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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster
Autoren: A.F. Morland
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Anschein, als hätte jemand die Vernichtung des Monsters gefilmt und ließe die makabren Aufnahmen nun langsam zurücklaufen. Die einzeln auf dem Boden liegenden Gliedmaßen fügten sich vor seinen fassungslosen Augen wieder zusammen. Der grauenvolle Kopf näherte sich dem Rumpf und verband sich wieder mit ihm. Und so wie das fürchterliche Wesen umgefallen war, stand es nun wieder auf. Diese schreckliche Demonstration der Macht war zuviel für Jerry Westbrook. Die Schrotflinte entfiel seinen kraftlosen, zitternden Händen. Er hörte sich einen krächzenden Schrei ausstoßen. Dann stürzte sein Bewußtsein in einen unauslotbaren schwarzen Schacht hinab.
    ***
    »Woran denken Sie, Chef?« fragte Nicole Duval.
    »An nichts«, sagte Professor Zamorra.
    »Aber ich sehe Ihnen doch an, daß Sie irgendein schweres Problem wälzen.«
    »Nun ja…«
    »Möchten Sie nicht darüber sprechen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich doch… Ich muß immerzu an den Inhalt des Briefes denken. Er ist so verworren, so unklar - und doch kann man zwischen den Zeilen von Unheil, Angst und Tod lesen.«
    »Ich muß schon sagen, ein Tischgespräch ist das - noch dazu während des Essens!« beschwerte sich Bill Fleming mürrisch.
    Professor Zamorra lächelte. »Entschuldige, Bill. Ich wollte dir deinen Appetit selbstverständlich nicht verderben.«
    »Noch ein paar von diesen Bemerkungen, und du hast es geschafft!« knurrte Bill sauer. Sie saßen im Bahnhofsrestaurant, waren vor einer halben Stunde in dem kleinen englischen Nest angekommen. Nach dem Flug von Paris nach London hatten sie sich in ein kleines Zugabteil gezwängt und hatten sich hierherbringen lassen. Fast alle Tische waren leer. Das Essen hatte ihnen ein bleichgesichtiger Kellner gebracht. Während Nicole und Bill mit einigem Appetit aßen, stocherte Zamorra lustlos auf seinem Teller herum. Das war sonst nicht seine Art, denn er liebte normalerweise gutes Essen, und dieses Essen war nicht bloß gut, sondern sogar ausgezeichnet. Nach dem letzten Bissen legte Nicole, Zamorras Sekretärin, das Besteck weg und tupfte sich die Lippen mit der weißen Stoffserviette ab. Sie trug ein kariertes Baumwolloberteil, das abrupt fünf Zentimeter unterhalb ihres Busens endete, darunter fünfzehn Zentimeter nackte Haut freiließ, die wiederum an den tiefsitzenden, eng anliegenden Hosen aus dem gleichen Material endete. Ihr Haar war zu einer Art Napoleon-Hut aufgetürmt, dabei aber tief über die Ohren gekämmt. Ihre Brauen hatten einen herrlich intelligenten Schwung, und ihre dunkelbraunen Augen waren hell gesprenkelt. Nicole Duval hatte genau die Sorte Mund, der aus atemlosen, verlockenden Versprechungen bestand. Bill Fleming, Zamorras Freund, beendete die Mahlzeit mit den Worten: »Ich muß schon sagen, ein besseres Steak habe ich noch nirgendwo bekommen.« Er lächelte zufrieden und meinte schelmisch zwinkernd: »Das ist um so mehr erstaunlich, wenn man bedenkt, daß wir uns hier in der finstersten englischen Provinz befinden, wo die Hunde ab und zu schon mit dem Hintern bellen.«
    Zamorra winkte den bleichgesichtigen Kellner heran und bestellte dreimal starken Bohnenkaffee. Der Kellner servierte ab und brachte den Kaffee. Zamorra erhob sich. »Entschuldigt mich einen Augenblick.« Nicole und Bill nickten ihm kurz zu. Er schob den Stuhl zur Seite und begab sich zum Ausgang des Bahnhofsrestaurants.
    Vor dem Glasportal blieb er stehen. Er hob den Kopf und blickte zum Himmel, der allmählich grau zu werden begann. Wieder einmal mußte ein Tag sterben, sich der Macht der Dunkelheit beugen und ergeben.
    Ein beklemmendes Gefühl beschlich Zamorra. Er konnte sich nicht dagegen wehren. In irgendeiner Form schien ihm große Gefahr zu drohen. Instinktiv fühlte er, daß man es in diesem Dorf auf sein Leben abgesehen hatte.
    Er war ein großer Mann, schlank, dunkelhaarig, mit hellwachen Augen, die wie graue Lichter in seinem markanten Gesicht leuchteten. Er war in dieses Dorf gekommen, weil ihm Jerry Westbrook einen recht seltsamen Brief geschrieben hatte. Jerry Westbrook, ein Mann, der behauptete, einen seiner zahlreichen Vorträge über Parapsychologie gehört zu haben und von dieser Stunde an von ihm begeistert gewesen zu sein. Professor Zamorra vermochte nicht genau zu sagen, weshalb er hierhergekommen war. Immerhin bekommt ein Mann mit seinem Namen und seinem Ansehen eine Unzahl solcher Briefe, in denen von Phänomenen die Rede ist, von Wunderleistungen auf dem Gebiet der Psychokinese, der
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