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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Autoren: Jean M. Auel
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Erde bevölkerten. Zwar hatte es »anatomisch moderne« Menschen schon seit langer Zeit gegeben, nun aber lösten sie ganz die Neandertaler ab, die seit ungefähr 60000 Jahren (also ab etwa 100000 vor heute) die Szene beherrscht hatten.
    Diese »Jetztzeitmenschen« des vollausgebildeten Typs Homo sapiens sapiens vermehrten sich. Sie drangen – nach Ausweis der archäologischen Befunde (die sich freilich von einem Tag auf den anderen ändern können) – noch während der EndEiszeit, als das Klima sich zu bessern begann, hinter ihrem den Gletschern folgenden Jagdwild her nicht nur bis nach Sibirien vor, sondern überschritten die damals im Gebiet der heutigen Beringstraße bestehende, mehr als 1000 Kilometer breite
    Landverbindung zwischen Asien und Amerika. Wir sagten es bereits: Der Meeresspiegel war um mehr als 100 m gesunken. Die Haupt-Gletschermassen, die den nordamerikanischen Kontinent unpassierbar machten, lagen weiter im Osten und Süden. Doch über die Bering-Landbrücke gelangte man damals ungehindert und trockenen Fußes nach Alaska. Nur das weitere Südwärts-Vordringen war in Amerika erst später möglich … Und allem Anschein nach waren diese Menschen gewaltige Jäger. Ihnen standen ja noch alle die Großtiere des Pleistozäns als Jagdwild zur Verfügung, und man hält es durchaus für möglich, daß der späteiszeitliche Jungsteinzeitmensch kräftig zum Aussterben wenigstens einiger Arten beitrug.
    So war denn trotz rauhen Klimas sowie karger Tundra- und Steppenvegetation diese eiszeitliche Umwelt für den Menschen der Sammler- und Jägerstufe (Ackerbau und Viehzucht gab es noch nicht) dennoch vielleicht ein Stück »Garten Eden«, in dem er aus dem Vollen lebte. Vielleicht ist es die Erinnerung hieran, die noch in so manchen Vorstellungen vom »verlorenen Paradies« fortlebt, welche schließlich in die Mythen sehr viel späterer Jahrtausende eingehen sollten!
    Von geradezu »paradiesischer« Fülle jedenfalls ist – und dies ist ein weiterer, vielleicht der augenfälligste »Achsenzeit«-Aspekt des Jungpaläolithikums – die kostbarste Hinterlassenschaft dieser spät-eiszeitlichen, spät-altsteinzeitlichen Jäger und Sammler; ihre Kunst! In der Tat ist das Jungpaläolithikum die erste große Kunstepoche der Weltgeschichte. Ihre zum Teil überwältigenden Erzeugnisse finden sich im Dordognegebiet (Südwestfrankreich) ebenso wie in Kantabrien (Nordspanien), im Pyrenäenraum (Südwestfrankreich), in Portugal, Südspanien, Südostfrankreich, Sizilien und Festlandsitalien wie am Rhein, an der Donau, in Mitteldeutschland, in Mähren, im Ural, in der Ukraine und in Südanatolien. Ja, jungpaläolithische »Kleinkunst« (vorwiegend Frauen- und Tierfigürchen aus Stein, Knochen, Elfenbein, bisweilen sogar schon aus gebranntem Ton) ist von Sibirien bis zum Atlantik verbreitet.
    Insgesamt unterscheidet man drei Kategorien jungpaläolithischer Kunst: Höhlenkunst (Malereien an Höhlenwänden und -decken, bisweilen auch Reliefs). Sie ist besonders eindrucksvoll im sogenannten frankokantabrischen Raum (Südwestfrankreich/Nordspanien) vertreten. Mobile
    Kunst (Malereien, vor allem aber Ritzungen an kleineren Gegenständen aus Stein, Knochen oder Elfenbein) und schließlich Statuetten, unter denen ganz besonders die bereits erwähnten Frauenfigürchen auffallen. Für diese Frauenfigürchen hat sich der Name »Venusstatuetten« eingebürgert, und damit scheint auch ihre Deutung festgelegt. Mit ihren betonten Brust-, Bauch- und Gesäßpartien scheinen sie von irgendwelchen Fruchtbarkeitsriten zu zeugen. Man schrieb den End-Altsteinzeitleuten ihretwegen einen allgemein verbreiteten »Kult der Großen Mutter« zu – über den Atlantik erreichte uns sogar die Kunde von einer »Hypersexualität« (übersteigerten Sexualität) der Steinzeitfrauen. Selbstverständlich läßt sich nichts dergleichen beweisen. Sexualität gehört zur Dynamik des Lebens, das archäologische Material aber ist tot, starr, in sich ruhend, adynamisch, statisch. Es spricht nicht von selbst und für sich selbst. Oder wenn es vielleicht doch eine unzweideutige, unmißverständliche Sprache spricht, sind wir jedenfalls noch weit davon entfernt, sie zu verstehen. Noch wissen wir nicht, wie wir die Verbindung zwischen diesem stummen, starren, toten, statischen Material und der Dynamik des Lebens in diesem Zeitraum vor 40000 bis 10000 Jahren herstellen sollen. Diese »Venusfigürchen« können ebensogut Zeichen männlicher Begierde, weibliche
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