Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren

Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren

Titel: Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
eine Hand auf die Schulter. »Was ist denn so verdammt komisch?«
    »Ich will mein Bild wiederhaben.« Er grinst wie ein Irrer. »Sie haben jemanden verhaftet … jemanden aus dem gleichen ›Club‹. Und sobald er redet, kommt alles ans Licht. Sie haben gerade Ihr Druckmittel eingebüßt.«
    »Das glauben Sie aber nur.«
    »Alle werden es wissen. Ich werde so oder so ruiniert sein. Also erzählen Sie es, wem Sie wollen. Es wird keinen Unterschied machen.« Er strafft die Schultern. »Und jetzt geben Sie mir mein verdammtes Gemälde zurück!«
    Der Mann denkt einen Moment nach, dann fragt er: »Wer ist es? Wen haben sie verhaftet?«
    »James Kirkhill – er unterrichtet Englisch an der Kingsmeath Secondary.«
    »Und sonst haben sie niemanden aus Ihrem ›Club‹ hochgenommen?«
    »Nein.«
    »Gut.« Der Mann klopft ihm auf den Rücken. »Dann habe ich noch eine andere ›Anlagemöglichkeit‹ für Sie und Ihre Freunde …«
    Die Flasche war fast alle, nur noch ein, zwei Schlucke, dann war es so weit. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein gewaltiger Sprung für Lord Peter Forsyth-Leven. Inzwischen war nicht nur sein Gesicht taub. Seine Hände waren wie gefrorene Klauen, und er konnte seine Füße nicht spüren. Aber das war nicht wichtig. Bald schon würde er nie wieder irgendetwas spüren.
    All die bedeutenden Dinge, die er in seinem Leben vollbracht hatte – das ehrenamtliche Engagement, die glänzende Karriere in der Politik – und das Einzige, was von ihm in Erinnerung bleiben würde, war das hier.
    Pädophiler. Selbstmörder. Mörder.
    Mit den beiden ersten hätte er leben – oder, besser gesagt, sterben – können, aber nicht mit dem letzten. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
    Er leerte die Flasche, und nach einem letzten prüfenden Blick durch das Glas schleuderte er sie in die Tiefe. Einen Augenblick lang taumelte sie funkelnd durch das Schneetreiben, dann konnte er sie nicht mehr sehen. Er hielt den Atem an, lauschte angestrengt auf das Geräusch, mit dem sie unten auf den Felsen zerschellen würde … doch da war nichts. Nur der Wind, der Schnee und die Nacht.
    Peter kletterte auf die höchste Zinne der Festungsmauer.
    Es war Zeit.
    Der Plan ist einfach: Jedes Mitglied des »Clubs« steuert fünftausend Pfund bei, und damit kaufen sie sich ein Leben. Ein Menschenleben für fünfunddreißigtausend Pfund. Gar nicht mal so viel, wenn man es sich überlegt. Fünftausend Pfund, um weitermachen zu können, als ob nichts passiert wäre. Um unbehelligt ihre kleinen privaten … »Indiskretionen« fortsetzen zu können.
    Fünftausend Pfund, um einen Menschen umbringen zu lassen.
    Der Mann geht erst, nachdem Peter ihm alle Namen gegeben hat, damit auch niemand »vergisst« zu bezahlen. Den Birnbaum nimmt er mit. Zurück bleibt ein Schatten auf der verblassten Tapete. Und so schlägt Peter die Zeit tot, indem er im Wohnzimmer auf und ab geht. Und eine Tasse Tee nach der anderen trinkt. Und immer wieder die Treppe hinaufläuft, um nach Margaret zu sehen. Und dann setzt er sich wieder an den Esszimmertisch und starrt die Lücke an, die Monets Gemälde zurückgelassen hat.
    Der Anruf kommt um halb zehn – es ist Tony, der sich anhört, als ob der Weihnachtsmann schon drei Tage früher zu ihm gekommen wäre. » Hast du die Nachrichten gesehen? Sie haben den Idioten heute Nachmittag gegen Kaution freigelassen. Um acht haben sie seine Leiche gefunden – erhängt in seinem Schlafzimmer. Mit Abschiedsbrief und allem Drum und Dran! Er hat sich umgebracht, also müssen wir deinem Typen keinen verdammten Penny zahlen! Es ist perfekt! «
    Perfekt.
    Peter sitzt am Tisch und blickt auf zu dem Schatten an der Wand. »Wie kommst du darauf, dass der Mann ihn nicht umgebracht hat und es wie einen Selbstmord aussehen ließ?«
    » Sei doch nicht  …« Eine ausgedehnte Pause. » Könnte er das tun ? «
    Peter muss fast lachen. »Natürlich könnte er das, aber es spielt keine Rolle, oder? Er hat unsere Namen. Was glaubst du denn, was er tun wird, wenn wir uns weigern?«
    Wieder eine Pause, und dann eine Flut von Schimpfwörtern. » Du Schwein! Du hast ihn uns auf den Hals gehetzt, und jetzt wird er uns alle erpressen! Du blöder, hirnrissiger Scheiß …«
    Peter legt auf, vergräbt das Gesicht in den Händen und weint.
    Er hat alle verraten. Seine Familie, seine Freunde, seine Wähler, seine Stadt, sogar seine Mit-Pädophilen …
    Es gibt nur noch eine Sache, die er tun muss, und dann kann er alles vergessen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher