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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Autoren: Jean M. Auel
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blühender Kräuter das Land und verschmolz in der Ferne mit dem dort vorherrschenden jungen Grün des Grases. Ayla schwelgte in der Schönheit der Jahreszeit. Der Frühling war ihr immer das Liebste gewesen.
    Je mehr das Leben auf den offenen Ebenen sproß, desto weniger verließ sie sich bei ihren kärglichen Mahlzeiten auf die haltbar gemachte Nahrung, die sie bei sich trug, und desto mehr lebte sie von dem Land. Sie kam deswegen kaum weniger schnell voran. Jede Frau des Clans lernte schon als Kind, beim Unterwegssein Blätter, Blüten, Knospen und Beeren zu pflücken, meist ohne deshalb stehenzubleiben. Sie befreite einen kräftigen Stecken von Blättern und kleinen Zweigen, spitzte das eine Ende mit einem Feuersteinmesser an und benutzte den Grabstock, um nicht minder rasch Wurzeln und Knollen freizulegen. Es war leicht, genug einzusammeln. Sie brauchte ja nur sich selbst zu versorgen.
    Allerdings hatte Ayla einen Vorteil, dessen die Frauen des Clans sich für gewöhnlich nicht erfreuten. Sie konnte jagen. Gewiß, nur mit einer Schlinge, aber sogar die Männer hatten – nachdem sie sich grundsätzlich mit der Vorstellung abgefunden hatten, daß sie jagte – zugegeben, daß sie von allen Clansangehörigen, die mit der Schlinge auf die Jagd gingen, am geschicktesten war. Sie hatte es sich selbst beigebracht, und sie hatte teuer für das Erlernen dieser Kunst bezahlt.
    Seit sprießende Kräuter und Gräser jene Tiere, die in ihrem Bau unter der Erde überwinterten wie Erdhörnchen, Riesenhamster, große Wüstenspringmäuse und Hasen aus ihren Winterquartieren hervorlockten, trug Ayla auch wieder ihre Schlinge griffbereit über den Riemen gelegt, mit dem sie ihren Pelzumhang geschlossen hielt. Auch den Grabstock pflegte sie dort hinzustecken, doch ihr Medizinbeutelchen trug sie wie immer am Leibriemen unter ihrem Untergewand.
    Nahrung war reichlich vorhanden, und Holz und Feuer kaum weniger schwierig zu sammeln und zu entzünden. Sie verstand sich aufs Feuermachen und abgestorbene Bäume fanden sich immer wieder. Wann immer sie auf dürre Zweige oder Wildlosung stieß, sammelte sie sie ein. Allerdings machte sie nicht jeden Abend ein Feuer. Manchmal mangelte es ihr an dem richtigen Brennmaterial oder es war zu grün oder zu feucht; oder aber sie war zu müde und hatte keine Lust, sich damit abzumühen.
    Freilich schlief sie nicht gern ohne die Sicherheit eines Feuers im Freien. Die ausgedehnten Steppen boten Lebensraum für zahllose größere Weidetiere, deren Anzahl von einer Reihe vierbeiniger Raubtiere verkleinert wurde. Ein Feuer hielt diese für gewöhnlich fern. Innerhalb des Clans war es üblich, daß ein hochstehendes männliches Mitglied unterwegs immer glühende Kohlen trug, um das nächste Feuer entfachen zu können; deshalb war es Ayla anfangs auch nicht in den Sinn gekommen, Gerät zum Feuermachen mit sich herumzuschleppen. Nachdem sie sich das zur Gewohnheit gemacht hatte, fragte sie sich, warum sie nicht schon früher darauf gekommen war.
    Nur nützten Feuerbohrer und das flache Bohrholz auch nichts, wenn Zunder oder Holz zu grün oder feucht waren. Als sie jedoch das Skelett eines Auerochsen fand, glaubte sie, daß ihre Probleme gelöst seien.
    Der Mond hatte sich abermals gerundet, und der feuchte Frühling ging in den Frühsommer über. Ayla wanderte immer noch über die breite Küstenebene, die sich sanft dem Binnenmeer zuneigte. Schlamm, der durch den jahreszeitlich unterschiedlich hohen Wasserstand der Flüsse heruntergeschwemmt wurde, bildete durch seine Ablagerungen oft lange, zum Teil durch Sandbänke verschlossene oder sogar gänzlich abgeriegelte tote Flußarme, Lagunen oder Tümpel.
    Ayla hatte ein Lager auf trockenem Boden aufgeschlagen und war am Vormittag an einem solchen kleinen Tümpel stehengeblieben. Das Wasser machte einen fauligen Eindruck; offenbar war es ungenießbar, aber ihr Wasservorrat war sehr klein. Sie schöpfte mit der hohlen Hand, um zu kosten, spie das brackige Wasser aus und nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Wasserbeutel, um sich den Mund auszuspülen.
    Ich möchte wissen, ob der Auerochse hier auch von diesem Wasser getrunken hat, dachte sie, als sie vor den ausgebleichten Knochen und dem Schädel mit den spitz zulaufenden Hörnern stand. Sie kehrte dem Tümpel mit dem stehenden Wasser und dem Gebein, das sie an den Tod erinnerte, den Rücken zu, aber das Gerippe wollte ihr nicht aus dem Sinn. Immer wieder sah sie den weißen Schädel und die langen Hörner vor
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