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ausmachen, wenn ich eine Weile bliebe? Nur für kurze Zeit natürlich.«
    Die Auseinandersetzung dauerte exakt so lange, wie sie vorausgesehen hatte, aber Margaret entwickelte nun ganz neue Kräfte, auch wenn sie sich kaum vorzustellen vermochte, woher sie kamen.
    »Ich werde es dich sofort wissen lassen, wenn ich aus dem Wald zurückkehre«, versprach sie. »Das gehört zu den Dingen, die man durchstehen muß, bis man die andere Seite erreicht hat.«
     
     

     

Nachwort des Herausgebers
    V
    or einem Jahr erschien unter dem Titel »Glockengeläut« eine erste Sammlung von Aickmans »makabren Erzählungen« in DuMont’s Bibliothek des Phantastischen. Ein Nachwort gab damals eine ganze Reihe von biographischen Hinweisen zur Person und zum Werk des 1981 verstorbenen englischen Schriftstellers. Nochmals zusammengefaßt: 1914 in London geboren, wuchs Robert Aickman in wohlsituierten, jedoch spannungsreichen Familienverhältnissen auf; hochbegabt, aber im privaten wie im beruflichen Leben unstet, profilierte er sich seit 1951 als Autor eigenartig-fesselnder ghost stories wie auch als Herausgeber einschlägiger Anthologien (»Fontana Books of Great Ghost Stories«). Daneben war Aickman literarischer Agent, Theater- und Opernkritiker – und ein faszinierter ›Kulturschützer‹ der englischen Kanäle, die seit der frühen Industrialisierung des Inselstaats dem Binnenverkehr als Transportwege dienten.
    Aickmans schmales, aber hervorragendes phantastisches Werk steht im Zeichen einer pessimistischen Kulturkritik, die sich auf Erkenntnisse oder
 

Thesen von Psychoanalyse und Tiefenpsychologie stützt. Damit erscheint der Autor als eine ›Endzeitfigur‹ jenes literarischen Genres, dem er sich verschrieben hatte.
     
    Die europäische ghoststory nimmt von der Zersetzung christlicher Glaubensgewißheiten ihren Ausgang. Diese lösen sich freilich vor allem auch in den Rationalismus und Atheismus hinein auf. Daß die frühe Geistergeschichte solchen radikalen Denklösungen abhold sein müßte, scheint zwar auf der Hand zu liegen, erweist sich aber bei näherer Betrachtung des ›gotischen Romans‹ – man denke an die rationalisierende Ann Radcliffe-Schule – als durchaus irrig. Wo aber das Übersinnliche literarischen Zulaß findet, dominiert entgegen den altformierten Erklärungen christlicher Überzeugung eine wohl quasireligiöse, jedoch ›heidnisch‹ gefärbte Interpretation, in der allerdings der moralische Impetus nach Maßgabe des christlichen Wertkodex erhalten bleibt.
    Wir geraten damit an bekanntermaßen leidige Definitionsfragen. Schließlich gab es Geistergeschichten bereits im alten Rom. Genannt seien die Namen Apuleius und Petronius wie auch der des jüngeren Plinius. Hier nur soviel dazu, daß auch diese römischen Zeugnisse sich als Zersetzungserscheinungen eines älteren religiösen Kontexts begreifen lassen, zugleich aber auch als ideologische Irritationsversuche, verübt an einem hieratisch sich darbietenden römischen Staatsimperialismus.
    Und wie steht es um die Phantastik des späten Mittelalters? Was trennt, was verbindet magische Grimoires mit der phantastisch-nüchternen ›Abwehr‹ klassifizierender Dämonenbücher oder gar ihrer praktischen Überhebung in Buchgestalt des »Hexenhammers« von 1489? Ein immer hysterischer, immer grausiger sich aufplusterndes mittelalterliches Christentum steigert offenbar die immanente Phantastik des vorderasiatischen Erlösungsgedankens im Schein der Scheiterhaufen und im Dunkel der Folterkammern zu einer Konvulsion, in der man mit Inkubus und Sukkubus in einem vielleicht furchtsam gestimmten, jedenfalls aber nachbarschaftlichen Verhältnis zu stehen glaubt. Grenzen wir aber diese Art Phantastik als religiöse Übersteigerung aus, verzichten wir entsprechend darauf, in der inquisitorischen Suche nach Hexenmalen den Auftakt zur neuzeitlichen ghost story zu sehen, bleibt immerhin folgender Gedanke: Es dürfte kein Zufall sein, daß gutkatholische Länder wie Italien oder Spanien (genauso aber die Sphäre griechischer Orthodoxie) aus einer – nun, sagen wir – metaphysischen Sättigung‹ heraus nur wenig beitrugen zur Ausbildung und zum Aufstieg des ghostly genre; daß andererseits in der nüchternen religiösen Welt der Church of England unruhige Geister früh und beharrlich umgingen. Natürlich auch deshalb, weil England von bürgerlicher Revolution, Industrialisierung und Manchester-Kapitalismus, von Rationalismus und Agnostizismus so durchgeschüttelt
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