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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Autoren: Jean M. Auel
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durch den Sinn: Such deine eigenen Leute und such dir selbst einen Gefährten.
    Die junge Frau wanderte in westlicher Richtung an der Küste entlang, überquerte so manchen Fluß und Bach, der hier in das Binnenmeer mündete, doch dann stieß sie auf einen ziemlich breiten Strom. Daraufhin wandte sie sich nach Norden, folgte dem schnellströmenden Wasserweg ins Landesinnere und suchte nach einer Stelle, wo sie übersetzen konnte. Sie ließ das schmale Band von Fichten und Lärchen hinter sich, Waldungen, in denen ab und zu ein Riese weit über seine verkrüppelten Vettern hinauswuchs. Als sie die Festlandssteppen erreichte, gesellten sich Weiden, Birken und Zitterpappeln zu dem Gesträuch aus Krüppelkiefern.
    Sie folgte jeder Windung und Schleife des meanderförmig dahinfließenden Stroms, und mit jedem Tag, der verging, wurde ihre Beklommenheit größer. Der Fluß verlief allgemein in nordöstlicher Richtung und zwang sie daher, wieder in den Osten zurückzukehren. Manche Clans jagten in den östlichen Teilen des Festlandes. Sie hatte daher vorgehabt, auf ihrer Wanderung in den Norden in westlicher Richtung voranzugehen. Sie hatte keine Lust, zufällig auf irgendwelche Clansangehörige zu stoßen – wo sie doch mit einem Todesfluch belegt war! Sie mußte unbedingt hinüber, auf die andere Seite des Flusses.
    Als der Strom sich verbreiterte und sich in zwei Kanäle verzweigte, die um eine kleine, mit grobem Kies bedeckte Insel herumflossen, an deren steinigen Ufern sich niedriges Buschwerk angesiedelt hatte, beschloß sie, den Übergang zu wagen. Eine Reihe größerer Felsen, die aus dem Kanal auf der anderen Seite herausragten, ließen vermuten, daß er seicht genug war, um hinüberwaten zu können. Sie war eine gute Schwimmerin, wollte jedoch ihre Kleidung und ihre Kiepe nicht naß werden lassen. Es könnte sein, daß es zu lange dauerte, bis alles wieder trocken war, und die Nächte waren immer noch empfindlich kalt.
    Sie ging am Ufer hin und her und beobachtete das rasch dahinströmende Wasser. Nachdem sie sich für die seichteste Stelle entschieden hatte, zog sie sich nackt aus, verstaute alles in ihrer Kiepe, hielt diese in die Höhe und stieg ins Wasser. Die Felsen unter ihren Füßen waren schlüpfrig, und die Strömung drohte sie umzuwerfen. Als sie die Mitte des ersten Wasserarms erreicht hatte, ging ihr das Wasser bis zur Hütte, doch sie erreichte ohne Mißgeschick die Insel. Der zweite Wasserarm war breiter. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt hinüberkäme, doch sie hatte die Hälfte bereits geschafft und wollte nicht aufgeben.
    Sie hatte die Mitte des zweiten Flußarms bereits hinter sich, als es plötzlich tiefer wurde und ihr das Wasser bis zum Hals stand, obwohl sie auf Zehenspitzen ging; die Kiepe hielt sie sich über den Kopf. Plötzlich fiel der Boden steil ab. Ihr Kopf tauchte unter und sie schluckte unwillkürlich Wasser. Doch im nächsten Augenblick trat sie Wasser, die Kiepe immer noch auf dem Kopf. Mit der einen Hand hielt sie sie im Gleichgewicht, während sie mit der anderen versuchte, auf das Ufer zuzurudern. Die Strömung ergriff sie und trug sie fort, doch nur eine kurze Strecke. Dann spürte sie wieder Felsen unter sich, und gleich darauf stieg sie die Uferböschung hinauf.
    Ayla ließ den Strom hinter sich und wanderte wieder durch Steppengebiet. Die Tage mit Sonnenschein überwogen schließlich die Regentage; die warme Jahreszeit hatte sie auf ihrer Wanderung gen Norden endlich eingeholt. Aus den Knospen an Bäumen und Sträuchern wurden Blätter, und an den Spitzen der Nadelbaumzweige zeigte sich helles frisches Grün. Sie pflückte davon und kaute unterwegs darauf herum; der leicht beizende Tannengeschmack tat ihr wohl.
    Sie gewöhnte sich an, den ganzen Tag über bis kurz vor Einbruch der Dämmerung zu wandern, und wenn sie dann einen Bach oder einen Wasserlauf fand, schlug sie dort ihr Lager auf. Wasser war immer noch leicht zu finden. Frühjahrsregen und Schneeschmelze in den nördlicheren Regionen hatten die Flüsse so anschwellen lassen, daß sie über die Ufer getreten waren; Wasser füllte Mulden und Rinnen, die später austrocknen oder bestenfalls zu Schlammlöchern werden würden. Daß Wasser in Hülle und Fülle vorhanden war, würde rasch vorübergehen. Die Feuchtigkeit würde bald aufgesaugt und verdunstet sein, freilich nicht, bevor sie die Steppe erblühen ließ.
    Fast über Nacht bedeckte das Weiß, Gelb und Violett – seltener Leuchtend-blau oder Rot
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