnippte mit dem Finger. »Weißt du, daß ich mich manchmal frage, was da draußen damals wirklich passiert ist?« Alba erschrak zutiefst. Sie fuhr sich an die hohen Wangenknochen, während ein erschrockener Seufzer über ihre bebenden Lippen kam.
    »Denk nicht daran, Burt. Du mußt so tun, als wäre nie etwas passiert, ja? Es ist besser so. Wir wissen von nichts.«
    Cross lachte. »Klar. Wir haben geschlafen. Das haben wir auch der Polizei erzählt.«
    ***
    Zamorra schaute sich verdutzt um. Der Lkw stand vor dem kleinen Dorffriedhof. Eine nicht sehr hohe graue Mauer umgab den Gottesacker, auf dem sich eine kleine Kapelle befand. Das Totenglöckchen dieser Kapelle begann auf einmal wimmernd zu bimmeln. Ein kaum wahrnehmbarer Lufthauch blies die kleinen Klagelaute zu Zamorra herüber. Wieso war Charles Vareck mit ihm gerade hierhergefahren? Wieso hatte Charles den Laster gerade vor dem Friedhof gehalten? Sollte das eine bildhafte Warnung sein? Charles! Zamorra schüttelte unwillig den Kopf. Der konnte es nicht gewesen sein. Wer aber sonst? Jemand, der Charles stark ähnlich sah? Wo war dieser Kerl nun hingekommen? Ein diesiges Licht breitete sich über den Friedhof. Seltsamerweise nur über den Friedhof! Der wimmernde Klang des Totenglöckchens rief in Zamorra ein gewisses Unbehagen hervor.
    Der Professor schaute nach dem offenstehenden schmiedeeisernen Friedhofstor. Mit mechanischen Schritten ging er darauf zu. Eigentlich wollte er nicht hingehen. Doch irgend etwas drängte ihn dazu. Ein seltsames Brausen füllte seine Ohren. Es fiel ihm schwer, klar zu denken. Irgend etwas störte seine Gedanken immer wieder. Er fühlte sich beobachtet, obwohl er in weitem Umkreis kein Lebewesen sehen konnte.
    Als er das Friedhofstor erreichte, spürte er ein unerklärliches Locken, das ihn verletzte, den Friedhof zu betreten.
    Er machte die ersten Schritte. Es war ein Friedhof wie viele andere. Man fand hier alles, was man auch auf anderen Friedhöfen vorfinden konnte. Es gab eigentlich nichts, was diesen Gottesacker aus der Masse von einander gleichsehenden Friedhöfen herausgehoben hätte. Es gab dicke hohe Grabsteine. Eingesunkene Grabhügel. Dazwischen Kieswege. Ab und zu ein halb verwelkter, braun gewordener Kranz. Helle Marmorengel. Schwarze Marmorengel, den Kopf demütig geneigt, in ein immerwährendes stummes Gebet versunken. Plötzlich glaubte Zamorra ein leises Knirschen zu vernehmen. Zamorra lief um die nächste schiefergraue Gruft herum.
    Huschte dort nicht eben eine schemenhafte Gestalt hinter einem Grabstein?
    Wer? Warum? Diese Fragen trieben Zamorra zu großer Eile an. Er wollte Bescheid wissen. Jetzt. Sofort. Keuchend lief Zamorra zwischen den gepflegten Grabreihen hindurch. Er wollte die Person stellen, die sich vor ihm zu verstecken suchte.
    Er erreichte atemlos einen schneeweißen Grabstein. In diesem Augenblick drang ein unheimliches Keuchen an sein Ohr. Zu sehen war niemand. Trotzdem wußte Zamorra, daß er sich nicht allein auf diesem kleinen Dorffriedhof befand. Grabstein um Grabstein suchten seine aufmerksamen Augen ab. Nichts. Das Keuchen verstummte. Auch das Totenglöckchen bimmelte nicht mehr. Zamorras Ohren lauschten angestrengt. Er hörte sich selbst leise atmen, hörte seine eigenen Schritte, als er vorwärts schlich, doch nichts, nicht das geringste Geräusch, deutete jetzt noch darauf hin, daß sich außer Zamorra noch jemand auf dem Friedhof befand.
    Der Professor leistete sich einen tiefen Atemzug. Sein Blick fiel auf einen mausgrauen geschliffenen Marmorgrabdeckel. Doch nicht der kalte Deckel zog seine Aufmerksamkeit auf sich, sondern die kleine, etwa zehn Zentimeter große Puppe, die darauf lag, als hätte sie ein Kind hier vergessen. Seltsamerweise hatte Zamorra das Gefühl, daß das Keuchen, das er vorhin gehört hatte, von dieser Puppe ausgegangen war. Das ist natürlich blanker Unsinn, dachte Zamorra. Trotzdem konnte er nicht leugnen, daß ihn diese Puppe auf eine unerklärliche Weise anzog. Plötzlich verspürte er den Wunsch, sie an sich zu nehmen. Er griff danach und hob sie auf. Sie war leicht, war aus Plastik.
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